Kassel im Kunst-Fieber

Documenta-Vorbereitungen auf der Zielgeraden

Ein Installation aus Altkleider-Ballen vom Nest Collective aus Nairobi steht umzäunt vor der Orangerie im Staatspark Karlsaue. Die Kunstausstellung geht vom 18.06. bis 25.09.2022
Foto: Swen Pförtner/dpa

Ein Installation aus Altkleider-Ballen vom Nest Collective aus Nairobi steht umzäunt vor der Orangerie im Staatspark Karlsaue. Die Kunstausstellung geht vom 18.06. bis 25.09.2022

Wenige Tage vor der Eröffnung der Documenta Fifteen sind die Vorbereitungen für die Weltkunstausstellung in vollem Gange. Zahlreiche Beiträge sind bereits sichtbar und die Stadt macht sich schön

Endspurt bei den Vorbereitungen für die Documenta Fifteen: Am Samstag beginnt die Kasseler Weltkunstausstellung. Veranstalter, Stadt, Hoteliers und Gastronomen legen letzte Hand an, um sich für den Besuch Hunderttausender Kunstfans zu rüsten. Dass mit ihnen zu rechnen ist, zeigen die Vorverkaufszahlen: "Inzwischen sind wir bei einem Stand von über 54.000 verkauften Tickets, was erheblich mehr ist als zum selben Zeitpunkt 2017 bei der letzten Documenta", sagt Henriette Sölter, Sprecherin der Documenta Fifteen. Zum Vergleich: Vor der Documenta 14 im Jahr 2017 waren es Sölter zufolge Mitte Mai 20.000 Tickets. Damals kamen insgesamt rund 891.500 Besucher nach Kassel. 

"Nach wie vor laufen die Vorbereitungen nach Plan und alle Beteiligten freuen sich sehr darauf, einander und den Gästen der Documenta Fifteen ab Samstag in Kassel zu begegnen, sich auszutauschen und gemeinsam Lumbung zu praktizieren", betont Sölter. "Lumbung" ist das indonesische Wort für eine gemeinschaftlich genutzte Reisscheune, in der die überschüssige Ernte zum Wohle der Gemeinschaft gelagert wird. Diese Tradition des Teilens will das aus Indonesien stammende Kuratorenteam Ruangrupa auf die Weltkunstausstellung in Kassel übertragen.

Derzeit werden laut Sölter die Beiträge für die Ausstellung fertiggestellt und das Programm für die 100 Documenta-Tage mit Eröffnung und diversen Veranstaltungen koordiniert. Orte wie das zentrale Welcome Center im Ruruhaus - laut Ruangrupa das Wohnzimmer der Documenta Fifteen - würden aktuell ausgestattet. Besucherinnen und Besucher können sich dort unter anderem informieren, Einblicke in die Arbeit an der Documenta bekommen, Tickets und Ausstellungsrundgänge buchen und in einem Café verweilen.

Kassel soll schöner werden

Auch die Stadt wird derzeit herausgeputzt. "Das Umwelt- und Gartenamt mäht und reinigt vor Beginn der D15 noch einmal verstärkt die innerstädtischen Grünanlagen. An verschiedenen Plätzen blühen bereits farbenprächtige Blumenbeete", sagt Sprecher Sascha Stiebing. Die Stadtreiniger seien zurzeit verstärkt im Einsatz, etwa um Oberflächen, Plätze und Straßen zu reinigen und Müllbehälter aufzustellen. Alle städtischen Documenta-Außenwerke der vorangegangenen Ausstellungen seien inspiziert und je nach Zustand gesäubert oder restauriert worden. Aktuell werden laut Stiebing die Fußgängerwegeleitung und die Verkehrslenkung beschildert, Sperrungen für die Eröffnungsveranstaltungen vorbereitet und Parkverbotszonen ausgewiesen. 

Auf Besuchermassen stellt sich ebenfalls die Kasseler Verkehrs- und Versorgungs-GmbH (KVG) ein. "Während der früheren Weltkunstausstellungen haben wir jeweils etwa eine dreiviertel Million zusätzliche Fahrgäste begrüßt. Wir rechnen auch bei der D15 deshalb mindestens mit diesem Zuwachs", sagt Sprecherin Heidi Hamdad. Mit der Linie D15 sei daher eine zusätzliche Buslinie vorbereitet worden. Sie wird die Innenstadt mit den Ausstellungsorten im Kasseler Osten verbinden. 

Luft nach oben sieht aktuell noch die Hotelbranche. "Die Buchungslage ist bislang relativ verhalten. Das internationale Aufkommen ist im Moment noch nicht so stark", sagt der Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Nord- und Osthessen, Oliver Kasties. Er führt das vor allem auf Unsicherheiten wegen der Corona-Pandemie zurück. "Das wird aber anziehen. Die Documenta muss erstmal anlaufen", ist er sich sicher.

"Gut auf die Documenta eingestellt"

Die Betriebe treibe gerade vielmehr der Personalmangel um. "Die Tendenz gab es schon vor der Pandemie. Das Problem ist aber durch sie noch beschleunigt worden", erklärt Kasties. Die Gastronomen schalteten gerade verstärkt Stellenanzeigen und passten sich im Zweifel der Lage an. "Manche verkleinern die Karte, andere verändern die Öffnungszeiten." Kasties ist aber dennoch zuversichtlich. "Ich denke, die Betriebe haben sich gut auf die Documenta eingestellt. Sie kennen das ja schon von früheren Ausstellungen und wissen, dass ihnen 100 Tage Hochsaison bevorstehen."

Die Documenta gilt neben der Biennale in Venedig als wichtigste Präsentation von Gegenwartskunst. Die 15. Ausgabe findet vom 18. Juni bis 25. September in Kassel statt.