Unter dem Motto "a good neighbour" ("ein guter Nachbar") beginnt an diesem Samstag (16.9.) die Kunst-Biennale in der türkischen Metropole Istanbul. Bis zum 12. November steht die Schau für zeitgenössische Kunst dem Publikum offen. Kuratiert wird sie von dem skandinavischen Künstler-Duo Elmgreen & Dragset - dahinter stehen der Däne Michael Elmgreen und der Norweger Ingar Dragset.
56 Künstler aus 32 Ländern zeigen ihre Werke auf der 15. Biennale, darunter der deutsche Objektkünstler Olaf Metzel. Zehn der Künstler sind aus der Türkei. Es gibt sechs Ausstellungsorte, darunter das Museum für Moderne Kunst (Istanbul Modern) am Ufer des Bosporus.
Die Künstler sollen sich mit dem Thema Nachbarschaft auseinandersetzen und damit, wie sich in den vergangenen Jahrzehnten der Begriff der Heimat und das Zusammenleben geändert haben. In der Millionenmetropole Istanbul, in der Gentrifizierung und Verdrängung an der Tagesordnung sind, ist das ein hochaktuelles Thema.
Bei der Pressekonferenz vor der Eröffnung der Biennale am Dienstag in Istanbul wurde das Kuratoren-Duo auch mit der politischen Lage in der Türkei konfrontiert. Michael Elmgreen sagte auf die Frage, ob sie bei der Vorbereitung der Schau unter "Zensur" gelitten hätten: "Es gab nichts, was wir nicht tun konnten."
Elmgreen sagte, es wühle ihn auf, wenn er in internationalen Medien lese, die türkische Kunstszene sei im Niedergang begriffen. Er mache stattdessen eine "lebhafte junge Künstlerszene" in Istanbul aus, die durch solche Schlagzeilen Schaden nehme.
Das Kuratoren-Duo wurde auch auf die angespannten Beziehungen der Türkei zu Europa angesprochen. Elmgreen sagte: "Leider werden viele Menschen abgeschreckt durch reißerische Schlagzeilen in den Medien und durch Politiker, die Meinungsverschiedenheiten haben." Er hoffe, dass es Künstlern gelinge, besser zu kommunizieren. "Lasst uns miteinander reden!"
Bereits bei der Vorbereitung der Biennale mussten sich die Kuratoren mit der Frage auseinandersetzen, ob sie aufgrund der politischen Situation in der Türkei die Biennale nicht boykottieren wollen. Das Kuratoren-Duo machte in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) deutlich, dass sie sich bewusst dagegen entschieden haben, um die Künstler nicht zu isolieren. Ausstellungen und Konzerte seien wichtig zum Austausch und zur Kommunikation, sagte Elmgreen der SZ. "Wenn man damit aufhört und sich selbst zum Schweigen bringt, gewinnen die Autokraten."
Nach Angaben der Istanbuler Stiftung für Kultur und Kunst (IKSV), die die Biennale in der Bosporus-Metropole seit 1987 organisiert, werden auch in diesem Jahr Hunderttausende Besucher erwartet.