Ausstellungstipps

Wohin im August?

Neo Rauch
„Ich war fasziniert vom Mythos, dem Geheimnisvollen, von den Farben, von der Ausstrahlung dieses Bildes“, schwärmt der Sammler Frieder Burda. Seine Begeisterung gilt dem Gemälde „Ausschüttung“, das Neo Rauch in kühlen Farben gemalt hat. Jetzt wird das Bild in der großen Sommerausstellung des Museums Frieder Burda zusammen mit 40 weiteren Hauptwerken des Leipzigers gezeigt. Einmal mehr stößt der Maler – einer der technisch versiertesten und einfallsreichsten seiner Generation – in rätselhafte Traumregionen vor: Eine Bronzegestalt schleppt Benzinkanister, die Feuerwehr schiebt Schläuche in eine Erdspalte, Theaterdonner und Katastrophenalarm allerorten.
Museum Frieder Burda, Baden-Baden, bis 18. September

Joëlle Tuerlinckx:  „Geologie einer Arbeit. New and Old Paper-Assemblage in einer Kurzen Orangen Retrospektive“
Alles ist schon vorhanden. Man kann es zeigen, die Dinge miteinander kombinieren und Zusammenhänge herstellen. Mit dieser Prämisse arbeitet die Belgierin Joëlle Tuerlinckx. In der Berliner Galerie Christian Nagel hat die 1958 in Brüssel geborene Künstlerin eine raumfüllende Installation gebaut, die einem dreidimensionalen Skizzenbuch gleichkommt. Verschiedene Fundstücke, Formen und Farben, etwa ein strahlendes Neon-Orange, bilden ein System, das auf frühere Arbeiten verweist und in künftigen Arbeiten wieder aufgegriffen werden soll. Tuerlinckx denkt den Zwischenraum von Installation zu Installation mit. Radikaler als andere Künstler vor ihr begreift sie ihre Arbeit als totales Kontinuum.
Galerie Christian Nagel, Berlin, bis 20. August

Sammlung Rheingold: „Vollendet das ewige Werk“
Zum vierten Mal stellt die in Düsseldorf angesiedelte Privatsammlung Rheingold Teile der Kollektion im Schloss Dyck aus. Das diesjährige Motto „Vollendet das ewige Werk“ zitiert den „Ring“ von Richard Wagner, und es ist sicher kein Zufall, dass zur Auswahl des Kurators Gregor Jansen auch der bekennende Wagner-Fan Joseph Beuys gehört. Menschenbilder zwischen Kühnhei-t und Hybris sind – wie in Wagners „Rheingold“ – das Thema. Neben Arbeiten junger Künstler wie Joanne Greenbaum, Hansjoerg Dobliar oder Bojan  ist ein aus 100 laufenden Metern rosa Satin gelegtes Strichmännchen von James Lee Byars zu sehen – einfach gestrickt, doch imposant.
Schloss Dyck, Jüchen (bei Düsseldorf), bis 30. Oktober

„Knautsch: Zeichnungen und Plastiken von Meuser“
„Zeugs“ nennt der Bildhauer Meuser liebevoll den stählernen Abfall der Industriegesellschaft, den er seit Mitte der 70er-Jahre in Kunstobjekte verwandelt. Auch für seine neuen, in Karlsruhe präsentierten Arbeiten gilt: Die Form des Ausgangsmaterials wird oft übernommen, manchmal farblich verändert oder mit anderen Stahlteilen zu neuen Skulpturen zusammengesetzt. Mit ihrer klaren, reduzierten Formensprache bewegen sie sich zwischen Konstruktivismus, konkreter Kunst, abstrakter Malerei und Minimal Art. „Ich spiele mit Dingen, die es so nicht gibt“, sagt Meuser und bürstet gegen den Strich, was gerade, glatt und normiert ist.
Städtische Galerie Karlsruhe, bis 3. Oktober

„unPOLISHED. Junges Design aus Polen“
Leider wahr: Europa stagniert. Wie gut, dass es einen Lichtblick gibt: das europäische Design. In diesem Bereich darf Polen neuerdings sogar zu den Geberländern zählen. Eine junge, in Breslau, Lodz, Krakau und Warschau ausgebildete Designergeneration mischt die Szene mit einem kräftigen Schuss Ironie auf. Charakteristisch sind leicht verfügbare Materialien wie Holz, Weide, MDF oder Filz und die Kombination mit ungewöhnlichen Anwendungen. Vor allem Konsumgewohnheiten werden von den jungen polnischen Gestaltern rau und widerständig kommentiert.
Museum für Angewandte Kunst, Köln, bis 28. August

Dirk Bell: „Retour“
Sein Werk passt in keine Stilschublade: Dirk Bell bedient sich verschiedenster, teils gegensätzlicher Bildsprachen. Elemente des Symbolismus und des Jugendstils paaren sich mit Formen der Minimal Art und viel Popkultur. Mit Vorliebe zeichnet Bell auf bereits vorhandenen, auf dem Flohmarkt erworbenen Gemälden. Seine erste umfassende Museumsausstellung führt Bell, Jahrgang 1969, in seine Heimatstadt München zurück. Die Schau „Retour“ wird dominiert von einer großen Stahlskulptur aus Buchstaben. Die Begriffe „Free“ und „Love“ bilden darin ein widersprüchliches Paar.
Pinakothek der Moderne, München, bis 18. September

Roman Ondák: „Enter the Orbit“
96 Minuten brauchte Sputnik, um in die Erdumlaufbahn zu gelangen. 96 Modelle des Satelliten hat Roman Ondák gemeinsam mit Freunden gebaut, die das einst weltbewegende Ereignis – berühmt als „Sputnikschock“ des Oktobers 1957 – zur sympathischen Bastelei herunterbrechen. Für das Kunsthaus Zürich hat der slowakische Konzeptkünstler ein Universum geschaffen, das um Themen wie Zeit und Geschichte, Imagination, Mythos und Wahrheit kreist. Der Ausstellung liegt die Tatsache zugrunde, dass die Hoffnungen und Träume der Menschen im Kommunismus unwiderbringlich verloren sind. Neben seinen melancholischen Sputnik-Arbeiten bringt Ondák die Giacometti-Skulpturen der Sammlung in den Kontext von Globalisierung und radikalem Markt.
Kunsthaus Zürich, bis 28. August