Der deutsche Leiter des Londoner Victoria and Albert Museums, Martin Roth, gibt seinen Posten auf. Das bestätigte Roth in Medienberichten am Sonntag. Er wolle sich politisch wieder mehr engagieren, begründete der 61-Jährige den Schritt im Deutschlandfunk. Außerdem glaube er nicht, dass er das führende britische Museum für Kunst und Design nach fünf Jahren an der Spitze noch "besser hinbekomme". Der "Berliner Zeitung" (Montag) sagte Roth, er bedauere die Entscheidung. Aber die Situation in Europa brauche "gerade mehr als nur gute Ausstellungen".
Spekulationen, er ziehe sich aus Enttäuschung über das Brexit-Votum der Briten zurück, bestätigte Roth nicht direkt. Im Deutschlandfunk sagte er aber, es sei "erbärmlich", was die Kunst- und Kulturwelt gegen politische und gesellschaftliche Bedrohungen unternehme. Man schaue nur zu und befasse sich mit sich selber. Das Europa, an das er glaube, existiere möglicherweise schon längst nicht mehr.
Die Briten hatten sich am 23. Juni in einer historischen Abstimmung entschieden, die Europäische Union zu verlassen. Roth hatte sich vor dem Referendum deutlich gegen einen Brexit ausgesprochen. Nach Bekanntwerden des Ergebnisses zeigte er sich damals entsprechend enttäuscht. "Ich empfinde dieses Ergebnis als persönliche Niederlage", sagte Roth damals der Deutschen Welle.
Roth leitet das Victoria and Albert Museum seit 2011. Der Schwabe zählt zu den wichtigsten deutschen Museumschefs und galt auch in London als äußerst erfolgreich. Ausstellungen wie über David Bowie (2013) oder den Modedesigner Alexander McQueen (2015) lockten Hunderttausende an. Für 2017 ist eine Ausstellung über die Rockgruppe Pink Floyd geplant. Erst im Juli war das Victoria and Albert Museum von der britischen Kunststiftung "Art Fund" zum "Museum des Jahres" gekürt worden.
Von 1991 bis 2001 war Roth Direktor des Deutschen Hygiene-Museums Dresden, 2001 bis 2011 Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und von 1995 bis 2003 auch Chef des Deutschen Museumsbundes. Er ist der erste Deutsche an der Spitze eines britischen Topmuseums. Wie seit Juni bekannt ist, wird Roth von Mitte 2017 an ehrenamtlich als Präsident des Instituts für Auslandsbeziehungen (IfA) tätig sein.