Ausstellung in Chemnitz

Künstler Michael Morgner vermisst Wiedervereinigung in der Kunst

Der Chemnitzer Künstler Michael Morgner hat nicht erlebt, dass es nach der deutschen Wiederverinigung eine Annäherung zwischen und Ost und West gab

Künstler Michael Morgner vermisst eine Wiedervereinigung in der Kunst. "In meinem Jahrgang gab es überhaupt keine", sagte er vor Eröffnung der Ausstellung "Lebenslinien" in den Kunstsammlungen seiner Heimatstadt zu seinem 80. Geburtstag der Deutschen Presse-Agentur. Viele Künstler, die die offizielle DDR-Kunst ablehnten und für künstlerische Freiheit eintraten, erführen zu Unrecht noch immer nicht die ihnen gebührende Wertschätzung. Die Schau in Chemnitz zeigt ab Sonntag 103 Gemälde, Skulpturen, Handzeichnungen und Druckgrafiken aus verschiedenen Schaffensphasen Morgners.

Morgner war ein Protagonist der non-konformen Kunstszene der DDR. Er setze sich in seinem Werk mit den existenziellen Fragen menschlichen Lebens auseinander, sagte Kuratorin Marie Winter. Themen wie Angst, Schmerz, Leid und Verlust, deren Verarbeitung und Überwindung seien angesichts politischer, gesellschaftlicher und ökologischer Krisen aktueller denn je und, "neben der herausragenden künstlerischen Qualität seiner Arbeiten, der Grund, ihm am Ort seines Schaffens" diese Schau zu widmen.

Morgner studierte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Fern der Kunsthochschulen verweigerte er sich den Konventionen der DDR-Kunst und gründete mit Künstler-Kollegen die Gruppe "Clara Mosch" (1977-1982). Ihre Chemnitzer Galerie galt als erste unabhängige Produzentengalerie in der DDR, bei Pleinairs thematisierten sie Tabu-Themen wie Umweltschutz und fehlende Freiheit.