Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Eröffnungen der Woche: Tipps für Donaueschingen, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, London, Paris, Remhagen, Rom und Wien

Dorothy Fratt in Donaueschingen
Washington Art School nannte sich eine Künstlergruppe, die in den 50er- und 60er-Jahren in der US-Hauptstadt aktiv war. Die im vergangenen Sommer 93-jährig verstorbene Malerin Dorothy Fratt gehörte zu diesen Künstlern, die eine lyrische – statt wild-aggressive – Abstraktion bevorzugten. Fratt, in Washington D.C. geboren, ging Ende der 50er nach Arizona, blieb aber dem Stil treu und entwickelte ihn weiter. Erstmals in Europa ist in Donaueschingen eine umfangreiche Soloschau mit ihren farbenfrohen Werken der 60er- bis Nullerjahre zu sehen.
"Dorothy Fratt", Museum Art.Plus, Donaueschingen, 20. Februar bis 20. Januar 2019

Duesseldorf Photo
Gursky, Höfer, Ruff: Einige der erfolgreichsten Fotografen und Foto­gra­finnen der Welt stammen aus Düsseldorf, hier hat die Becher-Schule Kunstgeschichte geschrieben. Das neue Festival Duesseldorf Photo baut nun auf diesem Erbe auf und feiert Düssel­dorf als Metropole des Mediums. Vom 16. bis 25. Februar werden die wichtigsten Institutionen, Galerien, Hochschulen und Projekträume der Stadt im Namen der Fotostadt Düsseldorf vereint. Im ersten Jahr fasst das Festival vor allem die einzelnen Aktivitäten der Partner zusammen. So zeigt die Kunstsammlung NRW im K21 eine Retrospektive von Akram Zaataris langjährigem Fotoprojekt "Arab Image Foundation", das NRW-Forum selbst verbreitet Retroglamour mit der Modefotografin Louise Dahl-Wolfe, die Sammlung Philara verneigt sich vor der US-amerikanischen Avantgardistin Barbara Kasten, die Akademie-Galerie präsentiert die hochkonzeptuelle Arbeit von Jan Dibbets. Insgesamt sind rund 50 Ausstellungen unter dem Festivaldach versammelt.
Duesseldorf Photo, bis 25. Februar

Jean-Michel Basquiat in Frankfurt
Jean-Michel Basquiats Werke sind kaum in Museen zu finden. Auf Auktionen erzielen sie derzeit Rekordpreise. Jetzt widmet die Frankfurter Schirn dem Künstler, der mit Graffiti in der Street Art begann und dann in den 1980er Jahre die New Yorker Kunstszene aufmischte, eine große Überblicksausstellung. Vom 16. Februar bis 27. Mai sind unter dem Titel "Boom For Real" 100 Werke zu sehen, die Basquiats Verbindungen zu Jazz und Hip-Hop, Comic, Film und Fernsehen deutlich machen. Basquiat gilt als der erste afroamerikanische Künstler, dem in der (weißen) New Yorker Kunstwelt der Durchbruch gelang. Er arbeitete eng mit Andy Warhol zusammen. Basquiat, der stets die Kunstwelt polarisierte, starb im August 1988 im Alter von nur 28 Jahren an einer Überdosis Rauschgift. Heute gilt das Universaltalent - er war auch Musiker und Dichter - als einer der einflussreichsten Künstler am Ende des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung in der Kunsthalle Schirn ist die erste Einzelausstellung zu seinem Werk in Deutschland seit mehr als 30 Jahren. Es ist eine Kooperation mit der Barbican Art Gallery in London. Dort war die Ausstellung zuvor zu sehen. (dpa)
"Jean-Michel Basquiat: Boom For Real", Schirn Kunsthalle, Frankfurt, bis 27. Mai

Ausstellung in Frankfurt zu künstlicher Intelligenz
Gesichter aus dem 3D-Drucker oder ein selbstlernendes Sprachsystem: Der Frankfurter Kunstverein zeigt in der Ausstellung "I Am Here To Learn", wie künstliche Intelligenz und lernende Algorithmen die Welt in Zukunft verändern können. 15 Künstler nehmen sich in ihren Werken der Frage an, wie sich Maschinen menschliche Wahrnehmung und Interpretation zu Eigen machen. Zu sehen ist die Ausstellung nach Angaben des Kunstvereins bis zum 8. April. Die Ergebnisse muten teilweise skurril an. So erstellte die Künstlerin Heather Dewey-Hagborg für ihre Installation "Probably Chelsea" mithilfe eines Algorithmus 30 dreidimensionale Gesichtsmodelle allein aus der DNA der Whistleblowerin Chelsea E. Manning. Das Künstlerduo Shinseungback Kimyonghun arbeitet in einer Videoinstallation mit dem Bildmotiv Blume. Die beiden Künstler beschäftigen sich mit einer der zentralen Fragen der Ausstellung: Wie viel Autonomie können und wollen Menschen intelligenten, lernenden Systemen zugestehen? (dpa)
"I Am Here To Learn", Frankfurter Kunstverein, bis 8. April

