Kunstmarkt
"Es braucht nicht lange bei der Lektüre von Christoph Peters' Roman 'Innerstädtischer Tod', um auf den Gedanken zu kommen, dass der Berliner Galerist Johann König die reale Vorlage für eine der Figuren abgegeben haben könnte", scheibt Gerrit Bartels im "Tagesspiegel". König und seine Frau wollen den Roman verbieten lassen, weil sie ihre Persönlichkeitsrechte darin verletzt sehen (siehe Medienschau vom Freitag). Es stehe "wieder einmal" die Freiheit der Kunst infrage, findet Bartels. "Ob der Berliner Galerist sich mit dieser Klage einen Gefallen tut? Wenn es abermals um den Text der 'Zeit' geht, um die Vorwürfe gegen ihn, um sein Privatleben? Christoph Peters' Roman wurde zwar hie und da besprochen, unter anderem im WDR von Denis Scheck, ist aber kein Buch gewesen, das im Herbst des vergangenen Jahres für Aufsehen gesorgt hatte. Das tut es jetzt ganz sicherlich." In Deutschland sehe man sich angesichts des Streits um Kunstfreiheit an den Fall von Maxim Billers Roman "Esra" erinnert, schreibt der "Standard". "Die Verbreitung des 2003 bei Kiepenheuer & Witsch verlegten autobiografischen und mit intimen Informationen satten Romans über ein kompliziertes, von Eifersucht und Verfolgungswahn sowie Abneigung gegen die Mutter geprägtes Liebesverhältnis des jüdischstämmigen Protagonisten mit einer türkischstämmigen Frau wurde kurz nach Erscheinen untersagt. Begründet wurde das damals vom Münchner Landgericht mit zu vielen Details, die die Figuren der Esra und ihrer Mutter identifizierbar machen und somit die Persönlichkeitsrechte der Vorbilder verletzen würden. Eine um solche Details bereinigte zweite Version durfte wegen des vorangegangenen Rummels nicht herausgebracht werden."
Vor der ersten Christie's-Auktion ausschließlich mit KI-Kunst formiert sich Kritik, berichtet Martin Holland auf heise.de. "In einem offenen Brief haben inzwischen fast 3000 Künstler und Künstlerinnen gefordert, dass die Auktion abgesagt wird. Als Begründung verweisen sie darauf, dass viele der generativen KI-Werkzeuge, die zur Erstellung der Kunstwerke benutzt wurden, mit urheberrechtlich geschützten Werken trainiert wurden, ohne dass sie dafür eine Lizenz erworben hatten. Wenn die Verantwortlichen für die KI-Technologien durch Einrichtungen wie Christie's unterstützt werden, würde das nur weitere Anreize dafür schaffen, von Menschen geschaffene Kunst 'massenhaft zu stehlen'."
Und noch einmal Christie's in der Kritik: Eigentlich wollte das Auktionshaus im Dezember eine Venus-Bronze des Renaissance-Bildhauers Giambologna versteigern, sie wurde dann aber zurückgezogen. Warum, das hat Olga Kronsteiner für den "Standard" in Erfahrung gebracht. Der etwas verworrene Fall wirft Fragen zur Provenienz und zur Rolle des österreichischen Bundesdenkmalamts (BDA) auf. Eigentümer des Kunstwerks war die Caritas, sie erhielt die Venus als Teil einer Erbschaft. Für den Antragstellung zur Ausfuhr beim BDA stufte Christie's die Skulptur jedoch als "Replik aus dem 18. Jahrhundert" ein, und das BDA prüfte das Werk offenbar nicht eingehend und hielt keine Rücksprache mit dem Kunsthistorischen Museum (KHM). "Statt eine temporäre befristete Ausfuhr zu gewähren, die allen Beteiligten Zeit für Nachforschungen gegeben hätte, erteilt das BDA keine zwei Wochen nach Antragstellung die unbefristete Bewilligung. Die Provenienz war auch für Christie’s kein Thema, wie die Katalogangaben nahelegen: 'Privatsammlung, Österreich, bis 2024, dann Vererbung an die heutigen Besitzer'." Die Venus wurde schließlich für einen Betrag verkauft, der deutlich über dem ursprünglichen Schätzwert lag, was Fragen aufwirft, ob die Caritas übervorteilt wurde. Die Venus soll sich nun bei einem renommierten Kunsthändler in London befinden, weiß Kronsteiner.
