Eine Teppich-Installation gegen Ressentiments der Künstlerin Nezaket Ekici vor dem Dresdner Landgericht ist gut eine Woche nach dem Aufbau mit einer islamfeindlichen Parole besprüht und dann von der Feuerwehr teildemontiert worden. "Mich trifft das hart", sagte die 44-Jährige am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Sie zeigte sich über den "barbarischen Akt" gegen sich und ihre Kultur entsetzt und kritisierte zudem die Behörden. Diese hätten ihr Kunstwerk "Post It" ein zweites Mal zerstört, weil sie die betroffenen Teppiche "hektisch" entfernen ließen. Dies sei ein "doppelter Akt der Missachtung der künstlerischen Integrität" ihrer Arbeit.
Unbekannte hatten in der Nacht zum Montag mit schwarzer Farbe "Scheiß Islam" auf die Rückseiten von sechs der 34 Teppiche des meterhohen Portals auf einer Wiese vor dem Justizgebäude gesprüht. Die Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung und "Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften oder Weltanschauungsvereinigungen". Die beschädigten Teppiche seien entfernt worden, um eine fortdauernde Straftat zu unterbinden, sagte ein Polizeisprecher. Für Ekici und Kurator Thomas Eller ist es ein "rabiater Eingriff ins Werk", der einem Akt des "Ungeschehen-Machens" gleichkomme. Zuvor waren bereits einzelne Teppiche gestohlen worden.
"Ganz offensichtlich berührt das Kunstwerk einen sehr empfindlichen Nerv in der Stadt", sagte Kulturbürgermeister Ralf Lunau. Die Beschädigung stehe für den Ausdruck von Missachtung anderer Ansichten und Meinungen. Ekici will das Portal wiederherstellen, den Akt der Zerstörung aber sichtbar lassen. "Wir würfeln die Buchstaben des Graffiti durcheinander", sagte Eller. Die türkischstämmige deutsche Performancekünstlerin und der Kurator wollen am Sonntag öffentlich vor der Installation über die Inhalte von "Post It" diskutieren.
Die Arbeit ist Teil eines von der Stadt initiierten Projekts, bei dem sich drei Künstler mit Dresden auseinandersetzten. Das Orientteppich-Portal sollte auf die Diskrepanz zwischen historischer Weltoffenheit und den sich bei Pegida-Demonstrationen zeigenden, überzogenen Ängsten in der Stadt aufmerksam machen und an die 2009 im Landgericht aus Rassismus ermordete Ägypterin Marwa El-Sherbini erinnern. "Ich wollte ein Dialogangebot machen, aber keine Seite spricht mit mir", sagte die Künstlerin.