Debatte
Die Kunsthistorikerin Annekathrin Kohout analysiert in der "Zeit" die "Rache der Nerds": Eigentlich sanftmütige Streber wie Mark Zuckerberg oder Elon Musk haben sich in hypermaskuline Techbros verwandelt. Nicht nur das viele Geld und die Macht habe sie korrumpiert. Der Nerd sei nicht zwangsläufig eine reaktionäre Figur, "doch verbindet sich das implizite Überlegenheitsgefühl durch Spezialwissen gegenüber der 'normalen' Gesellschaft nahtlos mit anderen hierarchischen Denkmustern. Die für die Nerdkultur typische Selbstmystifizierung – eine Mischung aus Opfer- und Heldennarrativ – dient dabei zur Rechtfertigung von ignorantem oder unsensiblem Verhalten. Was bisher als unpolitisch oder eher links galt, erweist sich somit als hochgradig anschlussfähig für rechte Ideologien. Ähnlich wie das Internet-Meme Pepe der Frosch drohen rechte Bewegungen auch die Nerdfigur zu kapern."
Ein Maler aus Guadeloupe hat den enthaupteten Emmanuel Macron dargestellt. Der französische Präsident erstattete daraufhin Anzeige, berichtet "Libération". "Das beanstandete Gemälde zeigt einen Mann, der den abgetrennten Kopf von Emmanuel Macron auf Armlänge in die Höhe hält. Der Künstler Blow, der das Wandgemälde geschaffen hat, wollte nicht auf die Klage reagieren und sagte, dass er 'keine Informationen' darüber habe." Das Kunstwerk war vor der Ankündigung der rechtlichen Schritte abgehängt worden. "Macron wird wegen einiger Äußerungen sehr kritisch in Guadeloupe und Martinique gesehen", schreibt Alexander Schmalz zu dem Fall in der "Berliner Zeitung". "Vor allem wegen der chemischen Verbindung Chlordecon, welche bis 1993 auf Bananenplantagen auf den Antillen verwendet wurde, gab es hitzige Debatten. Berichten zufolge bezeichnete er im September 2018 die Verwendung als einen 'Umweltskandal'. Für Empörung sorgte er, als er betonte, dass es für die Bevölkerung keine Entschädigung geben werde und dass es vor allem 'keinen etablierten wissenschaftlichen Beweis' für einen Zusammenhang zwischen der Belastung durch Chlordecon und der Rekordzahl an Prostatakrebserkrankungen gebe."
Martin Eberle, Direktor der Museumslandschaft Hessen Kassel, hat den antirassistisch engagierten Kasseler Kulturpädagogen David Zabel rassistisch beleidigt. Das hat Eberle gegenüber der "FAZ" eingeräumt. "Nachdem Zabel sich am Rand einer Veranstaltung am 8. Oktober 2024 bei Eberle erkundigt hatte, ob dieser an der nächsten Sitzung des Kulturbeirats teilnehmen werde, sagte Eberle zu ihm: 'Herr Zabel, ich sag jetzt mal was Rassistisches. Ich komme nicht, aber ich schicke meine Kollegin, und ich kann ihr ja sagen, dass sie sich Schuhcreme ins Gesicht schmieren soll, dann fühlen Sie sich bei Kulturbeiratssitzungen nicht so alleine.' Auf Anfrage der F.A.Z. hat Eberle bestätigt, dass er diese Äußerung getätigt hat." In seinem Statement entschuldigt er sich auch. Er ist derzeit krankgeschrieben. Das hessische Kunstministerium hat eine rechtliche Prüfung eingeleitet. Am 2. Februar bezeichnete David Zabel bei einer Kundgebung gegen die gemeinsame Abstimmung von CDU und AfD-Kooperation Martin Eberle öffentlich als "rassistischen Landgrafen". Die "HNA" berichtete daraufhin mit einer Darstellung des Vorfalls, in der suggeriert wurde, dass sich die Kritik auf die koloniale Vergangenheit des Bergparks Wilhelmshöhe bezog und kritisierte Zabel deutlich. Inzwischen hat die Zeitung auf die bekannt gewordenen Beleidigung mit einem neuen Artikel reagiert.
