Das weitgehend fertiggestellte Humboldt Forum in Berlin bekommt nun auch das umstrittene Kreuz auf seine weit sichtbare Kuppel. Laterne mitsamt Kreuz sollen am Freitag aufgesetzt werden, wie die Stiftung Humboldt Forum am Montag mitteilte.
Das ursprünglich nicht eingeplante christliche Symbol auf der Rekonstruktion des Monarchen-Schlosses wird unter anderem in Frage gestellt, weil das Humboldt Forum als Kultur- und Ausstellungszentrum völker- und religionsübergreifende Fragen thematisieren will. Der religiöse Anspruch des Kreuzes wird unterstrichen durch ein Schriftband, das die Kuppel umfasst und in dem die Unterwerfung aller Menschen unter das Christentum gefordert wird.
Die textliche Montage zweier Bibelverse sei "im Kontext ihrer historischen Entstehungssituation zu verstehen", heißt es dazu bei der Stiftung. "Die Akteure des Humboldt Forums sind sich daher der Problematik bewusst, die von einer städtebaulich und baukulturell begründeten, gleichwohl politisch und religiös interpretierbaren Wiederherstellung der monarchischen und christlichen Symbolik an einem Gebäude wie dem Humboldt Forum ausgeht."
Generalintendant Hartmut Dorgerloh sprach von einer "komplexen und nicht widerspruchsfreien" Entstehungsgeschichte des Ortes. "Es versteht sich daher von selbst, dass wir uns von jeglichen Macht-, Alleingültigkeits- oder gar Herrschaftsansprüchen distanzieren, die aus diesen Zeichen oder Inschriften abgeleitet werden können." Dazu verweist die Stiftung auf ein Dossier, in dem die Rekonstruktion historischer Symbole am Humboldt Forum thematisiert wird.
"Einladung zur Diskussion"
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sieht im Kreuz eine Einladung zur Diskussion. Es stehe als Symbol für Nächstenliebe, Freiheit, Weltoffenheit und Toleranz. Das Humboldt Forum werde "einen gleichberechtigten Dialog der Weltkulturen ermöglichen".
Die für September geplante erste Teileröffnung des Humboldt Forums war coronabedingt verschoben worden. Der 644 Millionen Euro teure Bau soll nach dem Willen der Stiftung aber noch in diesem Jahr eröffnet werden. Anschließend sind zwei weitere Schritte geplant, um das Forum bis Herbst 2021 komplett zugänglich zu machen.
Das 40 000 Quadratmeter umfassende Gebäude bespielen künftig die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit zwei ihrer Museen, das Land Berlin und die Humboldt-Universität. Gezeigt werden sollen Exponate aus Asien, Afrika, Amerika und Ozeanien sowie Objekte zur Geschichte Berlins. Diskutiert wird dabei auch über die koloniale Vergangenheit von Ausstellungsstücken.
Die Pläne für das Forum stammen vom italienischen Architekten Franco Stella und kombinieren Rekonstruktionen vor allem der Fassade des 1950 zerstörten früheren Stadtschlosses der Hohenzollern mit einer modernen Fassung des Gebäudes. Benannt ist das Forum nach dem Forscher Alexander von Humboldt (1769-1859) und seinem Bruder, dem Universalgelehrten Wilhelm von Humboldt (1767-1835).