Fondation Cartier

Das Gesamtkunstwerk Takeshi Kitano beglückt Paris

Man lebt nur zweimal, sagt James Bond, und einige Glückliche schaffen das sogar gleichzeitig. Noch immer schütteln Japaner die Köpfe darüber, dass ihr liebster TV-Clown Beat Takeshi im Rest der Welt unter dem Namen Takeshi Kitano als einer der wichtigsten Filmschaffenden verehrt wird. Andersherum ist im cinephilen Frankreich seine sadistisch-klamaukige Gameshow „Takeshi’s Castle“ völlig unbekannt. Und wenn die Dinge so gar nicht zusammenpassen, gibt es nur einen Ort, sie zu vereinen: das Museum. Die Fondation Cartier, die vor drei Jahren schon die Künstlerkarriere des Regisseurs David Lynch befeuerte, hat diese beiden Takeshis eingeladen – und dazu den dritten im Bunde, den figurativen Maler.


„Beat Takeshi Kitano: Gosse de peinture“ („Bengel der Malerei“) findet den gemeinsamen Nenner in den ungleichen Seelen in der Form eines Vergnügungsparks, der sich über die gesamte Ausstellungshalle ausbreitet. So dürfte zunächst einmal die Freude am Burlesken im Mittelpunkt stehen, die sich ebenfalls in den brutalsten Gangsterfilmen Kitanos wiederfindet. In interaktiven Installationen oszillieren Spiel und Entsetzen, wenn etwa eine gigantische, ineffiziente Nähmaschine auf den Spuren Tinguelys moderne Kunst am Fließband produziert, zugleich aber auch strategische Pläne aus dem Zweiten Weltkrieg ausgebreitet werden und die in Japan nach wie vor verhängte Todesstrafe veralbert wird.


Tatsächlich ist der Tod ein Dauerthema in Kitanos Werk, der gerade in jenen Momenten am berührendsten zur Sprache kommt, wenn der Regisseur ihn wie im Kinodrama „Hana-Bi“ (1997) in der Ästhetik grellbunter Kinderzeichnungen visualisiert. Kitano hatte 1996, während der Rehabilitation nach einem schweren Motorradunfall, mit einer Serie von Gemälden begonnen, die in Paris jetzt erstmals zu sehen sind: Naiv im Gestus, freundlich in den Farben, doch finster bis erschreckend, kreisen die Bilder um den schmalen Grat zwischen Leben und Sterben. Und weil der Maler Beat Takeshi Kitano wie ein kleiner Junge davon sprechen kann, wendet sich die Schau bewusst an ein Familienpublikum.

 

Fondation Cartier, Paris, 11. März bis 12. September. Mehr Informationen unter fondation.cartier.com Der Film „Hana-Bi“ läuft heute Abend um 22.45 auf RBB