Messe-Highlights

10 Dinge, die man auf der Art Cologne nicht verpassen sollte

Jetzt aber schnell: Die Art Cologne endet diesmal schon am Samstag. Hier sind zehn Stände und Dinge, die man bei einem Besuch nicht verpassen sollte. Ausgewählt von Elke Buhr, Sebastian Frenzel und Daniel Völzke

Alex Wissels Achenbach-Arbeiten bei Ginerva Gambino
Auf der 51. Ausgabe geht es selbstbewusst, aufgeräumt und entspannt zu. Man weiß: Die Art Cologne ist eben die älteste Kunstmesse überhaupt und das Rheinland ein solider Kunstmarkt. Anderseits aber auch: Köln wird nie so international, hysterisch und millionenschwer wie die großen Kunsthandelsplätze der Welt. Also bleibt man auf dem Boden. Als Erinnerung, wohin Hybris führen kann, kann man die Bilder Alex Wissels sehen, der den Fall des wegen Millionenbetrugs inhaftierte Kunstberaters Helge Achenbach in eine allgemeine Fabel verwandelt. Der Düsseldorfer Künstler, der sich gemeinsam mit Jan Bonny auch im großartigen Filmprojekt "Rheingold" mit Achenbach auseinandersetzt (zu sehen in der Arbeitsfassung am Donnerstagabend ab 18 Uhr im Kölnischen Kunstverein!), ist der grausamen Komplizenschaft zwischen Kunst und Macht, Künstler und Unternehmer, Kunstwelt und neoliberalem Kapitalismus auf der Spur.

 

Raue Oberflächen bei Hauser & Wirth
Die Schweizer Galerie präsentiert eine Viererkonstellation, die fast als Soloshow durchgehen würde: Die Skulpturen und Malerei von Phyllida Barlow, Elisabeth Frink, Josephsohn und Philippe Vandenberg zeichnen sich durch eine raue und kraftvolle Ästhetik aus und heben sich – wie viele Stände hier in Köln – bewusst von den Bling-Offerten üblicher Messestände ab. Phyllida Barlow steht in drei Wochen noch einmal im Fokus, wenn sie ihre Ausstellung im britischen Pavillon der Venedig-Biennale eröffnet.

 

Eiseskälte bei Gagosian
Die US-Galerie mit einem Dutzend Ablegern in der ganzen Welt nimmt zum ersten Mal an der Art Cologne teil. Doch statt wie der andere große Neuzugang White Cube am Stand nebenan mit Blue-Chip-Kunst zu protzen, tritt Gagosian hier mit einen sehr konzeptuellen, introvertierten wirklich eiskalten Stand auf, der überdeutlich die weltweite Politik der Abschottung, die Rassismus und Nationalismus thematisiert. Im Mittelpunkt steht eine große Installation von Chris Burden aus Straßenlaternen, die – wie um sich gegenseitig Wärme zu spenden – dicht gedrängt beieinanderstehen.

 

Sauberkeit und Frische bei Deborah Schamoni / Project Native Informant
Die Neumarkt-Sektion mit den jungen Galerien wirkt wirklich angenehm frisch. Bei dem Gemeinschaftsstand von Deborah Schamoni und Project Native Informant ist es dazu noch ganz sauber: Dort hängen Fotografien vom DIS Kollektiv in der bekannten, irritierenden Werbeästhetik von hübschen Familien mit seltsam tribal angemalten Gesichtern - ein automatischer Fensterputz-Roboter fährt beständig über die Bilder. Auch streifenfreies Glas kann ironisch sein. Die Kombination mit seltsam postorganischen Skulpturen von Eric Sidner und den hintersinnigen Arbeiten von Judith Hopf macht das Ganze zu einem extrem zeitgenössischen und dabei intelligenten Statement.

Immer sauber bleiben: DIS bei der Galerie Deborah Schamoni #artcologne #art #dis #galeriedeborahschamoni

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Heji Shin bei Galerie Bernhard / Jan Kaps
Auf einer Messe mit so vielen Bildern - welches ist das eindrucksvollste? Es hängt in der Neumarkt-Sektion bei der Galerie Bernhard. Der Züricher (der sich einen Stand mit dem Kölner Galeristen Jan Kaps teilt) zeigt eine neue Serie von Heji Shin, die eine Geburt fotografiert hat, und zwar so, wie sie der durchschnittliche Museumsbesucher noch nie gesehen hat, es sei denn, es handelt sich um eine Hebamme: Direkt zwischen die Beine der Frau geblickt. Blutschmiert bohrt sich ein dunkles Köpfchen aus dem weiblichen Uterus hervor. Dagegen ist Courbets "Origine du monde" dezent. Trotz ihrer Drastik vermitteln diese Bilder keine Schockästhetik und keine Provokation, sondern schlicht Respekt vor dem magischen und brutalen Moment des In-die-Welt-Kommens.

