Die Düsseldorfer Malerin Andrea Lehmann hat viele Verehrer. So etwa das Sammlerpaar Don und Mera Rubell, die während der Art Cologne rasch nach Düsseldorf fuhren, um sich die jüngste Installation der Lüpertz-Schülerin in den Räumen der Sammlung Philara anzusehen. Nachdem sie eine Weile stumm darin herumgelaufen waren, stellten sie anerkennend fest: „It’s very ambitious.“
Ja, ehrgeizig ist sie auf jeden Fall, die malerische Raumfolge, die Andrea Lehmann rund um das Thema „Die Erfindung des Stroms“ im 19. Jahrhundert angesiedelt hat. In ihrem imaginären Ahnenkabinett versammeln sich die Erfinder Tesla, Edison und Fort (der das Beamen erfand), die heilige Bernadette und ein wundersames Instrument namens Euphonium zwischen Pferden und Tauben auf Pappaufstellern. Andrea Lehmann entwirft düstere Innenräume als phantasmagorisch aufgeladene Schauplätze modernen Forscherdrangs und erweckt ihre Protagonisten darin zu einem Leben, in dem alles gemalt ist.
Häuser, Räume, Möbel, ein Safe, selbst die Urne des Nikola Tesla – sie alle wurden auf bemaltem Papier in die dritte Dimension gefaltet. Lehmann entwirft ein Panoptikum voller Anekdoten und Theorien aus dem Leben der Erfinder, ihren waghalsigen Unternehmungen, Unfällen und privaten Dramen, alles sorgsam belegt in einem zusätzlichen Raum voller Fotos und Texte. Doch irgendwann rätselt man: Worum ging es noch gleich? Und sieht vor lauter Details die Malerei nicht mehr.
Die dritte Dimension fasziniert Andrea Lehmann zunehmend, und bislang hat sie diese gut beherrscht. Die Malerin hat ihr Publikum verwöhnt: mit gelungenen Inszenierungen wie jüngst im Museum in Mülheim an der Ruhr, wo sie ein fantastisches Kabinett rund um Verschwörungstheorien entwarf. In den Ausstellungsräumen des Düsseldorfer Sammlers Gil Bronner hat Lehmann nun die aufwendigste ihrer bisherigen Inszenierungen aufgebaut – aber eben auch die, in der ihre Malerei ein wenig zu kurz kommt vor lauter Dreidimensionalität und anekdotischer Fülle.
Sammlung Philara, Düsseldorf, bis 22. Mai