Eva Rothschild in Hannover

Und im Hintergrund läuft Joy Division?

Holz, Lack, Keramikkacheln, afghanische Teppiche: Die in London lebende irische Künstlerin lässt sich auf kein Material und kaum eine Arbeitsweise festlegen. In ihren Bildern, Fotoserien und Objekten verbindet Eva Rothschild handwerkliche und industrielle Produktionsarten mit Fragen nach der Bedeutung von Skulptur und Raum.

2009 erkundete die 1971 in Dublin Geborene in der Tate Britain mit großformatigen Dreiecken – „Cold Corners“ – die Säle des Londoner Museums, in diesem Jahr stand ihr filigranes „Empire“ am New Yorker Central Park. Die rot, grün und schwarz lackierten Metallstangen erschienen wie suchende Linien und bildeten eine aus dem Lot geratene, aber solide Struktur.

Eva Rothschilds bemalte und umwickelte Armaturen wirken zart und konzentriert wie dreidimensionale Zeichnungen. Schwere und Härte des Werkstoffs kontrastieren den schwebenden Eindruck.

Die Künstlerin zitiert aus dem minimalistischen Vokabular der Moderne, Kreis, Kugel, Quadrat, Dreieck, und unterläuft mit ihren gebrochenen Formen und Substanzen wie Autoreifen oder Lederfransen die kunstgeschichtliche Strenge und das abstrakte Erscheinungsbild. Zudem schafft sie mit Versatzstücken aus den 60er- und 70er-Jahren (Räucherstäbchen, Fransen, neonfarbene Hippie-Poster), die sie zu neuen Bildern verwebt, eine Atmosphäre, die ihre Stücke mit einer melancholischen, auch geheimnisvollen Aura auflädt – als liefe im Hintergrund ein Soundtrack von Joy Division.

Dazu passt die neue Fotoserie, für die sie Menschen mit Würgeschlangen fotografiert. Zur aktuellen Schau im Kunstverein Hannover hat sie die Reihe erweitert. „Hot Touch“ lautet der Titel der Präsentation, denn es geht Eva Rothschild immer um diesen Moment der Beziehung: zwischen Arbeiten in Ausstellungen, der Kunst und dem Betrachter und von Werk und Raum. 

Kunstverein Hannover, 19. November bis 29. Januar 2012, Eröffnung am Freitag, 18. November, 20 Uhr