Unternehmenssammlungen bekommen es in München mit Karl Valentin zu tun

Nicht ohne einen gewissen Sinn für Humor hat Udo Kittelmann, designierter Direktor der Berliner Nationalgalerie, die Kunstsammlungen von elf Münchner Unternehmen durchforstet. Unter anderem E.on, Siemens und die Allianz haben stattliche Summen – man munkelt: hohe fünfstellige – dafür bezahlt, dass Kittelmann aus ihren Sammlungen 100 Exponate für eine Ausstellung im Haus der Kunst auswählte. Der Anlass: Die Stadt München feiert 850. Geburtstag.
 

Wie nun den inhaltlichen Bogen zwischen Werken des 17. Jahrhunderts und heutigen spannen, ohne mit übertriebenen Münchenbezügen zu langweilen? Kittelmann gelingt dieser Spagat mit „Brillantfeuerwerk“ – und mithilfe des Münchner Komikers Karl Valentin. Valentins satirische Spötteleien zu Kunst und Weltgeschehen sind als Zitate an den Wänden der fünf Ausstellungsräume zu lesen. Ohne Rücksichtnahme auf Epoche und Stilrichtung hängt und steht dazwischen die Kunst – allein die Worte Valentins schieben ihr thematische Gemeinsamkeit unter. So befindet sich etwa ein Ölbild von Christian Wilhelm Ernst Dietrich in direkter Nachbarschaft zu Warhols Siebdrucken. Wenige Meter weiter unterhalten sich zwei in einem Valentin-Dialog über die Atombombe, kommentiert von Brian McKees Kabulaufnahme und Max Klingers Radierzyklus „Vom Tode. Erster Teil“.
Am Schluss verabschiedet sich Anselm Kiefer in einem seiner frühen Selbstporträts mit dem Hitlergruß, und unter dem roten Helikopter des Belgiers Panamarenko sinniert Karl Valentin: „So, nun werd’ ich mich verduften jetzt mit meinem Aeroplan.“ Es gibt Grund zur Hoffnung, dass Kittelmann das Berliner Publikum künftig auch ohne Komikerkrücken zum Lächeln bringt.