Die Jalousie zeigt sich leidensfähig. In der Serie „Collapses“, die an der Grenze zwischen Installation und Fotografie balanciert, gelingt es der in Amsterdam lebenden Finnin Sara Bjarland, die Lamellen derart zu verbiegen, dass der Sonnenschutz anthropomorphe Züge bekommt. Er verweigert nicht nur seine Funktion. Das Ungetüm streckt sich nach allen Seiten und wirbelt scheinbar so lange mit den Beinen wie eine Cancan-Tänzerin, bis der Korpus kollabiert. Auch Pflanzen und Insekten machen in ihrem Universum nicht das, was man von ihnen erwartet. Sie verändern wie in der Serie „Plants“ ihren Aggregatzustand, so dass man in den zerfließenden Formen eigenwillige Charaktere zu entdecken glaubt.
Eine erfreulich reale Entdeckung ist die 1981 geborene Künstlerin selbst. Mit ihrer Brüsseler Hopstreet Gallery nimmt sie an der inzwischen dritten Ausgabe der Brussels Cologne Contemporaries teil. Die BCC wurde als lose Fernbeziehung zwischen Köln und Brüssel aus der Taufe gezogen. Die Kölner Jung-Galerien, die unter dem Label Cologne Contemporaries seit 2008 mit alljährlichen Rundgängen erfolgreich auf sich aufmerksam machen, luden die Kollegen an den Rhein ein, um die Achse Köln-Benelux zu stärken.
Acht belgische Galerien haben diesmal den Weg in ein ehemaliges Bürogebäude an der Agrippastrasse gefunden, wo Kuratorin Carla Donauer auf drei Etagen zu ihrer Dialog-Schau einlädt. Darunter auch die Galerie Super Dakota, die atelierfrische Gemälde des 1985 geborenen Manor Grunewald im Gepäck hat. Der Belgier findet seine Bildvorlagen ähnlich wie Sara Bjarland im Alltag: von Zeitungen über Werbung bis zu digitalen Medien. Die Motive werden durch Kopieren und Collagieren einem Entfremdungsprozess unterzogen. Auf der Leinwand erfahren sie eine weitere Metamorphose. Die in Köln gezeigten Arbeiten ähneln kraterhaften Weltraumformationen und verfügen über den beruhigenden Charme der perfekt versponnenen Schlafzimmertapete.
In der Location mit dem blumigen Namen „t.a.t. & new talents“ gesellen sich elf Kölner dazu. Marion Scharmann zeigt Fotografien von Martina Sauter. Die Absolventin der Klasse von Thomas Ruff an der Kunstakademie Düsseldorf greift auf Filmstills zurück, die sie mit inszenierten Settings montiert. Aus dem Rendezvous ergeben sich spannungsgeladene Erzählräume. Der Betrachter fühlt sich zur detektivischen Schnitzeljagd auf den Spuren von Hitchcocks suspense animiert: Handelt es sich bei der eleganten Frau um Faye Dunaway in Polanskis Klassiker „Chinatown“. Woher kommt der poröse Türrahmen? Warum heißt das Bild „Mia“? Hat Mia Farrow nicht in „Rosemaries Baby“ mitgespielt?
Einen besonderen Mitspieler hat sich auch Evamaria Schaller im Auftrag der Galerie Teapot ausgesucht. Die 33-Jährige wird sich in dem Veranstaltungsraum der BCC für ihre Installation der Feuerlöscher bemächtigen und sie zu einer Lampe zweckentfremden, begleitet von der Video-Performance „4 Stunden Putzen“, die den Rest der Widerstandsgeschichte gegen institutionelle Reglementierungen erzählt.
Timo Behn lässt sich ebenfalls keine Vorschriften machen. Eine Auswahl seiner abstrakt-geometrischen Arbeiten streckt die Galerie Sebastian Brandl über zwei Wände hinweg in Petersburger Hängung. Einen leiseren Ton schlägt Anne Lina Billinger von der Galerie Schmidt & Handrup an. Ihre aus Glas, Zeitung oder Sprühfarben collagierten Skulpturen tragen einen von Obstkisten umrahmten Betonuntergrund, auf dem sich die gegensätzlichen Materialien zu filigran ornamentalen Malereien emporschwingen. Ihr Kollege Marcus Kleinfeld bekommt bereits einen Tag vorher seinen Auftritt in den Räumen der Galerie.
Neben der Gruppenschau laden die diesjährigen Kölner Teilnehmer der parallelen CC nämlich schon am Donnerstag in ihre Räume ein. Der Titel seiner Soloschau „Condition Report“ nimmt Bezug auf die Protokolle, die aus Versicherungsgründen den nach einer Schau oft ramponierten Zustand eines Kunstwerks registrieren. Eine ideale Metapher für seine eigenen Leinwandcollagen, die sinnlich und zugleich schmerzhaft entlarvend nach gesellschaftlichen Bruchstellen fahnden. Die Galerie DREI streckt die Fühler vorbildlich nach internationalem Flair aus.
