Art Dubai

Wieviel Kunstmessen verträgt die Golfregion?

Abu Dhabi und Dubai – beides Mitgliedstaaten der Vereinigten Arabischen Emirate – sind grundverschieden in ihrer Ausrichtung. Während das konservative Abu Dhabi seinen Ölreichtum zur Konsolidierung einsetzt, hat Dubai, arm an Bodenschätzen, seinen gigantischen Boom auf Handel, Immobilienprojekte und Schulden gebaut. Gleichwohl verfolgen die beiden Emirate dieselbe Vision – sich als kulturelles Zentrum der Golfregion zu etablieren. Abu Dhabi ist diesem Ziel deutlich näher. Der dortige Museumskomplex auf der Insel Saadijat (Insel der Glückseligkeit), mit Filialen des Louvre und des Guggenheim, wird 2013 eingeweiht.


Dubai liebäugelte mit einem Universalmuseum, das in Kooperation mit deutschen Museen aufgebaut werden sollte, doch angesichts der katastrophalen Finanzlage musste das Projekt gestrichen werden. In diesem Umfeld wird nun vom 17. bis 20. März zum vierten Mal die Art Dubai stattfinden. Schon im vergangenen Jahr war die Lage nicht sehr rosig, aber viele indische und iranische Sammler reisten an. „Wenn Dubai die Phantomcity wäre, als die es von der internationalen Presse bezeichnet wird, wäre ich nicht hier“, sagt Isabelle de la Bruyère, Repräsentantin von Christie’s in Dubai.


Rezession hin, Finanzkrise her, auf der Art Dubai hatten es Aussteller schon immer schwer. Lediglich indische Galerien und solche, die arabische Kunst verkaufen, konnten bislang nennenswerte Umsätze erzielen. „Nicht alle Galerien können erfolgreich sein, der Markt ist einfach zu jung“, sagt John Martin, Direktor der Art Dubai. Abgesehen von Chantal Crousel, Kamel Mennour oder Continua haben nur wenige westliche Galerien ihr Erscheinen angekündigt. Daher werden auch Galerien aus der Region vertreten sein. „Hier machen immer mehr und immer bessere Galerien auf“, sagt John Martin. „In der Anfangszeit waren wir wahrscheinlich zu westlich ausgerichtet. Aber diese Newcomer genügen nicht immer unseren Qualitätsansprüchen.“


Der Art Dubai macht nicht nur die Zurückhaltung internationaler Galerien zu schaffen, sondern auch die Konkurrenz seitens Abu Dhabi, wo im letzten November die erste Kunstmesse stattfand. Die Abu Dhabi Art ist insofern ungewöhnlich, als sie von einem einzigen Partner getragen wird – der Herrscherfamilie und ihrer Kulturbehörde. Viele kamen in der stillen Hoffnung, an die Museen verkaufen zu können, die dort gebaut werden.


Abgesehen von den deutschen Galeristinnen Caprice Horn und Brigitte Schenk haben nur wenige Aussteller an arabische Privatsammler verkauft. Erst am letzten Tag beschloss die Kulturbehörde des Emirats mehrere hochkarätige Gemälde zu erwerben, darunter eines von de Kooning (Gagosian Gallery) und eines von Philip Taaffe (Galerie Thaddaeus Ropac). Ohne diese Ankäufe in letzter Minute würden viele Galerien wahrscheinlich zögern, ein weiteres Mal zu kommen.


Trotz seines Potenzials hat die Region nicht genug Sammler oder genügend gute Künstler für zwei Messen. „Die Leute gehen eben dorthin, wo sie am meisten verkaufen“, sagt Sunny Rahbar von The Third Line in Dubai. Die Kuratorin Rose Issa hat derweil angeregt, die Kunstmesse abwechselnd in Dubai, Abu Dhabi und Katar stattfinden zu lassen, unter der Bezeichnung Gulf Art Fair. Das war – Ironie der Geschichte – der ursprüngliche Name der Art Dubai.

 

Weitere Informationen unter www.artdubai.ae