"Es ist der schrecklichste Tag meines Leben", schrieb die 66-Jährige am Mittwoch in einem Statement, nachdem sie gestanden hatte, dem Finanzamt falsche Angaben gemacht zu haben. "Ich habe aus meinen Fehlern gelernt."
Die Staatsanwaltschaft beschuldigt die Galeristin, die mit Künstler wie Julian Schnabel und Jean-Michel Basquiat zur einflussreichsten Kunsthändlerin der 80er-Jahre wurde, 2012 private als geschäftliche Ausgaben deklariert zu haben und so für 2011 statt 1,2 Millionen Dollar nur 335 Dollar Steuern auf ihren eigentlichen Gewinn von 3,7 Millionen Dollar bezahlt zu haben. Sie hatte unter anderem die millionenteure Renovierung ihrer Wohnung als geschäftliche Ausgabe angeben. In ihrer Steuererklärung gab Boone so einen Verlust von 52.000 Dollar an, statt den Gewinn von 3,7 Millionen.
Staatsanwalt Geoffrey S. Berman schreibt in seiner Stellungnahme, Mary Boone habe betrogen, indem sie "offensichtlich über ihre Ausgaben gelogen und ein Versteckspiel mit verschiedenen Bankkonten gespielt hat, um ihr wahres Vermögen nicht zu enthüllen. Steuervergehen mögen wie ein Verbrechen ohne Opfer wirken, aber das sind sie nicht."
Boone ist mit den Behörden jetzt übereingekommen, dass sie drei Millionen Dollar für 2009, 2010 und 2011 bezahlen wird. Ein Gerichtsurteil wird im Januar erwartet. Die Galeristin könnte dann zu einer Gefängnisstrafe von bis zu drei Jahren verurteilt werden.
Mary Boone stand bereits vergangenen November vor Gericht in einer zivilrechtlichen Auseinandersetzung um ein Bild des von ihr vertretenen Malers Ross Bleckner. Die Galeristin einigte sich damals mit dem Hollywoodschauspieler Alec Baldwin auf eine Entschädigung im sechsstelligen Bereich. Baldwin hatte 2010 ein Bleckner-Bild aus dem Jahr 1996 für 190.000 Dollar gekauft, aber als er das Bild erhielt, stellte er fest, dass es etwas anders aussah als auf einer Abbildung und bei einer Versteigerung drei Jahre zuvor. Bleckner soll dann zugegeben haben, dass es sich um eine Kopie handelt, woraufhin der Schauspieler Boone verklagte.
Mary Boone hat vor 40 Jahren ihre Galerie im Stadtteil SoHo eröffnet und wurde schnell zu den erfolgreichsten Kunsthändlern der USA und zu einer entscheidenen Protagonistin des Kunstmarktbooms der 80er-Jahre. 1982 war ein Porträt über sie im "New York"-Magazin mit dem Titel "The New Queen of the Art Scene" überschrieben. In Julian Schnabels Film "Basquiat" wird sie von Parker Posey dargestellt. Heute vertritt sie unter anderem Ai Weiwei, Barbara Kruger, Robert Barry und Angela Bulloch.