Junge Fotografie in Hamburg
Die Ausstellung "Gute Aussichten" zum Wettbewerb für junge Fotografen ist vom 15. Februar bis 21. Mai wieder zu Gast im Haus der Photographie der Hamburger Deichtorhallen. Eine Jury hat aus 94 Einsendungen von 35 Institutionen acht Preisträger ausgewählt, darunter Stephan Bögel, Laura Giesdorf, Rie Yamada und Julian Slagman aus Berlin, Janosch Boerckel und Alexandra Polina aus Bielefeld, Alba Frenzel aus Leipzig und Ricardo Nunes aus Bremen. Das Spektrum umfasst etwa eine Videoarbeit von Laura Giesdorf, die das tägliche Schminkritual auf den Prüfstand stellt, und eine Reinszenierung anonymer Familienfotos von Rie Yamada. "Allen gemeinsam ist dabei, dass der Schlüssel zu ihren Fotografien einzig in unserer Imagination liegt", sagte Josefine Raab, die den Wettbewerb ins Leben gerufen hat, am Mittwoch in Hamburg. (dpa)
"Gute Aussichten", Haus der Photographie, Deichtorhallen, Hamburg, bis 21. Mai

Mark Dion in London
Der US-Amerikaner Mark Dion ist ein Forscher, Sammler und Umweltaktivist. Was er von seinen Trips in die Naturzonen der Welt mitbringt, taucht in seinen Installationen wieder auf. Auch beim Betrachten seiner Zeichnungen und Skulpturen fühlt man sich oft in ein naturhistorisches Museum versetzt. Dions Soloschau in der Londoner Whitechapel Gallery umfasst Werke seit den Nullerjahren und besteht zum Teil aus Environments, aus authentisch wirkenden Räumen voller Möbel, Bücher und ausgestopften Tieren.
"Mark Dion: Theatre of the Natural World", Whitechapel Gallery, London, bis 13. Mai

Jim Dine in Paris
Das Pariser Centre Pompidou bedankt sich bei US-Künstler Jim Dine für seine großzügige Schenkung mit einer Ausstellung. Der 82-Jährige hat dem Museum 28 Werke geschenkt, die zwischen 1961 und 2016 entstanden sind. Mit dieser Geste wolle er seine "kulturelle und persönliche Schuld" Frankreich gegenüber begleichen, begründete Dine die Schenkung. Unter dem Titel "Jim Dine, Paris Reconnaissance", (etwa: Jim Dine, Paris als Anerkennung) werden neben den geschenkten Werken auch einige Arbeiten des Künstlers gezeigt, die aus der Sammlung des Museums stammen. Dine lebt und arbeitet in New York, Walla Walla im Südosten des Bundesstaates Washington und Paris, wo er sich seit 1968 regelmäßig aufhält. Der Künstler sei fast schon beschämend großzügig gewesen, erklärte Bernard Blistène, der Direktor des Museums. Dem Museum hat Dine so bedeutende Arbeiten wie "Window with an Axe" aus den Jahren 1961-1962 geschenkt, das zu seinen Frühwerken zählt und der Stilrichtung der Pop-Art zugerechnet wird. Berühmt wurde Dine mit bunten Herzen, von denen auch einige in der Pariser Ausstellung zu sehen sind, darunter "Putney Winter Heart n° 9 (Poulenc)", ein Riesenherz aus Stroh. (dpa)
"Jim Dine, Paris Reconnaissance", Centre Pompidou, Paris, bis 23. April

