Uwe Henneken erzählt in Berlin eine fantastische Weltgeschichte

Drei schwere Geschütze hat Uwe Henneken bei Contemporary Fine Arts aufgefahren. Nur sind sie nicht geladen, ihre Rädergestelle sind clownesk bemalt, und die Bronzeläufe wachsen sich am Hinterteil zu verspielten Skulpturen aus. Auf der Haubitze „Rumbling Rose“ lässt ein rosa Oktopus die Arme baumeln. Die Kriege scheinen ausgefochten, die Territorien gesichert, fröhliche Zeiten angebrochen. Flankiert werden die Konfettikanonen von bunt benähten Bannern eines Fantasiereichs im Endstadium. Hennekens Idee von einem „Imperium Schlemihlium“ im Herbst seiner Tage speist sich aus der Lektüre von Oswald Spenglers geschichtsphilosophischer Abhandlung „Der Untergang des Abendlandes“ (1918/1922). Die zwischen Groteske und Traurigkeit schwankenden Objekte und Gemälde des 1974 in Paderborn geborenen Künstlers handeln von real möglicher Apokalypse und von jenen, die sich im Kunst- und Kulturzirkus zu Tode amüsieren. Wir seien „Autumn People“, schätzt Henneken.
Wie geht unsere Welt zugrunde? Wie hat sie begonnen? Mit Poesie und Witz bebildert der ehemalige Volkskundler das Werden und Vergehen kultureller Systeme. In der „V.O.T.E“-Skulpturengruppe verwendet er einmal mehr das Motiv des Männchens, das mit der Nase über dem Rand einer Holzkiste hängt. So markierten ursprünglich US-Soldaten des Zweiten Weltkriegs Gebäude und schrieben „Kilroy was here“ dazu. Von Landnahme und Eroberung handeln auch Hennekens Tableaus eigentümlicher „Frontier People“. Auf dem Ölbild „Tiptoe to Tipperary“ tasten sich schlaksige Wesen auf Fußspitzen in eine bonbonbunte Landschaft vor. Der Maler schreckt vor Kitsch nicht zurück, wobei sich die formale Maßlosigkeit als konsequente Strategie künstlerischer Grenzüberschreitung erweist. Salut für eine Kunst, die unseren Horizont erweitert!
 

Galerie Contemporary Fine Arts, Berlin, bis 18. Oktober