Museum für afrikanische Gegenwartskunst eröffnet

Jochen Zeitz: Museum soll zeitgenössischen Dialog mitgestalten

Ex-Puma-Chef Jochen Zeitz (54) backt keine kleine Brötchen. Vor mehr als zehn Jahren entdeckte der Afrika-Liebhaber, früherer Chef des Sportartikelherstellers Puma, eine Lücke im Kunstmarkt: Auf dem Kontinent fehlte ein Museum, das sich auf zeitgenössische Kunst spezialisiert. So begann der Sammler und Geschäftsmann tausende Werke zusammenzutragen, die nun im Zeitz Museum of Contemporary Art Africa, kurz Zeitz MOCAA, zu sehen sind.

Wie kam es zu der Entscheidung, zeitgenössische afrikanische Kunst zu sammeln?
Jochen Zeitz: Zum Sammler wurde ich, weil ich der Meinung war, dass es in Afrika irgendwo einmal eine Institution oder ein Museum braucht, in dem man afrikanische Kunst repräsentativ ausstellen und der Öffentlichkeit zugängig machen sollte. Das hat aus meiner Sicht gefehlt. Und so wurde diese Sammlung aufgebaut, mit dem Ziel, eben genau das zu tun.

Wie groß ist die Sammlung, die Sie dem Zeitz MOCAA zur Verfügung stellen?
Ich habe sie selbst noch nicht gezählt. Es sind mehrere tausend Objekte. Es wird viele Jahre dauern, bis wir das alles hier in Kapstadt ausgestellt haben. Zur Eröffnung wird nur ein kleiner Bruchteil zu sehen sein. Unser Ziel ist außerdem, nicht nur meine Kollektion öffentlich zu zeigen, sondern auch andere zu motivieren hier mitzumachen, beispielsweise durch das Ausleihen von Werken.

Wieso haben Sie sich auf afrikanische Kunst des 21. Jahrhunderts spezialisiert?
Wir wollen den zeitgenössischen Dialog mitgestalten - sozial, politisch, kulturell, umweltbezogen. Das sind alles Themen, die in Afrika eine Rolle spielen. Für uns war es nicht wichtig oder notwendig, die Geschichte afrikanischer Kunst abzudecken. Uns geht es um die Aussage der Künstler der heutigen Zeit.

Welche Kriterien wenden Sie beim Kauf von Kunstwerken an?
Es geht bei der Sammlung nicht um meinen eigenen Geschmack. Wir kaufen Kunst, die entweder Geschichte geschrieben hat, oder Künstler, die im 21. Jahrhundert schon einen Akzent gesetzt haben. Wir kaufen oft in großem Umfang und wollen repräsentativ alle Regionen [Afrikas] und die Diaspora abdecken. Die Kunstwerke sollen eine klare, wichtige Aussage haben, die die Leute bewegt, jung oder alt. Natürlich ist die Sammlung noch nicht vollständig. Da gibt’s noch viel zu tun. Ich sammle ja auch noch weiter.

Seit fast zehn Jahren haben Sie an der Entstehung des Zeitz MOCAA mitgearbeitet. Was hat Sie am meisten überrascht?
Ich hätte nicht erwartet, dass sich so schnell das Interesse an zeitgenössischer afrikanischer Kunst entwickelt. Wenn man die Dynamik sieht, die sich in den letzten zwei Jahren entwickelt hat; da ist wirklich Bewegung reingekommen, das Interesse hat sich gesteigert. Das Museum soll für solche Entwicklungen ein Katalysator sein. Da haben sich Anspruch und Realität bereits getroffen.

Wie spiegelt sich diese Entwicklung konkret auf dem Kunstmarkt wider?
Es gibt auf einmal mehr zeitgenössische Kunstgalerien in Afrika. Mehr moderne afrikanische Kunst ist in europäischen Galerien, auf internationalen Messen und Ausstellungen zu sehen. Es gab zwar immer eine kleine Gruppe afrikanischer Künstler, die international vertreten waren, aber jetzt sind viele junge Talente dazugekommen. Man sieht mehr afrikanisches Selbstbewusstsein in den Ausstellungen. Kuratoren trauen sich jetzt, Afrika stärker in Fokus zu setzen.

 

ZUR PERSON: Jochen Zeitz, 1963 in Mannheim geboren, kam 1988 zum Sportartikelhersteller Puma nach Herzogenaurach und wurde 1993 dessen Vorstandsvorsitzender. Er war damals der jüngste Vorstandschef eines börsennotierten deutschen Unternehmens. Zeitz führte das angeschlagene Unternehmen aus der Krise. 2011 gab er den Chefposten ab. Zeitz gilt als Afrika-Kenner, er engagiert sich für Umweltschutz und nachhaltiges Wirtschaften.