"On:Off"-Kolumne

Die Technik-Highlights des Jahres

Der erste Over-Ear-Kopfhörer von: AirPods Max kostet nicht nur horrende 600 Euro, sondern bietet beste akustische Isolation
Foto: Apple/dpa

Der erste Over-Ear-Kopfhörer von Apple: AirPods Max kostet zwar horrende 600 Euro, bietet aber beste akustische Isolation

Playstation 5, AirPods Max, Keep und KFConsole: Die Technikbranche hat sich 2020 kreativ ausgetobt. Monopol-Kolumnist Ji-Hun Kim stellt die vier begehrtesten und verrücktesten Gadgets des Jahres vor

Im sonst recht trostlosen Jahr 2020 gab es dennoch einiges an neuen Technikprodukten, die teils zumindest ein bisschen Spannung in den Alltag brachten. So hatten die Wenigsten trotz Vorbestellung ihre gewünschte Playstation 5 (PS5) unter ihrem Weihnachtsbaum. Was ein globaler Frust. Es gab wohl keine Konsole, die sich je so vergriffen anließ wie die Next-Gen von Sony. Und die meisten glauben eigentlich kaum noch daran, vor dem nächsten Sommer eine PS5 zum fairen Ladenpreis überhaupt zu bekommen. Klingt ein bisschen wie die Veranstaltungsbranche. Oder wie mit der Impfung, wenn man weiß, es gibt eine, aber man ist so oder so als letztes dran. Irgendwann im Sommer halt.

Apple revolutionierte indes mit dem M1-Chip das Computergeschäft und der neue Kopfhörer AirPods Max – der erste Over-Ear von Apple – kostet nicht nur horrende 600 Euro, sondern bietet beste akustische Isolation für das Schaffen kathartischer Privatmomente in zu kleinen stickigen Lockdown-Wohnungen. Einmalig 600 Euro für ein Extrazimmer könnte da eine gar keine so drastische Investition sein.

Für die Hälfte des Geldes gibt es aus den USA eine völlig neue Gadget-Kategorie, die allerdings auch sehr contemporary ist: Keep – die erste smarte Marihuana-Aufbewahrungsbox mit LED-Uhr, Wetter-News, App-Steuerung, WiFi und Bluetooth. So lässt sich beispielsweise einstellen, dass die Kiste sich nur per Gesichtserkennung öffnet, was gegen langfingrige Mitbewohner*innen, Dinnerbesuche und Tinder-Dates helfen soll, die einen ohnehin nur wegen der Kifferei besuchen kommen. Viel sicherer und zeitgemäßer könne das Dope in den eigenen vier Wänden nicht verstaut werden, so der Hersteller. Brillant! Nicht nur deshalb ist Keep wohl völlig zurecht Gewinner renommierter Innovations-Awards von Time und CES in diesem Jahr. Wirklich jetzt.

Was auch als eine Art Aprilscherz anfing und nun tatsächlich als Produkt realisiert werden soll ist die KFConsole. Genau, der amerikanische Fast-Food-Hähnchenfrittierer baut (zusammen mit Cooler Master) einen Gaming-PC. Die Specs klingen erstmal stabil. Grafik in 4K und 240fps, dazu Raytracing, VR, 2 TB SSD – check. Ein wahrer PS5-Challenger.

Das ultimative Highlight der KFConsole ist aber die Chicken-Warmhaltekammer. Ein Feature, das aus tumben Computern ein poetisches Kunstwerk macht. Die heiße Abluft des Prozessors (und die meisten wissen, dass Computer sehr viel Hitze produzieren können) wird hier in eine runde Kammer geführt, in die gebackene Hähchenteile gelegt werden können, damit diese auf Betriebstemperatur bleiben. Kein Produkt spiegelt dieses Jahr mit all seinen Twists, Wirrungen und Konfusionen doch besser wider wie diese KFConsole. Diese vermeintlich frei gewählte Immobilität, das Verhunzen und Versuppen aller Tagesabläufe, Jogginghosen-Verwahrlosung, ständig fettige Finger und sich ja nicht vom Display wegbewegen. Dafür sind die Hot Wings warm und stets griffbereit.

Die besten Produkte sind ja immer diejenigen, die genau die Wünsche erfüllen, die man zuvor nicht hatte. Mir gefällt aber auch der Nachhaltigkeitsgedanke, das Upcycling von grauer, staubiger Computer-Abluft zur Veredelung von kross-knusprigen Chickenteilen. So als trüge man Regenwasser aus Oer-Erkenschwick in die Wüste. Ein versöhnlicher Gedanke. Ein schwarzer Zylinder wie ein Appell: Lassen wir uns nicht auch noch den Humor nehmen. In diesem Sinne, kommen Sie alle gut und gesund ins nächste Jahr!