Richter und Polke

In London vereint

Sie waren bahnbrechende Künstler, aber die Freundschaft zwischen Gerhard Richter und Sigmar Polke ging auf und ab. Eine Ausstellung bei Christie's in London führt sie wieder zusammen

Gerhard Richter und Sigmar Polke - zwei der Giganten der deutschen Gegenwartskunst - werden in einer Ausstellung in London nach fast einem halben Jahrhundert wieder vereint. Das Auktionshaus Christie's präsentiert rund 65 hochkarätige Werke, einige werden verkäuflich sein. Richter und Polke hatten zuletzt 1966 in Hannover gemeinsam ausgestellt. Polke starb im Sommer 2010 an einem Krebsleiden.

«Richter und Polke sind das dynamische Duett der deutschen Malerei der letzten 50 Jahre», sagte Francis Outred, Chef für europäische Nachkriegskunst bei Christie's. Nach ihrer Freundschaft in den frühen 60er-Jahren hätten sie später unterschiedliche Richtungen eingeschlagen. «Aber trotz dieser divergierenden Wege überschneiden sich ihre Kunst und ihre Ideen auf interessante Weise», sagte Outred.

Genau das will das Auktionshaus über das in der Branche eher unübliche Vehikel der Ausstellung vermitteln, die aus mehr als 30 Sammlungen zusammengetragen wurde. Der «intime Dialog» zwischen Richter und Polke soll nach Wunsch der Kuratoren offenbar werden.

Zwei der Gemälde waren schon in der bahnbrechenden Ausstellung in Hannover zu sehen: Richters «Flämische Krone» (1965) und Polkes Rasterbild «Bavarian» aus demselben Jahr. Auch Polkes «Laterna Magica» und Richters «Kleine Straße» sind zu sehen. Ihre gemeinsame Nachkriegserfahrung - die Jahre in der DDR, das westdeutsche Wirtschaftswunder, die Zeit an der Düsseldorfer Kunstakademie - habe beide Künstler nachhaltig beeinflusst. In den 50er-Jahren, als jeglicher Realismus in der Kunst der Abstraktion wich, seien sie gleichsam «in der Stunde Null der Kunstgeschichte der Nachkriegszeit» zusammengekommen, sagte Co-Kurator und Monopol-Blogger Kenny Schachter. Ihre Malerei habe die «postmoderne Periode wieder aufregend werden lassen». In diesem Sinne, so Schachter, könne die gemeinsame Schau in London «dazu beitragen, die Kunst von heute besser zu verstehen.»

Allerdings hoffen Experten auch, dass sich die erhebliche Lücke zwischen Richter und Polke bei Erlösen auf dem Kunstmarkt durch die Schau ein wenig schließen wird. Im Vergleich zu Richters Rekordpreisen müsse die Kunst Polkes als «unterbewertet» gelten, ist in Kunstkreisen nicht selten zu hören.

In diesem Zusammenhang wird auch auf eine «längst überfällige» Polke-Retrospektive im Museum of Modern Art in New York (19. April bis 3. August) hingewiesen, die anschließend in der Tate Modern in London und ab März 2015 im Museum Ludwig in Köln gezeigt wird.

Christie's Mayfair, 25. April bis  7. Juli