Kunstmesse in Paris

9 Dinge, die man auf der Fiac nicht verpassen sollte

Gestern ist im Pariser Grand Palais die Kunstmesse Fiac gestartet. Noch bis Sonntag zeigen über 180 Galerien aus 27 Ländern ihre Kunst. Wir stellen einige Highlights vor

Galerie Perrotin
Elmgreen & Dragset wollen einfach immer eine Extrawurst. Diesmal hat das Künstlerduo den Stand der Galerie Perrotin bereits einen Monat vor der Eröffnung der Fiac für einen Tag in den leeren Grand Palais hinein gezaubert, ganz allein stand er da in der wunderschönen lichten Halle. Wer das verpasst hat – also eigentlich alle – kann ihn jetzt noch mal sehen, geschmackvoll ganz in schwarz-weiß gehalten, mit einer schönen alten Fotoserie von Sophie Calle, einer Skulptur von Xavier Veilhan und natürlich auch einigen eleganten pseudo-konzeptionellen Objekten von Elmgreen & Dragset selbst, die den gesamten Messeauftritt ihrer Pariser Galerie kuratieren durften.

 

Gagosian
Bei Gagosian kuratiert allein das Geschäft, und übersehen kann man den Stand auch nicht, denn der Platzhirsch ist wie üblich gleich am Eingang zu finden. Aber trotzdem sorgt Duane Hansons "Old Couple on a Bench" von 1994 dort für einen kurzen Überraschungseffekt – der Security-Mitarbeiter, der aufpasst, dass ihnen niemand auf die Füße tritt, guckt fast so unbewegt wie die hyperralistischen Skulpturen.

 

Daniel Buchholz
Die Qualität der Fiac ist gut, aber ein Platz für Experimente ist die Messe nicht – dafür sind die Kojen in dem wunderschönen Setting zu teuer. Auch Daniel Buchholz bringt, wie viele, einfach seine Stars auf die Messe: drei glänzend schwarze große Bildtafeln von Anne Imhof, in deren Oberfläche weiß eine Narbe hineingekratzt ist, eine Collage-Serie von Henrik Olesen, ein tolles Foto von Wolfgang Tillmans. Und aus dem Hinterzimmer? Lugt ein Kamel von Lutz Bacher. Preis für das überzeugendste Trampeltier.

 

Esther Schipper/Johnen Galerie
Als eine der wenigen Galerien wagt sich Esther Schipper/Johnen  ins Installative: Die Decke ist mit silbernen Luftballons von General Idea gefüllt, darunter blinkt ein Sternenbild von Angela Bulloch, die Neonarbeit am Boden stammt wieder von General Idea.

Erich Heckel "Atelierszene", 1910/11

 

Neue Alte Brücke
Ab ins Obergeschoss: Im "Salon D'Honneur" dürfen die jüngeren Galerien zeigen, was sie können. Bei Neue Alte Brücke aus Frankfurt am Main kann man sich immer sicher sein, etwas Eigenwilliges zu finden. Diesmal ist es Malerei von Eliza Douglas, ja, die Eliza Douglas, die auch bei Anne Imhofs Performances immer dabei ist. Sie zeigt hochrealistische, magere, melancholische Kids, die den Betrachter direkt anblicken. Hätte man sich denken könnten. Aber die Bilder bleiben im Kopf kleben.

 

Karma International
Was macht eigentlich Sylvie Fleury? Die Glamour-Künstlerin der 90er hatte kürzlich eine große Retrospektive im Museum Villa Stuck. Und, zack, nach einem großen Auftritt auf der Frieze vor zwei Wochen ist sie auch in Paris wieder mit einem Puschelball mit Videoscreen darin bei Mehdi Chouakri im Angebot. Noch interessanter ist aber die Installation, die die Zürcher Galerie Karma International zeigt: mit  Yves-Saint-Laurent-Kleidern, die sich wiederum auf Mondrian beziehen. Eher zum Aufhängen als zum Anziehen, leider.

 

Arcade
Die Londoner Galerie Arcade widmet ihre kleine Koje ganz der 1969 geborenen, in London lebenden Caroline Achaintre: großartige, eigenwillige Keramiken und eine große wollige Wandarbeit mit zahllosen heraushängenden Fäden, die wirkt wie die Maske eines unbekannten Stammes. In England ist Achaintre in großen Sammlungen vertreten, gerade hatte sie eine Schau im BALTIC Center for Contemporary Art in England, aber in Deutschland kennt man sie kaum – ein echtes Versäumnis.

 

Petit Palais
Was die Unlimited für die Art Basel ist jetzt die Sektion "On Site" im Petit Palais: Hier wird eine mehr oder weniger kuratierte Schau mit großformatigen Werken gezeigt. An die Unlimited reicht die Präsentation allein vom Umfang her nicht heran, aber sehenswert ist sie unbedingt, schon wegen des schönen Settings. Hier: "Atlantis" (2016) von Mandla Reuter.

 

Place Vendôme
Noch größer ist nur Ugo Rondinones Auftritt auf dem Place Vendôme, organisiert von den Galerien Eva Presenhuber, Gladstone Gallery, Sadie Coles, Esther Schipper und anderen. Wo im Ritz die reichen Sammler gastieren, wo die teuersten Luxusmarken logieren, wo die klassizistische Symmetrie der Pariser Architektur am perfektesten ist, da lässt Rondinone weiße (Aluminium-)Olivenbäume ihre bizarr geformten Äste in den Himmel strecken und rätselhaft raue Gestalten aus Stein antreten. Kurz denkt man, es war Ai Weiwei. Aber macht trotzdem Eindruck.

Die im Europa Verlag erschienenen Bücher "Der Fall Gurlitt" von Maurice-Philip Remy bei einer Pressekonferenz in Berlin

Er ist ein Grenzgänger zwischen Europa und Afrika: Der algerisch-französische Installationskünstler Kader Attia zeigt im Ludwig Museum Koblenz Werke, die Ästhetik mit Ethik verbinden.

Kader Attia "Réfléchir la Mémoire | Reflecting Memory", 2016