Köln oder Berlin – zu dieser Entscheidung sehen sich zahlreiche deutsche Galeristen und Kunsthändler im kommenden Jahr gezwungen. Die Kunstmesse Art Cologne 2017 findet vom 28. April bis 1. Mai statt – und setzt sich damit ausgerechnet auf den angestammten Termin des Gallery Weekend Berlin.
"In den Hallen der Koelnmesse finden jedes Jahr mehr als 80 Veranstaltungen statt, die in ein komplexes Kapazitäts- und Logistikkonzept eingebunden sind", erklärt Daniel Hug, Direktor der Art Cologne, auf Anfrage. "Für die Art Cologne ist seit 2007 ein Slot zwischen Mitte und Ende April vorgesehen. Die Entscheidung, die Art Cologne 2017 auf das letzte Aprilwochenende zu legen, ist in Folge der Ausweitung einer anderen Veranstaltung zwangsläufig nötig gewesen."
In Berlin ist der Ärger über die Kölner Entscheidung groß. Bei aller Konkurrenz sei es eine ungeschriebene Regel, dass Messen die Termine der Kollegen respektierten; selbst Großveranstaltungen wie die Art Basel setzten sich nicht einfach auf das Datum von Konkurrenzveranstaltungen. "Dass zwei so wichtige deutsche Kunstveranstaltungen nun an den gleichen Daten stattfinden sollen, empfinden insbesondere Galerien, die regelmäßig an beiden teilnehmen, als ausgesprochen unglückliche Entscheidung", sagt Maike Cruse, Direktorin des Gallery Weekends. "Der gemeinsame Termin schafft logistische und zeitliche Probleme."
Die Entscheidung dürfte den deutschen Kunstmarkt insgesamt stark schwächen. 21 Galerien aus der Hauptstadt nehmen in diesem Jahr sowohl am Gallery Weekend als auch an der Art Cologne teil – ob sie auch 2017 nach Köln reisen werden, scheint mehr als unsicher. "Unsere Sammler aus dem Rheinland sind uns extrem wichtig", sagt der Berliner Galerist Johann König auf Anfrage. "Wenn aber zukünftig beide Termine kollidieren, es also darum geht, ob Gallery Weekend oder Art Cologne, würde ich selbst als gebürtiger Kölner zu Berlin halten und unsere rheinländische Kundschaft davon überzeugen, ein Wochenende in Berlin zu verbringen."
"Ausgerechnet die beiden wichtigsten Veranstaltungen des Jahres zusammenzulegen, ist äußerst schädlich", sagt ein anderer hauptstädtischer Händler, der nicht namentlich genannt werden will. "Wenn wir künftig die Wahl haben, am ersten Maiwochenende in unserer Galerie zu stehen oder auf der Kölner Messe, werden wir uns für Berlin entscheiden."
Daniel Hug verteidigt sich: "Wir haben, als der Termin feststand, mehr als ein Jahr im Vorfeld das Gespräch mit dem Gallery Weekend gesucht, weil wir mögliche Konflikte vermeiden wollen. Denn natürlich ist die Situation für Galerien, die an beiden Veranstaltungen teilnehmen wollen, nicht ideal. Hier müssen wir auf jeden Fall ein Lösung finden. Fakt ist allerdings, dass Sammler aus Übersee nicht zweimal innerhalb eines Monats nach Deutschland kommen. Hier könnten wir sicher unsere Synergien nutzen und für alle Beteiligten das bestmögliche Ergebnis herausholen."
Das Argument scheint allerdings kaum schlüssig: Köln und Berlin liegen eine halbe Tagesreise auseinander; den wichtigen Vernissagetag werden Händler wie Sammler nur in einer Stadt verbringen können. Falls die Art Cologne nicht doch noch einen anderen Termin findet, drohen beide Veranstaltungen an Renommee und an Kundschaft zu verlieren.