Surrealistische Kunst in Basel
Schon als 17-Jähriger erwarb der spätere Bankier Claude Hersaint (1904–1993) ein Werk von Max Ernst. Längst gilt seine Sammlung als bedeutendste private Kollektion surrealistischer Kunst weltweit. Zu den Highlights gehören Salvador Dalís ikonische Traumszenarien, René Magrittes poetische Bildwelten und Joan Mirós fantasievolle Abstraktionen. Solche und weitere Schlüsselwerke von Pablo Picasso, Man Ray oder Dorothea Tanning zeigt nun die Fondation Beyeler in der Schau "Schlüssel der Träume". Darin werden Gemälde aus der Sammlung Hersaint im Dialog mit Werken der Fondation Beyeler präsentiert.
"Der Schlüssel der Träume", Fondation Beyeler, Riehen bei Basel, 16. Februar bis 4. Mai

Salvador Dalí "Das finstere Spiel", 1929
Onlineschau über Körper und Weiblichkeit
Vor zehn Jahren fand die virtuelle Cyberfeminismus-Ausstellung "Body Anxiety" statt. Eine Dekade später haken die Kuratorinnen der vom Baseler Haus der Elektronischen Künste initiierten Onlineschau "The Second-Guess" nach: Wie haben soziale Medien inzwischen die Wahrnehmung von Körpern und Weiblichkeit transformiert? Wie nutzen weibliche und nicht binäre Kunstschaffende heute Technologien wie KI und Blockchain? Hat der Cyberfeminismus sein Ziel erreicht, den digitalen Kapitalismus zu untergraben? Antworten und auch neue Fragen kommen von Anna Ehrenstein, Arvida Byström, Kira Xonorika, Lauren Lee McCarthy, Leah Schrager, Lynn Hershman Leeson und anderen.
Onlineschau "The Second-Guess. Body-Anxiety in the Age of AI", Haus der elektronischen Künste, Basel, bis 16. März, virtual.hek.ch

Kira Xonorika "melting pot", AI and digital painting, 2024
Naturfotografie in Ilsenburg
Wilde Tiere, Pflanzen, Formen und Farben der Natur: Preisgekrönte Bilder internationaler Naturfotografen machen für mehrere Monate im Nationalpark Harz Station. Die Schau "Glanzlichter der Naturfotografie" soll bis 22. Juni im Nationalparkhaus Ilsetal in Ilsenburg präsentiert werden, wie die Nationalparkverwaltung mitteilte.
Die Ausstellung zeigt die Siegerbilder des Jahres 2023 aus dem gleichnamigen internationalen Fotowettbewerb. Seit mehr als 25 Jahren rückten Wettbewerb und Präsentation den Artenreichtum und die Formenvielfalt der Natur in den Fokus. Es gehe um Schönheit, aber auch um Verletzlichkeit und Schutzbedürftigkeit, wie es hieß.
Zum Sieger kürte die Jury im Vorjahr Mark Chen aus den USA. Sein Foto mit dem Titel "Der Wachtposten" besteche durch die Reduzierung auf das Wesentliche, urteilte das Preisgericht. "Das Bild ist ein Extrakt und zeigt die Verlorenheit des abgestorbenen Baumes in einer völlig aufgelösten Landschaft", wie es hieß. Am "Glanzlichter"-Naturfotowettbewerb beteiligten sich den Angaben zufolge im vergangenen Jahr Fotografinnen und Fotografen aus 33 Ländern mit insgesamt fast 20.000 Bildern. (dpa)
"Glanzlichter der Naturfotografie", Nationalparkhaus Ilsenburg, bis 22. Juni
Lee Kit in Kassel
Die Malerei des aus Hongkong stammenden Lee Kitt bewegt sich auf der Grenze zwischen Kunst und Alltagswelt. Die Werke des Künstlers, der heute in Taiwan lebt, taugen mitunter auch als Gebrauchsgegenstände. Mit Streifen und Schachbrettmustern bemalte Textilien sind als Gardinen oder Picknickdecken nutzbar. Oder auch als Banner, was Lee Kit im Kontext der Protestbewegungen Hongkongs zum Dissidenten machte. Seine erste Soloschau in Deutschland findet im Fridericianum in Kassel statt – als begehbares Gesamtkunstwerk, denn der Künstler hebt Gattungsgrenzen auf, lässt Malerei, Skulptur, Film, Fotografie, Musik und Sprache zur Einheit verschmelzen.
"Lee Kit. His Gaze has Turnded into Disdain for Those Who are Well-Intentioned yet Incapable. (A Quiet Day)", Fridericianum, Kassel, bis 15. Juni

