Fotos von der Flucht

Es war im Dezember 2015

Ein Hamburger Fotograf hat 2015 Flüchtlinge mit Einwegkameras ausgestattet, damit sie ihren Weg durch Europa selbst dokumentieren

Im Dezember 2015 verteilte Kevin McElvaney in Izmir, Lesbos, Athen und Idomeni 15 Fotoapparate in wasserfesten Hüllen an Flüchtlinge. Dazu gab es einen vorfrankierten, reißfesten Umschlag, auf dem seine Hamburger Adresse stand. Zwei Kameras wurden von Grenzschützern eingesammelt, eine ging verloren und zwei blieben in Izmir, da ihre Besitzer von den türkischen Behörden festgehalten wurden. Das erfuhr McElvaney, da er mit "seinen" Flüchtlingen per WhatsApp und Facebook Kontakt hielt. Nur das Schicksal von drei Kameras ist ungewiss – genauso wie das ihrer Besitzer.

"Ich möchte, dass die Anonymität des Begriffs Flüchtling verschwindet und die menschliche Perspektive greifbar wird", sagt McElvaney. "Es hat mich besonders bewegt, auch die positiven Momente zu sehen.". Sein Lieblingsbild ist das Foto eines Jungen, der in einem provisorischen Flüchtlingslager lächelnd in einem Stockbett steht. "Auf den Bildern des Vaters Dyab merkt man, wie fürsorglich er für den Sohn da sein will, auch auf dieser beschwerlichen Reise, auf die er sich aufmachen musste, nicht wollte."

Fotos von Firas aus dem Irak zeigen elendere Momente: Auf einem Bild steht eine Gruppe von Menschen um ein Feuer herum, das sie aus den eigenen Kleidungsstücken entfachten. Im Hintergrund ist der Bus zu sehen, der ihnen verschlossen geblieben sei, um sie zu den überteuerten Rasthof-Kiosken zu treiben, sagt McElvaney.

Die Idee zu dem Projekt kam dem Fotografen bei einer Kochveranstaltung mit Flüchtlingen. "Ich hörte krasse Geschichten von der Flucht, doch auf den Handykameras waren nur ein paar Selfies", sagt McElvaney. Handys würden zur Navigation und Kommunikation benutzt – die Einwegkamera-Fotos erzählen Geschichten.