Fondation Beyeler

Kampf der Skulpturen

Es hat schon seinen Reiz, wie die Ausstellung in der Fondation Beyeler die Stahlskulpturen des amerikanischen Bildhauers auf die Mädchentorsi und Vogelleiber des rumänischen Klassikers loslässt. Kollateralschäden sind nicht zu befürchten, obschon härtere Kontraste kaum denkbar scheinen als zwischen Constantin Brâncuşis „Muse endormie“, dem sanft geneigten Schlummerkopf, und den massigen Quadern, die Richard Serra so umstandslos in den Raum wuchtet, dass man meinen könnte, das Haus wäre in Wahrheit um sie herum gebaut worden.

Berührungen gibt es keine. Dass sich Serra (geboren 1939) zu Brâncuşi (1876–1957) bekennt, bedeutet angesichts des Kollegenlobs, das dem Rumänen seit 100 Jahren gewiss ist, nicht viel. Und dass sich Serra der Andacht entgegenstemmen könnte, die sich wie ein Cordon sanitaire um die Edelsteine, Nobelhölzer und Goldbronzen Brâncuşis legt, war kaum zu erwarten. Dazu interessiert er sich selbst zu sehr für eine verklärende Inszenierung seiner tonnenschweren Segmente.

Der von Oliver Wick kuratierten Schau schwebt ein nüchternerer Blick auf die Werke vor. Die Brâncuşi-Stücke stehen frei, ohne die Bedeckungen da, die sie anderswo zum Vitrinengut machen. Aber viel gewonnen wird dadurch nicht. Man kann eben kaum säkularisieren, was von seinem überirdischen Ursprung so überzeugt ist. Auch ohne gläsernes Reliquiar hallt von dieser Insichgekehrtheit noch immer das Schöpferwort wider: „Was ich euch gebe, es ist reine Freude. Die Gott am nächsten sind, die haben sie erschaut.“ Gegen solche Gebärde bleibt auch Serra machtlos.

Die Baseler Begegnung wurde kultiviert arrangiert. Von Brâncuşi alle wichtigen Arbeiten, von Serra eine Auswahl, die die Spannung nicht überstrapaziert. Der eine erzählt von der Entlastung der Körper durch ihre Verwandlung in Formen, denen Zeit und Geschichte nichts anhaben können. Der andere führt vor, wie man die Erdschwere leicht macht, indem man, was die schwere Erde hergibt, zu eleganten Schwüngen und riskanter Statik verführt. Ein neuer Lehrsatz der Physik wird nicht daraus. Ein geschmackvolles Aperçu ist die Ausstellung allemal. 

Fondation Beyeler, Riehen bei Basel, bis 21. August