Ausstellung
Gestern wurde Gerhard Richter 93 Jahre alt, der MDR listet alle Ausstellungen auf, in denen der Meister in diesem Jahr zu sehen ist.
Film
Mit knapp 600 Mitgliedern ist die Critics Choice Association (CCA) der größte Kritikerverband für Film und Fernsehen in den USA und Kanada. Jetzt hat er in Santa Monica seine Preise verliehen. Demi Moore überzeugte mit ihrer Darbietung in dem Thriller "The Substance". Der Film über ein mysteriöses Serum zur Verjüngung mit unvorhersehbaren Auswirkungen auf den Körper räumte auch die Preise in den Kategorien "Bestes Make-up und beste Frisur" sowie "Bestes Originaldrehbuch" ab (es gewann Autorin und Regisseurin Coralie Fargeat). Das Film-Drama "Anora" gewann überraschend in der Top-Sparte "Bester Film". Die Produktion von Sean Baker und Alex Saks über eine junge Frau, die in einer ländlichen Gemeinde lebt und mit den Herausforderungen des Erwachsenwerdens konfrontiert wird, hatte zuvor keine Kategorie gewonnen. Der mit den meisten (nämlich elf) Nominierungen ins Rennen gegangene Vatikan-Thriller "Konklave" des in Wolfsburg geborenen Regisseurs Edward Berger ging mit zwei Auszeichnungen in den Sparten "Bestes Ensemble" und "Bestes adaptiertes Drehbuch" nach Hause. Der deutsche Spezialeffekte-Künstler Gerd Nefzer gewann mit seinem Team in der Kategorie "Beste visuelle Effekte" für seine Arbeit an "Dune: Part Two". Der Film "September 5" des Schweizer Regisseurs und Drehbuchautors Tim Fehlbaum über das Olympia-Attentat 1972 in München holte keinen Preis - nominiert für Schnitt war etwa der deutsche Editor Hansjörg Weißbrich. Mit jeweils drei Trophäen zogen die Verfilmung des Broadway-Musicals "Wicked" über die Hexen von Oz und der Musicalfilm "Emilia Pérez" über einen Drogenboss, der sich einer Geschlechtsanpassung unterzieht, um ein neues Leben zu beginnen, mit "The Substance" gleich. Unter anderem gewann der Regisseur von "Wicked", Jon M. Chu, den Preis für die beste Regie. Bei den Oscars ist er nicht in der Regie-Kategorie nominiert worden. Ansonsten gelten die Critics Choice Awards in der Regel als Indikatoren für die Oscars, die diesmal am 2. März (MEZ 3.3.) verliehen werden. Die Hauptdarstellerin des spanischsprachigen Musical-Krimis "Emilia Pérez", Karla Sofía Gascón, blieb der Preisverleihung fern. Vor kurzem waren alte, teils rassistische Äußerungen in sozialen Netzwerken aufgetaucht, was der auch für den Oscar nominierten Transfrau viel Kritik bescherte, zum Beispiel auch von ihrem eigenen Regisseur, dem Franzosen Jacques Audiard. Bei den Fernsehkategorien der Critics-Choice-Preise dominierte "Shōgun" mit vier Auszeichnungen bei den Dramaserien. Der Preis für die beste Schauspielerin in einer Dramaserie ging an "Matlock"-Star Kathy Bates, die sich gegen Emmy-Gewinnerin Anna Sawai durchsetzte. Als bester Hauptdarsteller einer sogenannten Comedyserie wurde Adam Brody für "Nobody Wants This" ausgezeichnet.