Lee Kit "Equally unremarkable", Digitalfoto, 2024
Christos Tore sind virtuell zurück in New York
Zwei Jahrzehnte nachdem vier Millionen Menschen durch das Großkunstwerk "The Gates" von Christo und Jeanne-Claude spazierten, sind die orangefarbenen Tore zurück im New Yorker Central Park - zumindest virtuell. Mit einer speziellen App erscheinen die Tore bei einem Spaziergang durch den berühmten Park mitten in Manhattan bis zum 23. März auf dem Handy für alle, die das Open-Air-Kunstwerk damals verpassten oder es noch einmal erleben wollen. Parallel zeigt eine Ausstellung in der New Yorker Kunsthalle Shed unter anderem Original-Tore und begleitende Zeichnungen von Christo. Der in Bulgarien geborene Künstler war 2020 im Alter von 84 Jahren in New York gestorben, elf Jahre nach seiner Partnerin Jeanne-Claude. In Deutschland war das Künstlerpaar vor allem durch die Verhüllung des Reichstages in Berlin 1995 bekannt geworden. Die Aktion lockte fünf Millionen Besucher an und gilt bis heute als eines ihrer Meisterwerke. Zudem verhüllten sie unter anderem die Brücke Pont Neuf in Paris und posthum auch den Pariser Triumphbogen.
"Christo and Jeanne-Claude: The Gates and unrealized Projects for New York City", The Shed, New York, bis 23. März

Christo and Jeanne-Claude "The Gates", Central Park, New York City, 1979-2005
Geometrische Abstraktionen in Potsdam
"Das Zerfallen des Atoms", schrieb Wassily Kandinsky 1914, "war in meiner Seele dem Zerfall der ganzen Welt gleich. Plötzlich fielen die dicksten Mauern." Wozu sollte man die Welt überhaupt noch malen, wie sie war? Der Urknall der Abstraktion brachte viele Galaxien hervor – Konstruktivismus, Bauhaus, De Stijl, Hard Edge, bislang zumeist getrennt ausgestellt. Die Schau "Kosmos Kandinsky" im Museum Barberini in Potsdam denkt jetzt in einer groß angelegten, opulent bestückten Präsentation die verschiedenen Geschichten der geometrischen Abstraktion zusammen und vereint Kunst aus den USA und Europa. Kandinsky fungiert hier als Impulsgeber, doch der Bogen spannt sich bis zu lebenden Legenden wie Bridget Riley oder Paul Huxley, der als Professor in London Größen wie Tracey Emin oder Dinos Chapman auf den Weg brachte, aber selbst bis heute die Arbeit an seinem geometrischen Formenvokabular und seinen Farben fortsetzt. Dass das Ringen um Farbe und Form jenseits der Gegenständlichkeit nie aufhört, zeigt diese Schau eindrucksvoll. Vom russischen Suprematismus des Kasimir Malewitsch Anfang des 20. Jahrhunderts über die delikaten Skulpturen von Barbara Hepworth bis zur Op-Art von Bridget Riley.
"Kosmos Kandinsky. Geometrische Abstraktion im 20. Jahrhundert", Museum Barberini, Potsdam, 15. Februar bis 18. Mai

László Moholy-Nagy "Komposition Z VIII", 1924
Raumgreifende Werke in Zürich
Der Begriff "All-Over" bezeichnet die flächendeckende Gestaltung eines Bildträgers, die sich potenziell über die Ränder hinaus fortsetzt. Die Gruppenschau "Konzepte des All-Over" markiert das Finale des Zürcher Museums Haus Konstruktiv im EWZ-Unterwerk Selnau, bevor das über zwei Jahrzehnte im historischen Industriebau beheimatete Museum im April ins Löwenbräukunst-Areal umzieht. Gedanklicher Ausgangspunkt ist Fritz Glarners "Rockefeller Dining Room" aus den frühen 1960ern, ein Esszimmer für den damaligen Gouverneur von New York, eine kühne Verbindung zwischen Kunst und Alltag. Zu sehen sind entsprechend gattungsübergreifende Werke von Carlos Bunga, Carlos Cruz-Diez, Fritz Glarner, Ana Montiel, Reto Pulfer, Esther Stocker und Christine Streuli.
"Konzepte des All-Over", Museum Haus Konstruktiv, Zürich, bis 13. April

Esther Stocker "A Space for Thoughts" (2024), Ausstellungsansicht "Konzepte des All-Over", Museum Haus Konstruktiv, 2024

Marc Chen "Der Wachposten" (Detail)