Herbstauktionen in Deutschland

Global denken, lokal kaufen

Lempertz ruft klangvolle Namen aus Fotografie und Malerei auf
Das Kölner Kunsthaus Lempertz präsentiert einige der teuersten zeitgenössischen Werke dieses Herbsts. Ein aus dem Jahr 2004 stammendes abstraktes Gemälde von Gerhard Richter wird auf 280000 bis 300000 Euro geschätzt, eine Leinwand aus der Serie „Superficie Nera“ von Enrico Castellani auf 120000 bis 150000 Euro. Nicht nur erlebt der Italiener mit Kontakten zur Zero-Gruppe und dem Künstlerkreis um Manzoni derzeit einen Popularitätsschwung, das tiefschwarze Werk überzeugt zudem durch seine mit einer Nagelmaschine hergestellte Oberflächenstruktur. Arbeiten von Thomas Scheibitz, Norbert Bisky, Wilhelm Sasnal, Sigmar Polke und Tom Wesselmann kommen am 5. Dezember ebenfalls unter den Hammer. Traditionell ist Fotografie eine der Stärken von Lempertz. Schon 1989 begann man in Köln, eine jährliche Auktion für Fotoarbeiten durchzuführen, und war damit das deutschlandweit erste Haus mit diesem Spezialgebiet. Auch die diesjährige, am 4. Dezember stattfindende Fotografieauktion trumpft mit großen Namen auf: Bernd und Hilla Becher, Wolfgang Tillmans und Hiroshi Sugimoto für Preise im unteren fünfstelligen Bereich.
Kunsthaus Lempertz, Köln, „Photographie“, 4. Dezember, „Zeitgenössische Kunst“, 5. Dezember, www.lempertz.com
 
Grisebach wartet mit einer Reihe starker deutscher Zeitgenossen auf
Das Berliner Traditionshaus bietet ein überraschend umfangreiches Angebot an zeitgenössischer (deutscher) Kunst, noch bis vor wenigen Jahren gehörte dieser Bereich nicht zu den Stärken Villa Grisebachs. Eberhard Havekosts „Braune Plame“ soll 50000 bis 70000 Euro kosten, das Großformat „GP 92“ von Thomas Scheibitz 25000 bis 35000 und eine Jonathan-Meese-Leinwand 30000 bis 40000. Teuerstes Los der Auktion ist Günther Ueckers Nagelbild „Diagonale Teilung“ für 150000 bis 200000 Euro. Eine Twombly-Mappe, eine Collage von Mario Merz, Warhols „Tennessee Williams“, ein Metallbild von Imi Knoebel und ein kleiner Alex Katz runden das feine Programm ab.
Villa Grisebach, Berlin, „Ausgewählte Werke“, 27. November, „Kunst des 19., 20. und 21. Jahrhunderts“, 28. November, www.villa-grisebach.de
 
Van Ham versteigert große Herausforderungen für Sammlerwohnzimmer
Die Kölner von Van Ham setzen buchstäblich auf Größe. Über sechseinhalb Meter lang ist Anselm Kiefers aus einer Rakete bestehende Installation „Das Grab in den Lüften“, für die meisten Sammlerwohnzimmer scheidet sie daher als Dekoration wohl aus. Mit einem Schätzpreis von 500000 bis 700000 Euro hält das Werk von 1991 den Rekord in diesen deutschen Herbstauktionen, auch wegen der guten Provenienz: Die Arbeit stammt aus der Sammlung des Museu d’Art Contemporani in Barcelona. Dagegen sieht selbst Stephan Balkenhols unbetitelte farbige Skulptur aus Kambala-Holz (70000 bis 90000) klein aus, obwohl sie es auf knapp über drei Meter schafft – wie Tom Wesselmanns aus drei Aluminiumteilen bestehendes Objekt „Number Nine“, das zwischen 80000 und 120000 Euro liegt. Günther Ueckers Nagelbild „Windfeld“ soll 150000 bis 200000 bringen. Bei Werken von Lucio Fontana, Markus Lüpertz und Sam Francis sind hingegen teils sehr niedrige Summen veranschlagt, bei Fontanas beiden Papierarbeiten aus der Reihe „Concetto Spaziale“ (Formate circa DIN A4) zum Beispiel 20000 bis 25000 Euro.
Van Ham Kunstauktionen, Köln, „Moderne und Zeitgenössische Kunst“, 3. Dezember, www.van-ham.com
 
Quittenbaum verteidigt souverän die Errungenschaften der Tischkultur
Das erst 1998 gegründete Haus hat sich mit thematischen Auktionen zur Designgeschichte, denen längere Ausstellungen vorangehen, einen Namen gemacht. Am 1. Dezember versteigern die Münchner alles, was mit Tischkultur zu tun hat. Obwohl der Schwerpunkt des Angebots an Service, Geschirr and Gläsern auf dem Jugendstil liegt, kommen einige spannende Exponate aus der Moderne und Gegenwart zum Aufruf – für 10000 Euro etwa ein elegantes, futuristisches Kaffeeservice des Amerikaners Donald Colflesh aus dem Jahr 1969. 1931 entwarf der Deutsche Emil Lettré sein formvollendetes Besteck „Nr. 630“. Die Taxe für das Tafelsilber beläuft sich auf 7000 Euro.
Quittenbaum Kunstauktionen, München, „Höhepunkte der Design-Geschichte VI – Tischkultur“, 1. Dezember, www.quittenbaum.de