Venedig-Biennale

Yael Bartana und Ersan Mondtag bespielen deutschen Pavillon

Rund drei Monate vor Beginn der Venedig-Biennale steht nun der Beitrag für den deutschen Pavillon fest. Die Künstlerin Yael Bartana und der Regisseur Ersan Mondtag sollen das Projekt unter dem Titel "Thresholds" gestalten

Lange hatte die Kunstszene gerätselt, wen die Kuratorin Çağla Ilk im deutschen Pavillon der kommenden Venedig-Biennale ausstellen würde. Jetzt ist endlich die Nachricht da: Die Künstlerin Yael Bartana und der Regisseur Ersan Mondtag werden den Pavillon in den Giardini bespielen. Dazu kommt erstmals ein weiterer Ausstellungsort: Michael Akstaller, Nicole L'Huillier, Robert Lippok und Jan St. Werner werden auf der Insel La Certosa einen "in der Natur beheimateten Resonanzraum" gestalten. Der Titel des Gesamtprojektes lautet "Thresholds", Schwellen. 

"Thresholds steht für die Gegenwart als Schwelle – ein Ort, an dem niemand bleiben kann und den es nur gibt, weil etwas war und wenn etwas sein wird. Für Menschen, deren Biografie von Migration geprägt ist, geht die zeitliche Wahrnehmung der Gegenwart als Schwelle zwischen Retrospektive und Projektion zusätzlich mit der räumlich-körperlichen Grunderfahrung eines Lebens auf der 'Schwelle' zwischen Zugehörigkeiten einher", heißt es in der Pressemitteilung des deutschen Pavillons, der vom Ifa – Institut für Auslandsbeziehungen in Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland realisiert wird. 

Die Ausstellung wird in drei "Szenarien" unterteilt. Im ersten Szenario soll die Videokünstlerin Bartana sich "an die Schwelle einer als katastrophal empfundenen Gegenwart – einer Welt am Rande der totalen Zerstörung" begeben und Möglichkeiten des zukünftigen Überlebens imaginieren. Im zweiten Szenario wird Ersan Mondtag laut Mitteilung einen Raum für eine fragmentarische Erzählung schaffen, in dem er sich mit der Frage beschäftigt, ob es möglich wäre, vergangene Epochen wieder aufleben zu lassen. Das dritte Szenario auf La Certosa soll der Monumentalität des deutschen Pavillons entgegenstehen und den Gedanken der Überwindung von Schwellen hervorheben. 

Kooperation mit Soundkollektiv

Yael Bartana, 1970 in Israel geboren, lebt seit langem in Berlin und Tel Aviv. Zwischen 2006 und 2011 lebte sie in Polen, sie stellte als erste nicht-polnische Staatsbürgerin 2011 im polnischen Pavillon der Biennale von Venedig aus. 

Ersan Mondtag, 1987 in West-Berlin geboren, beschäftigt sich mit Performances, Installationen und Bühnenkunst und gilt als einer der innovativsten Theater- und Opernregisseure der Gegenwart. Er arbeitete an der Deutschen Oper Berlin, am Berliner Ensemble oder am Thalia Theater Hamburg genauso wie am Museum für Moderne Kunst in Frankfurt am Main oder an der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden. 

Michael Akstaller, 1992 in Regensburg geboren, arbeitet an der Schnittstelle von Musik, Klangkunst, Forschung und Wissenschaft. Gemeinsam mit dem ebenfalls nach Venedig eingeladenen Jan St. Werner, 1969 in Nürnberg geboren und Mitbegründer des Elektronik-Duos Mouse on Mars, ist er Teil des Kollektivs DAF, das für "Dynamische Akustische Forschung" steht.  Auch Nicole L'Huillier, 1985 geboren und aus Santiago de Chile stammend, ist eine transdisziplinär arbeitende Musikerin, Künstlerin und Wissenschaftlerin. Sie lebt in Berlin. Robert Lippok ist Musiker und Bildender Künstler. Arbeiten von ihm waren zuletzt im Programm des ZKM Karlsruhe und bei den Berliner Festspielen vertreten.

"In einer Zeit der globalen Krise und der Kriege haben wir uns die Frage gestellt: Wie sehen Orte des Zusammenhalts aus? Wie können wir das nationalstaatlich geprägte Denken und Raumkonstrukt verlassen?", sagte Çağla Ilk am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Wenn es so etwas wie Hoffnung gibt, dann liegt sie im Überschreiten von Schwellen." Am deutschen Beitrag arbeiteten Künstlerinnen und Künstler unterschiedlicher Herkunft und Prägung "an der Verwirrung vermeintlicher Gewissheiten". Die Kuratorin weiter: "Wir befinden uns auf der Schwelle. Nichts ist sicher. Gelingt es uns, daraus einen ehrlichen Moment der Humanität zu machen?"

Die nächste Biennale Arte di Venezia findet vom 20. April bis zum 24. November statt.