Medienschau

Ein Gerhard Richter entspricht zwei Jonas Hofmanns

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Der Streit nach Verkauf eines Genzken-Werks bei "Bares für Rares" landet vor Gericht, Nationalspieler Hofmann kuratiert Museumsraum und das vielleicht beliebteste Foto der Welt: Das ist unsere Presseschau am Mittwoch

Monopol Top 100

Wie jedes Jahr haben wir erneut eine Liste der 100 prägenden Köpfe der Kunstwelt erstellt. "Wir haben das ganze Jahr darüber gesprochen, wie künstliche Intelligenz die Kunst verändert", sagt Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr im Interview mit SWR2-"Kultur Aktuell" über unseren Platz zwei. "Die Kunst selbst ist dazu da, diese Frage kritisch zu reflektieren." Auch in der Deutschlandfunk-Kultur-Sendung "Fazit" war Elke Buhr zu Gast. 

Porträt

Zu gestrigen 80. Geburtstag haben wir Kasper König gemeinsam mit Künstlerinnen und Künstlern gratuliert. Patrick Bahners erzählt in der "FAZ" anekdotenreich von der Zeit des Kurators am Kölner Museum Ludwig, dem König jetzt Teile seiner Sammlung geschenkt hat. "Mit dem Verkauf einer Brillo-Box von Andy Warhol, die König lange als Fernsehtisch diente, brachte er den größten Teil der Kaufsumme für seine Berliner Wohnung auf. Er beteuert, dass die Wertsteigerung nicht 'der Hintergedanke' beim Anlegen seiner Sammlung gewesen sei, die er auch gar nicht als Sammlung gewertet wissen möchte, eher als Ansammlung, als Privatdepot. 'Es ist vielleicht auch Teil meiner Gene, meine Familie ist ja zum Teil sehr kaufmännisch.'" Im "Tagespiegel" gratuliert Nicola Kuhn: "'Ick bün all hier!' scheint Kasper König dem Kunstbetrieb zuzurufen, doch multipliziert er sich nicht wie in Grimms Märchen, sondern schafft es in Personalunion. Seit sechzig Jahren macht er das so."

Kunstmarkt

Der Streit nach Verkauf eines "Weltempfängers" der Künstlerin Isa Genzken bei "Bares für Rares" landet vor Gericht, berichtet die "Kölnische Rundschau". Ein Pfleger hatte in der ZDF-Show die Betonskulptur an eine Kunsthändlerin verscherbelt, die Arbeit habe er angeblich von der Künstlerin geschenkt bekommen. Wie Monopol einen Tag nach Ausstrahlung der Sendung herausfand und berichtete, war das Werk inzwischen bei Sotheby’s in Köln im Angebot einer Online-Versteigerung. Nach dem Antrag auf einstweilige Verfügung hatte die Kunsthändlerin den "Weltempfänger" dann wieder aus der Auktion zurückgezogen. Nun versuche der Betreuer gemeinsam mit der Künstlerin das Werk zurückzubekommen, berichtet die "Kölnische Rundschau": "Vorerst vergeblich, denn Zivilrichter Dominik Bitzenhofer wies Anfang des Monats einen beim Landgericht Bonn eingegangenen Antrag auf eine einstweilige Verfügung zurück, wie Pressesprecherin Gerlind Keller Freitag auf Nachfrage bestätigte. Die Antragsteller hatten vorgebracht, Genzken sei zum Zeitpunkt der Schenkung nicht geschäftsfähig gewesen." Die Schenkung hätte folglich unter dem Einwilligungsvorbehalt des Betreuers gestanden. "Dem mochte der Richter nicht folgen: Der Intensivpfleger habe sich das Kunstwerk mindestens 'ersessen': Da er immer von der Rechtmäßigkeit der Schenkung ausgegangen und in den folgenden zehn Jahren niemals etwas Gegenteiliges gehört habe, geschweige denn ein Wunsch auf Herausgabe an ihn heran getragen worden sei, gehöre das Kunstwerk nun ihm. Er habe es gutgläubig in Besitz genommen und behalten." Isa Genzken ist übrigens die Nummer eins der diesjährigen Monopol Top 100.

