Betrugsopfer in Achenbach-Prozess

"Wollte keine Mondpreise zahlen"

Im Prozess gegen den Kunstberater Helge Achenbach hat erstmals ein Betrugsopfer die Vorwürfe verdeckter Preisaufschläge bei den Millionengeschäften mit Kunst bestätigt. Der als Zeuge geladene Pharma-Unternehmer Christian Boehringer sagte am Mittwoch vor dem Essener Landgericht, Achenbach habe ihm nach der Aufdeckung von Unregelmäßigkeiten auf Druck eine Liste vorgelegt, in der die nicht abgesprochenen «zusätzlichen Margen» aufgeführt worden seien. Achenbach habe sich entschuldigt und ihn mit 1,1 Millionen Euro entschädigt. Achenbach hatte am Montag Geschäfte in ungerechtfertigter Höhe mit Boehringer (49) eingeräumt.

Die Deals mit Boehringer wurden über die inzwischen aufgelöste Kunstberatungsfirma Berenberg Art Advice abgewickelt, deren Geschäftsführer der 62-jährige Achenbach und der mitangeklagte Stefan H. waren. Auf die Art Advice sei er im Internet gestoßen, sagte Boehringer. Die Beratungsfirma habe damit geworben, Transparenz in den Kunstmarkt zu bringen und Kunden den Zugang zum Markt zu erleichtern. «Ich hatte kein Interesse, auf dem Markt Mondpreise zu zahlen», sagte Boehringer.

Mit Achenbach habe er mehrere internationale Kunstmessen besucht. Auch privat habe man sich mit den Ehefrauen getroffen und sich schließlich geduzt. Es sei vereinbart worden, dass der Kunstberater eine Provision in Höhe von fünf Prozent bekomme und den bei den Galerien ausgehandelten Preis getrennt in Rechnung stelle. Bei dem ersten Kauf eines Bildes von Gerhard Richter sei dies noch eingehalten worden. Die Rechnungen seien immer von der Berenberg Art Advice ausgestellt worden.

Im Herbst 2012 wurde Boehringer nach eigenen Angaben erstmals misstrauisch. Er habe bei der privaten Berenberg Bank angefragt, wer für die hohen Kosten eines Abendessens mit Achenbach am Rande der Frieze-Messe in London aufkomme. Zunächst sei den Controllern der Bank nichts aufgefallen. Im Juli 2013 habe ihm die Bank mitgeteilt, dass Unregelmäßigkeiten bei der Art Advice festgestellt worden seien. Auslöser war ein Hinweis des für die Art Advice als Kurator arbeitenden Kunsthistorikers Thomas Kellein.

Boehringer stellte Achenbach zur Rede. Dieser habe ihm bei einem Treffen gesagt, er müsse auch sein wirtschaftliches Risiko abdecken, sagte Boehringer. Dass ihm als Kunde daraus «Mehrkosten» entstehen würden, sei aber vorher nie abgesprochen worden. Achenbach habe sogar weiter mit ihm Geschäfte machen wollen. Der Kunstberater habe ihm vorgeschlagen, die auf gut eine Million Euro summierten verdeckten «Margen» für spätere Kunstkäufe gutzuschreiben. Nach Ansicht Achenbachs sei ihm kein Schaden entstanden, weil die Bilder im Preis mittlerweile gestiegen seien. «Aus meiner Sicht habe ich doch einen Schaden gehabt», sagte Boehringer. Eine Zusammenarbeit mit Achenbach sei für ihn «nicht mehr vorstellbar» gewesen.

Später seien dann «ähnliche Strukturen» bei den Geschäften Achenbachs mit dem 2012 gestorbenen Aldi-Erben Berthold Albrecht aufgefallen, sagte Boehringer. Die Staatsanwaltschaft wirft dem seit Juni 2014 in Untersuchungshaft sitzenden Achenbach auch vor, Albrecht bei 22 Kunst- und Oldtimerverkäufen um rund 23 Millionen Euro betrogen zu haben. Die Geschäfte liefen nicht über die Berenberg Art Advice, sondern über Achenbachs Kunstberatungsfirma. Achenbach hatte zu Beginn des Prozesses im Dezember bereits zugegeben, teilweise «unberechtigte Aufschläge» bei Kunstverkäufen an seinen Duzfreund Albrecht vorgenommen zu haben.