Gotthard Graubner in Remhagen
Das Arp-Museum in Remagen widmet dem vor fünf Jahren gestorbenen Maler Gotthard Graubner (1930-2013) eine große Ausstellung. Die Schau "Mit den Bildern atmen" zeigt rund 50 Arbeiten des Künstlers, der als einer der wichtigsten Vertreter abstrakter Malerei der Gegenwartskunst gilt. Seine Bilder wirken durch ihre intensive Farbe: Durch viele Farbschichten ist die Oberfläche nur auf den ersten Blick einfarbig. Graubner selbst nannte seine Arbeiten «Farbraumkörper». Das am Rhein gelegene Arp-Museum Bahnhof Rolandseck präsentiert die Ausstellung vom 18. Februar bis zum 10. Februar 2019. Graubner war immer wieder Gast in dem einstigen Künstlerbahnhof. Durch einen Neubau des Stararchitekten Richard Meier wurde das Museum 2007 erweitert. Es liegt südlich von Bonn mit Blick auf das Siebengebirge. (dpa)
"Gotthard Graubner: Mit den Bildern atmen", Arp-Museum, Remagen, 18. Februar bis 10. Februar

Allora & Calzadilla in Rom
Puerto Rico wurde im September 2017 vom Hurrikan Maria massiv verwüstet, immer noch haben Teile der Insel keinen Strom. Schon im Jahr davor hatte es nach einem Brand in einem Elektrizitätswerk einen inselweiten Blackout gegeben. Einen der ausgebrannten Transformatoren stellt das Künstlerpaar Allora & Calzadilla jetzt als Skulptur aus. Dazu erklingt die Vertonung eines Zitats von Benjamin Franklin, das von Fluch und Segen der Elektrizität handelt: Hat sie nicht den Vorteil, dass sie die eitle Menschheit Bescheidenheit lehrt? Jennifer Allora und Guillermo Calzadilla sind Umwidmer und Kontextverschieber. Brandschrott wird zur aufgeladenen Skulptur, ein Tisch, umgedreht zu Wasser gelassen und mit Außenborder versehen, zum Motorboot. Zitate aus Artikeln oder Reden machen sie zu betörenden Liedern, die zu den Installationen gehören. Sound, Material, Form, Bedeutung werden neu miteinander verschaltet und schlagen so Funken, über die sie als reine Nachricht in der öffentlichen Wahrnehmung nicht mehr verfügen. Der Leiter des Maxxi, Hou Hanru, hat mit Anne Palopoli die Schau "Blackout" kuratiert, die jüngere Arbeiten von Allora & Calzadilla zeigt. Mit scharfem Blick für das Politische im Alltäglichen verdrahten sie die Zusammenhänge zwischen Ökonomie, Gerechtigkeit, Ideologie, Ästhetik und Natur.
"Allora & Calzadilla: Blackout", Maxxi, Rom, bis 30. Mai

Die Heidi Horten Collection in Wien
Die österreichische Milliardärin Heidi Goëss-Horten stellt wesentliche Teile ihre bedeutenden Kunstsammlung erstmals öffentlich aus. Rund 170 Gemälde und Skulpturen sind bis zum 29. Juli unter dem Titel "WOW! - The Heidi Horten Collection" im Wiener Leopold Museum zu sehen. Zu den ausgestellten 75 Künstlern zählen Pablo Picasso, Henri Matisse, Lucian Freud, Francis Bacon, Paul Klee, Egon Schiele, Gustav Klimt, Gerhard Richter, Damien Hirst und Andy Warhol. Eine "außergewöhnliche Privatsammlung" ermögliche nun einen Gang durch die Kunstgeschichte der vergangenen 110 Jahre, meinte der Direktor des Leopold Museums, Hans-Peter Wipplinger, am Donnerstag. Goëss-Horten ist als Witwe des deutschen "Kaufhaus-Königs" Helmut Horten eine der reichsten Frauen der Welt. Ein Schwerpunkt der Schau liegt auf den deutschen Expressionisten. Max Pechstein ("Gelbe Maske II"/1910), Emil Nolde ("Anna Wieds Garten"/1907), Ernst Ludwig Kirchner ("Rote Akte"/1912) und August Macke ("Zwei Frauen vor dem Hutladen"/1913) werden präsentiert. Eines der bekanntesten Landschaftbilder des Jugendstilmalers Klimt, die "Kirche in Unterach am Attersee" von 1916, hängt unweit von Egon Schieles "Damenbildnis" von 1912, auf dem er seine Lebensgefährtin Wally Neuzil verewigte. Ein Schwammbild von Yves Klein ("RE 1"/1958) hat Goëss-Horten genauso gekauft wie Schlitzbilder des italienischen Avantgardekünstlers Lucio Fontana, der Leinwände bewusst zerschnitt. (dpa)
"WOW! - The Heidi Horten Collection", Leopold Museum, Wien, bis 29. Juli