Der Hauptraum der Wiener Secession ist so etwas wie der ultimative Weihetempel der Hochkunst. Oliver Laric, der die Secession auch aus seiner Studienzeit in Wien kennt, hat nun diesen paradigmatischen White Cube offen und weiß belassen, um darin einen musealen 3-D-Skulpturenpark zu installieren. Hier erinnert er beispielsweise mit der Nachbildung der berühmten Beethoven-Statue von Max Klinger, einer Monumentalplastik von 1902, an die frühe Geschichte der Secession: der genialisch sinnierende Musiker in Denkerpose, flankiert von einem Adler – aus homogen weißem Kunststoff. 15 Prozent kleiner als das Original aus Leipzig, wurde diese Replik aus 25 Elementen zusammengesetzt. Weitere 3-D-Modelle bestücken diese Ausstellung mit dem Titel "Photoplastik". Und alle stammen aus dem Kopiendrucker.
Aufwendiger digitaler Technologie ist es zu verdanken, dass diese Kunst heute als Dutzendware hergestellt werden kann. Oliver Laric beschäftigt sich mit den Fragen der Reproduzierbarkeit und des Authentischen, indem er hier neben antiken römischen Vorlagen auch zeitgenössische Objekte digital reproduziert und die Daten auch öffentlich zum Download bereitstellt. Aber es wäre keine gute Ausstellung, wenn Laric bei der Frage der reinen Machbarkeit stehen bleiben würde – sind wir doch schon früher eher ratlos durch die Antiken-Kopiensäle in den Museen gewandert.
Spannend ist gerade das künstlerische Moment – so paradox das hier klingt – in dieser Masse des Reproduzierten. Ein sandalenbindender Hermes, der zarte Ballerinafuß der Wiener Tänzerin Fanny Elßler in opakem Grau oder eine marmorierte Kunstharzplastik der heiligen Veronika von 1985 – sie alle zeigen eine gewisse Faszination für die Wandelbarkeit des künstlerischen Outputs. Und so neigt man auch dazu, dem Künstler zu glauben, wenn er angibt, beim Datenscannen habe ihn auch interessiert herauszufinden, wie es sich anfühlt, eine gute Skulptur zu machen.