Zur BCC kollaborieren Ditte Gantriis und James Clarkson. Während die Dänin die Wände mit ihren „Alimentari“ plakatiert, steuert der Britte Skulpturen aus vorgefundenen Materialien bei, die verblüffende Analogien zu Klassikern der Kunst- und Designgeschichte aufweisen. In den Galerieräumen kuratiert Clarkson unter dem Titel „Apples and Pears“ zudem eine eigene Gruppenschau.
Brussels Cologne Contemporaries, „t.a.t & new talents“-Gebäude in der Agrippastr. 37, 23. bis 26. Januar
Eine erfreulich reale Entdeckung ist die 1981 geborene Künstlerin selbst. Mit ihrer Brüsseler Hopstreet Gallery nimmt sie an der inzwischen dritten Ausgabe der Brussels Cologne Contemporaries teil. Die BCC wurde als lose Fernbeziehung zwischen Köln und Brüssel aus der Taufe gezogen. Die Kölner Jung-Galerien, die unter dem Label Cologne Contemporaries seit 2008 mit alljährlichen Rundgängen erfolgreich auf sich aufmerksam machen, luden die Kollegen an den Rhein ein, um die Achse Köln-Benelux zu stärken.
Acht belgische Galerien haben diesmal den Weg in ein ehemaliges Bürogebäude an der Agrippastrasse gefunden, wo Kuratorin Carla Donauer auf drei Etagen zu ihrer Dialog-Schau einlädt. Darunter auch die Galerie Super Dakota, die atelierfrische Gemälde des 1985 geborenen Manor Grunewald im Gepäck hat. Der Belgier findet seine Bildvorlagen ähnlich wie Sara Bjarland im Alltag: von Zeitungen über Werbung bis zu digitalen Medien. Die Motive werden durch Kopieren und Collagieren einem Entfremdungsprozess unterzogen. Auf der Leinwand erfahren sie eine weitere Metamorphose. Die in Köln gezeigten Arbeiten ähneln kraterhaften Weltraumformationen und verfügen über den beruhigenden Charme der perfekt versponnenen Schlafzimmertapete.
In der Location mit dem blumigen Namen „t.a.t. & new talents“ gesellen sich elf Kölner dazu. Marion Scharmann zeigt Fotografien von Martina Sauter. Die Absolventin der Klasse von Thomas Ruff an der Kunstakademie Düsseldorf greift auf Filmstills zurück, die sie mit inszenierten Settings montiert. Aus dem Rendezvous ergeben sich spannungsgeladene Erzählräume. Der Betrachter fühlt sich zur detektivischen Schnitzeljagd auf den Spuren von Hitchcocks suspense animiert: Handelt es sich bei der eleganten Frau um Faye Dunaway in Polanskis Klassiker „Chinatown“. Woher kommt der poröse Türrahmen? Warum heißt das Bild „Mia“? Hat Mia Farrow nicht in „Rosemaries Baby“ mitgespielt?
Einen besonderen Mitspieler hat sich auch Evamaria Schaller im Auftrag der Galerie Teapot ausgesucht. Die 33-Jährige wird sich in dem Veranstaltungsraum der BCC für ihre Installation der Feuerlöscher bemächtigen und sie zu einer Lampe zweckentfremden, begleitet von der Video-Performance „4 Stunden Putzen“, die den Rest der Widerstandsgeschichte gegen institutionelle Reglementierungen erzählt.
Timo Behn lässt sich ebenfalls keine Vorschriften machen. Eine Auswahl seiner abstrakt-geometrischen Arbeiten streckt die Galerie Sebastian Brandl über zwei Wände hinweg in Petersburger Hängung. Einen leiseren Ton schlägt Anne Lina Billinger von der Galerie Schmidt & Handrup an. Ihre aus Glas, Zeitung oder Sprühfarben collagierten Skulpturen tragen einen von Obstkisten umrahmten Betonuntergrund, auf dem sich die gegensätzlichen Materialien zu filigran ornamentalen Malereien emporschwingen. Ihr Kollege Marcus Kleinfeld bekommt bereits einen Tag vorher seinen Auftritt in den Räumen der Galerie.
Neben der Gruppenschau laden die diesjährigen Kölner Teilnehmer der parallelen CC nämlich schon am Donnerstag in ihre Räume ein. Der Titel seiner Soloschau „Condition Report“ nimmt Bezug auf die Protokolle, die aus Versicherungsgründen den nach einer Schau oft ramponierten Zustand eines Kunstwerks registrieren. Eine ideale Metapher für seine eigenen Leinwandcollagen, die sinnlich und zugleich schmerzhaft entlarvend nach gesellschaftlichen Bruchstellen fahnden. Die Galerie DREI streckt die Fühler vorbildlich nach internationalem Flair aus.
Zur BCC kollaborieren Ditte Gantriis und James Clarkson. Während die Dänin die Wände mit ihren „Alimentari“ plakatiert, steuert der Britte Skulpturen aus vorgefundenen Materialien bei, die verblüffende Analogien zu Klassikern der Kunst- und Designgeschichte aufweisen. In den Galerieräumen kuratiert Clarkson unter dem Titel „Apples and Pears“ zudem eine eigene Gruppenschau.
Brussels Cologne Contemporaries, „t.a.t & new talents“-Gebäude in der Agrippastr. 37, 23. bis 26. Januar