"Der Spiegel" legt noch einmal nach mit einer weiteren Recherche zu Kunstsammlungen, mit denen russische Oligarchen ihr Vermögen vor Sanktionen verstecken. Schon vor einigen Woche beleuchtete das Magazin die Sammlung von Roman Abramowitsch und Dascha Schukowa. Diesmal porträtiert das Autorenteam Pawlo Kulyk, der von Kiew aus den Machenschaften der reichen Russen nachspürt. "Kulyk und seine Leute arbeiten oft auch nach Dienstschluss an ihrer Datenbank. In der verzeichnen sie für die weltweite Öffentlichkeit solche Kunstwerke, die sich mutmaßlich im Besitz sanktionierter Oligarchen befinden. Ihre Rechnung geht so: Würde man die Werke beschlagnahmen und verkaufen, könnten Milliarden in den Wiederaufbau der Ukraine fließen, vielleicht sogar in die Restaurierung zerstörter Kulturstätten."

Ausstellung

Der deutsche Fußball-Nationalspieler Jonas Hofmann hat im Leverkusener Museum Morsbroich eine Ausstellung mitkuratiert, berichtet der "Kicker". Der Mittelstürmer von Bayer Leverkusen ist eine von zehn Personen, die bei der Ausstellung 'sein & haben' Kunstwerke aus der Sammlung des Museums ausgewählen durften und jeweils einen eigenen Raum kuratiert haben. "Hofmann, nach eigenem Bekunden selbst alles andere als ein Kunstexperte, wählte seine vier Werke unter dem Gesichtspunkt aus, dass er als Freund der Natur in dieser 'großes Glück verspüre'. Darunter auch Gerhard Richters Gemälde 'Tiger' aus dem Jahr 1965, das prominenteste und teuerste Exponat des Museums, dessen Wert auf 20 Millionen Euro geschätzt wird. Wenn man so will, hängte sich der im Sommer von Borussia Mönchengladbach nach Leverkusen gewechselte Offensivakteur also ein Kunstwerk in seinen Raum, das zwei Hofmanns entspricht. Zahlte Bayer für ihn doch zehn Millionen Euro Ablöse."

Bücher

Ein neues Buch versammelt das druckgrafische Werk des Malers Kerry James Marshall aus fast einem halben Jahrhundert. Françoise Mouly und Genevieve Bormes haben sich den Band für den "New Yorker" angeschaut. "Im Gegensatz zu vielen anderen Malern, die zwischen den Disziplinen wechseln, hat Marshall nur selten die Hilfe professioneller Grafiker in Anspruch genommen und zieht es stattdessen vor, auf Trab gehalten zu werden. 'Man bringt sich selbst in eine Position, in der man ein wenig aus dem Gleichgewicht gerät, und man arbeitet daran, es wieder in Ordnung zu bringen'."

Das besondere Kunstwerk

Die "New York Times" wundert sich über den Markterfolg der Fotografie "Girls in the Windows" von Ormond Giglis, die sich in 600-facher Auflage auf der ganzen Welt verkauft wie verrückt. 1960 hatte der Fotograf 40 Models  in den Schaufenstern der Brownstones an der East 58th Street in Manhattans Upper East Side posieren lassen, eine bunte Mischung aus Kleidern und Abendkleidern. Zwei weitere Frauen stehen auf dem Bürgersteig, neben einem silbernen Rolls-Royce. "In den letzten 30 Jahren wurden etwa 600 signierte und nummerierte Exemplare zu Preisen zwischen 15.000 und 30.000 Dollar verkauft. Das Bild wird in Galerien auf der ganzen Welt angeboten", schreibt David Segal. Auch auf dem Auktionsmarkt sei das Bild ein riesiger Erfolg. "Es muss das erfolgreichste Foto aller Zeiten sein", sagt eine Mitarbeiterin des Auktionshauses Phillips.