Regierungskrise in Großbritannien

Künstlerin Tracey Emin fordert von Boris Johnson Werk zurück

Die britische Künstlerin Tracey Emin möchte, dass eines ihrer Kunstwerke aus dem Sitz des britischen Premierministers Boris Johnson entfernt wird, weil "die derzeitige Situation beschämend ist"

Die politische Zukunft Johnsons hängt nach Berichten über eine Gartenparty in seinem Amtssitz während des ersten Lockdowns 2020 an einem dünnen Faden. Die Opposition fordert seinen Rücktritt, auch aus den eigenen Reihen kommen Rufe nach einem Amtsverzicht. 

Im Gespräch mit "The Art Newspaper" sagte Emin, sie "finde es beschämend, Menschen anzulügen. Die Menschen haben wegen Covid sehr gelitten. Sie haben sich von der Regierung beraten lassen, und es hat sich herausgestellt, dass die Regierung uns gesagt hat, wir sollen etwas tun, es aber nicht selbst getan hat. Die Königin saß bei der Beerdigung ihres Mannes allein. Die Menschen mussten sich per Telefon von ihren Eltern verabschieden. Das ist so unverantwortlich und respektlos. Das ist eine Schande."

Emins neonrotes Kunstwerk "More Passion" hängt seit 2011 in der Londoner Dowing Street 10, als David Cameron Premierminister war. Die Künstlerin möchte das von ihr gestiftete Werk anderswo aufhängen, zum Beispiel in einer britischen Botschaft in einem anderen Land. "Ich habe das Gefühl, dass 'More Passion' das Letzte ist, was diese aktuelle Regierung braucht", so der Künstler in einem Instagram-Post. "Es könnte in der britischen Botschaft in Kairo hängen oder wieder eingelagert werden. Es gibt viele Orte, an die es gehen könnte."

Tracey Emin ist eigentlich eine Unterstützern der konservativen Tory-Partei. 2011 bezeichnete sie die Konservativen als "große Kunstsammler". Deren Kulturpolitik habe sie dazu veranlasste, die Partei zu wählen.

Es war, wie Emin heute sagt, eine ganz andere Zeit. Die derzeitige konservative Politik lähme die Künste. Die 58-Jährige kritisiert auch die Entscheidung der Regierung, die Museen während des Lockdowns geschlossen zu halten, während die Geschäfte geöffnet werden durften.