Es ist Nacht im Deutschen Architekturzentrum, tiefe Nacht mitten am Tag. Zumindest innerhalb der Installation, die die Künstlergruppe Das Numen hier errichtet hat: ein Raum im Raum, isoliert von schwarzen Vorhängen. Wer sie zur Seite schiebt, sieht erstmal nichts - außer zweier Lichter, die knapp unter der vermuteten Decke umeinander kreisen, mit teils beängstigender Geschwindigkeit und auf wechselnden Bahnen.
Vom bequemen, mit Filz ausgelegten Boden blickt man in eine Art Miniatur-Universum, sucht instinktiv nach Mustern und Wiederholungen, versucht die Bahnen der Lampen vorherzusehen und scheitert doch jedesmal. Der technische Apparat - ein von Motoren betriebenes, horizontal gelagertes Multipendel - bleibt unsichtbar. Wegen der großen Energien ist er fest an der Decke montiert. Nur ein Surren ist zu hören, einmal knallen die beiden LED-Leuchten scheinbar gar in voller Fahrt gegeneinander. Man rechnet mit herabfallenden Scherben, doch es passiert: nichts. Beeindruckende, manchmal beängstigende Kinetik. Mit jeder Bahn entstehen neue Nachbilder auf der Netzhaut. Bald sieht man ein komplexes Gewirr, das mit jedem Blinzeln noch einmal kurz aufleuchtet um dann schnell zu verblassen und von neuen Bahnen überlagert zu werden. Die Erinnerung ist einfach zu kurz.
Unser Wissen um astronomische Verhältnisse basiert auch deshalb weitgehend auf Modellen und Vorstellungen. Beobachtungen des Nachthimmels mussten über Jahrzehnte, ja Jahrhunderte dokumentiert werden, um die Himmelmechanik zu durchschauen. Was wir vom Weltraum wissen, ist „ein Kosmos konstruierter Vorstellungen“, wie es im Text von Das Numen heißt. „An seine Stelle tritt hier die physische Erfahrung von Raum“. Das Numen, ein Künstlerkollektiv bestehend aus Julian Charrière, Markus Hoffmann, Andreas Greiner und Felix Kiessling, entwickelte eine Installation, die Daten aus dem Weltraum verarbeitet - in Echtzeit. Sie kommen aus dem Leibniz-Institut für Astrophysik in Potsdam, wo man unter anderem das Magnetfeld der Sonne beobachtet.
Kurator Carson Chan wollte in den vom Bund Deutscher Architekten unterhaltenen Räumen keine klassische Architektur-Ausstellung mit Entwürfen und Modellen zeigen, sondern den Repräsentationsbegriff von Ausstellungspraktiken umdrehen. Ihm und das „Das Numen“ geht es weniger darum, ein Objekt zu präsentieren, das modellhaft auf ein anderes verweist, sondern darum, „die Wahrnehmung im unmittelbaren Moment der Repräsentation zu beeinflussen“.
Wem das jetzt immer noch zu abstrakt ist, dem sei ein Ausflug nach Potsdam zum Leibniz-Institut für Astrophysik empfohlen, von dem „Das Numen Momentum“ seine Daten bezieht. Am 22. Oktober um 17.30 Uhr gibt der Astrophysiker Carsten Denker eine Führung durch den Einsteinturm, der um 1920 gebaut und von Erich Mendelsohn als Observatorium geplant wurde. Denker forscht zur Physik der Photosphäre und Chromosphäre, zur differentiellen Rotation der Sonne, zu Sonnenwetter und Sonnenflecken. Bei der einstündigen Führung werden das Turmteleskop und die Forschung des Leibniz-Instituts erläutert. Die Künstler sind anwesend, Anmeldung ist erforderlich.
Deutsches Architektur Zentrum, bis 10. November
Vom bequemen, mit Filz ausgelegten Boden blickt man in eine Art Miniatur-Universum, sucht instinktiv nach Mustern und Wiederholungen, versucht die Bahnen der Lampen vorherzusehen und scheitert doch jedesmal. Der technische Apparat - ein von Motoren betriebenes, horizontal gelagertes Multipendel - bleibt unsichtbar. Wegen der großen Energien ist er fest an der Decke montiert. Nur ein Surren ist zu hören, einmal knallen die beiden LED-Leuchten scheinbar gar in voller Fahrt gegeneinander. Man rechnet mit herabfallenden Scherben, doch es passiert: nichts. Beeindruckende, manchmal beängstigende Kinetik. Mit jeder Bahn entstehen neue Nachbilder auf der Netzhaut. Bald sieht man ein komplexes Gewirr, das mit jedem Blinzeln noch einmal kurz aufleuchtet um dann schnell zu verblassen und von neuen Bahnen überlagert zu werden. Die Erinnerung ist einfach zu kurz.
Unser Wissen um astronomische Verhältnisse basiert auch deshalb weitgehend auf Modellen und Vorstellungen. Beobachtungen des Nachthimmels mussten über Jahrzehnte, ja Jahrhunderte dokumentiert werden, um die Himmelmechanik zu durchschauen. Was wir vom Weltraum wissen, ist „ein Kosmos konstruierter Vorstellungen“, wie es im Text von Das Numen heißt. „An seine Stelle tritt hier die physische Erfahrung von Raum“. Das Numen, ein Künstlerkollektiv bestehend aus Julian Charrière, Markus Hoffmann, Andreas Greiner und Felix Kiessling, entwickelte eine Installation, die Daten aus dem Weltraum verarbeitet - in Echtzeit. Sie kommen aus dem Leibniz-Institut für Astrophysik in Potsdam, wo man unter anderem das Magnetfeld der Sonne beobachtet.
Kurator Carson Chan wollte in den vom Bund Deutscher Architekten unterhaltenen Räumen keine klassische Architektur-Ausstellung mit Entwürfen und Modellen zeigen, sondern den Repräsentationsbegriff von Ausstellungspraktiken umdrehen. Ihm und das „Das Numen“ geht es weniger darum, ein Objekt zu präsentieren, das modellhaft auf ein anderes verweist, sondern darum, „die Wahrnehmung im unmittelbaren Moment der Repräsentation zu beeinflussen“.
Wem das jetzt immer noch zu abstrakt ist, dem sei ein Ausflug nach Potsdam zum Leibniz-Institut für Astrophysik empfohlen, von dem „Das Numen Momentum“ seine Daten bezieht. Am 22. Oktober um 17.30 Uhr gibt der Astrophysiker Carsten Denker eine Führung durch den Einsteinturm, der um 1920 gebaut und von Erich Mendelsohn als Observatorium geplant wurde. Denker forscht zur Physik der Photosphäre und Chromosphäre, zur differentiellen Rotation der Sonne, zu Sonnenwetter und Sonnenflecken. Bei der einstündigen Führung werden das Turmteleskop und die Forschung des Leibniz-Instituts erläutert. Die Künstler sind anwesend, Anmeldung ist erforderlich.
Deutsches Architektur Zentrum, bis 10. November