White Cube aus Pixeln

Frau Schumann, wir dachten, der Kunstmarktboom sei vorbei, vorbei die Zeiten, als Sammler Arbeiten kauften, von denen sie nur Jpeg-Abbildungen kannten. Jetzt kommen Sie mit einer Internetmesse um die Ecke .
Viele unserer Aussteller machen den Hauptteil ihrer Transaktionen online, mit Kunden, die vielleicht in Asien, Südamerika oder den arabischen Ländern wohnen. Es sind vor allem Sammler, die sich schon gut auskennen mit einem Künstler, die nicht erst an das Werk herangeführt werden müssen.

Wer kann die Messe besuchen?
Einfach einloggen mit einem Passwort und einer Mailadresse! Die Messe ist öffentlich, alle Galeriestände sind online frei und ohne Kosten zugänglich.

Warum nennen Sie die Messe dann VIP Art Fair?
VIP, das steht für „viewing in private“. Scherzhaft sprechen wir auch von „viewing in pyjamas“. Wir wollten ein wenig mit der Bedeutung von VIP spielen, aber Sie haben recht, darum geht es eigentlich gar nicht. Dennoch wird es auch tatsächliche VIP-Pässe geben für einige von den Ausstellern ausgewählte Kunden, die dann nicht nur die virtuelle Messekoje betrachten, sondern auch mit dem Galeristen über Skype chatten und die VIP-Lounge besuchen können. Wir sprechen zurzeit auch mit Kuratoren, Verlagen, Finanz-institutionen, um sie mit VIP-Zugängen zu versorgen. Pässe können auch für 100 Dollar für die ersten zwei Tage erworben werden, danach kostet der Pass nur noch 20 Dollar.

Was ist mit einer standesgemäßen Party?
Die feiern wir in New York.
Aber das Atmosphärische einer Kunstmesse wird dennoch auf der Strecke bleiben.
Unsere Plattform unterstreicht eher das Didaktische einer Kunstmesse, das beim sozialen Chaos auf Messen wie der Art Basel/Miami Beach schnell untergehen kann. In den Kojen unserer Messestände wartet Personal, das sich gern mit den Besuchern unterhält.

Manche Leute meinen, Kunstwerke besäßen so etwas wie eine Aura. Kann die übers Internet transportiert werden?
Nein, ich glaube, dass Abbildungen niemals das eigentliche Kunstwerk ersetzen können. Wir wollen nicht das traditionelle Messemodell ablösen, sondern etwas in eine neue Richtung schieben. Unser Anspruch ist, eine zusätzliche Plattform für Zugang und Kommunikation zur Verfügung zu stellen. Auch als Angebot für Galeristen und Sammler, hier Gespräche weiterzuführen, die vielleicht auf der Messe in Basel begonnen haben und dort am Ende auch abgeschlossen werden.

Wie muss man sich die Website vorstellen? Man denkt ja sofort an „Second Life“ .
So ein Setting würde nur vom Eigentlichen, von der Kunst, ablenken. Wir stellen eine zwar revolutionäre, aber dann doch eher konservative Plattform zur Verfügung, die das einzelne Werk in den Vordergrund hebt. Jeder Händler kann hochauflösende Bilder hochladen, sodass Kunstbetrachtung im Detail möglich wird. Das Objekt wird von weißem Hintergrund umgeben sein, so wie jeder das von der White-Cube-Situation kennt. Man kann sich in einem Stream die Koje ansehen, sich Informationen zur Kunst, zum Künstler und zur Galerie anzeigen lassen.
Die Stände gibt es also wirklich. Kommen die Aussteller nach New York?
Nein, sie arbeiten von dort aus, wo es ihnen gerade passt. Unsere Galerien sitzen überall. Es ist ein wahrhaft globales Projekt.

Räumlich sprengt die Messe also Grenzen, aber nicht zeitlich. Warum halten Sie an einer begrenzten Laufzeit fest?

Wir wünschen uns die Energie und Aufregung, die solch ein Ereignis begleiten. Die Zeit soll auch deshalb überschaubar bleiben, damit die Aussteller den Stand kuratieren und bei Fragen ansprechbar sein können.

Ein Messestand kostet 5000 bis 20 000 Dollar. Worin liegt hier der Vorteil für die Aussteller?
Das sind nur 20 Prozent der Gesamtkosten von dem, was ein Auftritt auf einer traditionellen Messe kostet. Dort kommen eben noch die Transporte hinzu, Übernachtungen, Versicherungen ...

Welche Galerien können bei Ihnen teilnehmen?
Zunächst einmal die Gründungsgalerien, die uns als Berater zur Seite stehen. Dann haben wir Galerien nach ihren Programm und nach ihrer Teilnahme an anderen Messen ausgesucht und eingeladen. Bislang haben wir um die 100 Teilnehmer aus sechs Kontinenten und 24 Ländern. Wie ich schon sagte: Es ist ein globales Vorhaben.