8,6 Millionen für Richter - 4,20 Euro für Ai Weiwei

Das 2 mal 2,25 Meter große Werk übertraf damit die Erwartungen für den Höchstpreis um rund eine halbe Million Euro, wie das Auktionshaus Sotheby's am Mittwoch mitteilte. Fünf Interessenten lieferten sich ein Rennen, am Ende ging das Bild des in Köln lebenden Malers an einen anonymen Telefonbieter.

Zum ersten Mal kamen bei der Auktion zeitgenössischer Kunst die Sonnenblumenkerne unter den Hammer, mit denen der chinesische Künstler Ai Weiwei im Herbst vergangenen Jahres den Boden im Londoner Tate Modern Museum gefüllt hatte. 100 Kilogramm der insgesamt Millionen Stücke aus Porzellan, die symbolisch für die Propaganda der Kommunistischen Partei in Ai Weiweis Heimat stehen, waren im Angebot. Sie erreichten das Vierfache ihres Schätzwertes und gingen für 417 000 Euro weg - umgerechnet wäre das ein Preis von 4,20 Euro pro Kern.

Als Absicherung für das Bremer Museum für Moderne Kunst Weserburg wurde die Versteigerung eines Werks des Schweizer Künstlers Franz Gertsch gefeiert. Mit fast 1,8 Millionen Euro bezahlte ein Bieter für «Luciano I» fast das doppelte des geschätzten Preises. «Es war eine schwere Entscheidung, dieses sehr geschätzte und geliebte Kunstwerk zu verkaufen», sagte Museumsdirektor Carsten Ahrens laut Sotheby's. «Aber der Verkauf dieses Gemäldes hat die Zukunft des Museums - der Weserburg - sichergestellt.»

Eine Fotografie des Düsseldorfer Künstlers Thomas Struth erzielte eine halbe Million Euro und damit rund 140 000 Euro mehr als erwartet. Das Bild aus dem Jahr 2000 zeigt den Künstler von hinten vor dem berühmten «Selbstporträt» von Albrecht Dürer in der Alten Pinakothek in München. Der Auktionserfolg zeige, dass Struth und seinem Werk «hohe internationale Wertschätzung» entgegengebracht werde, teilte der Verlag Schirmer/Mosel mit. Vom 26. Februar bis zum 19. Juni ist in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf eine Retrospektive Struths zu sehen, die anschließend weiter nach London und Porto wandert. (dpa)