Das Gemälde aus dem Jahr 1866 ist berüchtigt: Es zeigt den liegenden Torso einer nackten Frau, die behaarte Vulva im Zentrum des Bildes. Skandalös war das damals. Heute ist das explizite Bild längst Kunstgeschichte und hängt als Besuchermagnet im Musée d’Orsay in Paris.
Kürzlich aber wurde das Gemälde erneut zum Mittelpunkt eines kleinen Skandals: Die Luxemburger Künstlerin Deborah de Robertis setzte sich Ende Mai in einer Performance ohne Vorwarnung auf den Boden vor das Gemälde, lüpfte ihr kurzes, goldenes Cocktailkleid und zeigte den Besuchern ihr Geschlechtsteil. Nach kurzer Verwirrung schickten Wärter applaudierende Museumsbesucher, die von der Künstlerin eingeladen waren, aus dem Raum. Schliesslich wurde de Robertis von der Polizei abgeführt, aber kurze Zeit später wieder freigelassen.
Die Künstlerin, die sich auch in früheren Arbeiten mit dem Verhältnis der Geschlechter auseinandergesetzt hat, versteht ihre Aktion hingegen als Performance: Mit "Mirror of Origin", Teil der größeren Serie "Mirror", wolle sie nicht nur Courbets Bildmotiv nachspielen, sondern auch verbessern, sagt de Robertis dem "Luxemburger Wort". Courbets "Ursprung der Welt" zeige nicht den eigentlichen Ursprung. Auf dem Gemälde sei die Vagina geschlossen, das sei eine Lücke in der Geschichte der Kunst. Mit ihrer Aktion wollte die Künstlerin den "Ursprung des Ursprungs" zeigen, "das Unendliche".
Nach eigenen Angaben habe sie die Aktion vor dem Bild einige Wochen zuvor schon einmal durchgeführt und sich dabei fotografieren lassen. Damals habe sie kein Aufsehen erregt. Das Museum verurteilte jetzt die erneute Aktion: Es sei gleich, ob es sich dabei um eine Performance handele, heißt es in einem Statement, die Handlung verstoße gegen die Hausordnung und verärgere andere Besucher. Die Leitung des Museums und zwei Wärter erstatteten Anzeige gegen die Künstlerin.