Abwesenheitsnotiz (2): Bettina Allamoda

"Vielleicht lerne ich einfach nur surfen"

"Ich war noch nie in Los Angeles. Einmal bin ich nachts durchgefahren, auf dem Weg nach San Francisco, 1984, aber das zählt nicht wirklich. Für eines meiner Poster der  'Human League/Yesteryear Serie' hatte ich 1996 ein Filmstill aus dem B-Movie 'The Pterodactyl Woman from Beverly Hills' verwendet. Man sieht darauf das prähistorische Monster über einer Skyline von L.A. fliegen, angeblich angezogen von einem Stealth Fighter. In diesem Sommer aber geht die Reise als Berlin Artist in Residence am Art Center College of Design, nach Pasadena. Für ein Jahr, natürlich nicht um Urlaub zu machen, sondern um vor Ort an einer weiteren Installation meines Langzeitprojekt: 'Nogo - The Exorcist revisited' zu recherchieren und zu arbeiten.

Was packt man für ein Jahr? Zunächst muss man die Atelierwohnung räumen und alles verstauen, damit die Räume untervermietet werden können. Um meine Kunst, aber auch die Bibliothek, die  Schallplatten und CD-Sammlung nicht nur in Kisten zu verstecken, startete ich verschiedene Aktionen, zum Beispiel eine mit dem Titel 'Everything must go', wo Freunde und Bekannte für ein Jahr etwas ausleihen können.

Gerne möchte ich natürlich die eine oder andere Arbeit mitnehmen. Bei meinen Stoffskulpturen und Reliefs ist das sicherlich möglich, es sollte nur im Rollkoffer auch noch Platz bleiben für Technik, Kameras, Festplatten, Laptop sowie ein wenig Strandkleidung - um nicht Sperrgut aufgeben zu müssen. Aufgegebene Koffer werden bei Ein- und Ausreise in die USA gerne mal aus Sicherheitsgründen heftig durchwühlt.

Ich freue mich sehr, in L.A meine Arbeiten zeigen zu können, alte Freunde und Kollegen, die nun dort leben und arbeiten, wiederzusehen und die mir fast völlig unbekannte Westcoast vom Vancouver bis Mexico zu rauf und runter zu fahren. Vielleicht lerne ich aber einfach nur Surfen."

Die Bildhauerin Bettina Allamoda lebt und arbeitet in Berlin, demnächst also in Los Angeles

Abwesenheitsnotiz Teil 1: Katja Strunz und Uwe Henneken