Die Kölner Kunst- und Museumsbibliothek (KMB) soll nach Informationen des "Kölner Stadt-Anzeigers" ab April für mindestens drei Jahre übergangsweise an zwei Standorten unterkommen: " Zum einen sollen Büros für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Buchbindewerkstatt und einige Bestände an der Vogelsanger Straße 66-80 in Ehrenfeld eine neue Heimat finden. Das Gebäude ist rund einen Kilometer von der Haltestelle Venloer Straße/Gürtel entfernt." Die Kunst- und Museumsbibliothek (KMB) ist mit über 550.000 Bänden eine der weltweit größten öffentlichen Bibliotheken zur modernen Kunst und Fotografie. Sie muss jedoch zum 1. Juli ihren derzeitigen Hauptstandort räumen. Gegen den Umzug regte sich Protest, unter anderem vom Künstler Gerhard Richter.
Kunstmarkt
Für die "SZ" hat Susanne Hermanski mit Künstlern gesprochen, die von der inzwischen insolventen Münchner Galerie Thomas vertreten wurden. Gegen die Inhaber Raimund Thomas und seine Tochter Silke wird wegen des Verdachts des Betrugs und der Insolvenzverschleppung ermittelt. "'Einen mittleren sechsstelligen Betrag schuldet mir die Galerie Thomas noch', sagt der Maler Bernd Zimmer. Die Aussichten, dass er sein Geld jemals wiedersieht, hält er für schlecht." Ob noch Teile von Raimund Thomas’ Privatsammlung vorhanden sind, beschäftigt derzeit viele Betroffene. "Denn neben Immobilien in verschiedenen Ländern müsse es doch noch in einem der vielen früheren Thomas’schen Lager Kunst geben, die Thomas privat gehört. Das glaubt zumindest ein Münchner Anwalt. Er vertritt unter anderem eine Stiftung, die mit der Galerie in Geschäftsverbindung stand, und die nun um ihre Gemeinnützigkeit fürchten müsse. Auch der Name dieser Stiftung solle nicht öffentlich werden."
Der Berliner Galerist Johann König und seine Frau fühlen sich durch Christoph Peters' neues Buch "Innerstädtischer Tod" in ihren Persönlichkeitsrechten verletzt und klagen deshalb, berichtet die "FAZ": "Einer der Schauplätze von 'Innerstädtischer Tod' ist die fiktive Galerie Konrad Raspe. Königs Anwalt sieht nicht nur in der Figurenbeschreibung, sondern auch in dieser Ortswahl einen für Außenstehende klar erkennbaren Bezug auf seinen Mandanten, denn es handelt sich um eine profanierte und zur Galerie umgewidmete Kirche in Berlin – in einer solchen residiert tatsächlich Königs Galerie." Andreas Platthaus, der den Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung einsehen konnte, ist nicht überzeugt: "Eine genaue Betrachtung der im Antrag inkriminierten Romanpassagen weist zudem aus, dass Peters sehr genau weiß, was über den Fall König behauptet werden darf und was nicht. Dass ihm sogar zum Vorwurf gemacht wird, Johann König auf Instagram zu folgen, darf man lächerlich nennen – es handelt sich ja nicht um Stalking, und wenn König dort Dinge öffentlich gemacht hat, die in Peters’ Roman eingeflossen sind, muss man die behauptete Wiedererkennbarkeit wohl dem Galeristen selbst anlasten. Geradezu grotesk ist die Argumentation, eine wiedererkennbare Ähnlichkeit zur Paarkonstellation der Königs liege darin, dass die Gattin von Konrad Raspe im Roman älter ist als ihr Mann: Es gibt abseits des nun in Hamburg eingereichten Antrags gar keine öffentlich zugänglichen Angaben zum Alter von Lena König."