 

Endlich allein am Stand der Galerie Crone
Im Bereich "Neumarkt Collaboration" stellt die Galerie Crone aus Wien und Berlin eine Gemeinschaftsschöpfung von Tobias Hoffknecht und Stephanie Stein vor: "Martha" mit den Idealmaßen 2,50 mal 2,50 mal 2,50 Meter. Im Utrus dieser Gummizelle verschwindet die Kunstmessen-Hektik. Es riecht nach DDR-Krankenhaus und Endstation. Schön!

 

Documenta und Venedig-Biennale in Köln
Überall Künstler der Großausstellungen dieses Jahres. Zum Beispiel die Documenta-Künstler Olaf Holzapfel (bei Gebr. Lehmann), Nevin Aladag (bei Wentrup), Sanja Ivekovic (bei der Art Collection Telekom). Zum Beispiel die Venedig-Künstler Anne Imhof (bei Daniel Buchholz), Phyllida Barlow (bei Hauser & Wirth), Kiki Smith und Yorgos Sapountzis (bei Barbara Gross) ...


Post-Minimal-Art bei Häusler Contemporary und Galería OMR
Mit zwei Pionieren der Post-Minimal-Art warten Häusler Contemporary und Galería OMR auf: Von Michael Venezia, einem der ersten Künstler, der Spraytechnik einsetzte, ist eine kleinere Arbeit auf Holz zu sehen sowie ein phänomenales abstraktes Gemälde. Auf den Ende der 60er-Jahre entstandenen "Black Paintings" seines New Yorker Kollegen Gary Kuehn kämpfen schwarze Kreise und Bahnen auf weißem Grund um Ausdruck. Kuehn denkt von der Bildhauerei her, was man seinen Bildern anmerkt: Die Farbe ist aufgegossen, nicht gemalt, sie postuliert ihre Freiheit gegen die Grenzen der Repräsentation, der Leinwand, der Beschaffenheit des Materials: "eccentric abstraction" vom Feinsten. Passend dazu Brigitte Kowanz' Lichtarbeiten: elf schwarz bemalte Neonröhren bilden im Morse-Code das Wort "Lichtfallen" – die Fallen, die die Österreicherin legt, schnappen immer dann zu, wenn man Botschaft und Medium, persönlichen Ausdruck und formalisierten Code kurzzuschließen versucht. Ab Mai bespielt Kowanz dann den österreichischen Pavillon auf der Venedig Biennale.

 

David Robilliard bei Rob Tufnell / Aurel Scheibler
David Robilliard war eigentlich Dichter und Musiker, das Duo Gilbert & George überzeugte den Londoner Anfang der 80er-Jahre, es doch auch einmal mit der Kunst zu versuchen. Die Galerien Rob Tufnell und Aurel Scheibler zeigt eine Serie mittelformatiger Leinwände, die knapp skizzierte Figuren mit poetischen Zeilen kombinieren. Die Serie liest sich als autobiografische Liebesgeschichte und zeigt Robilliard als Vordenker der Young British Artist: verletzlich und erotisch wie Tracey Emin, comicartig pointiert wie David Shrigley. Robilliard starb 1988 im Alter von 36 Jahren an den Folgen von AIDS. "Nobody finds a dream man till they are asleep", steht auf einer seiner Leinwände.

 

New-Positions-Gewinner Paul Spengemann bei der Produzentengalerie
Paul Spengemann gewinnt mit einer Videoarbeit, in der er das Atelier als Produktionsstätte der Kunst reflektiert, den Art Cologne Award for New Positions. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird gestiftet von der Deutschen Telekom und beinhaltet eine Einzelausstellung in der Kölner artothek 2018 während der nächsten Art Cologne. Zu sehen ist die Gewinner-Arbeit bei der Produzentengalerie Hamburg, am Freitag um 14 Uhr wird die Auszeichnung in der Talk Lounge (Halle 11.3  B 70) verliehen. Gratulation!

#paulspengemann #artcologne2017 #newpositions #congratulations @produzentengaleriehamburg

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