Clyfford Still Museum

So groß wie sein Ego

Eine braune Gummiunterhose schickte er einem unerwünschten Kritiker, versehen mit dem Gruß: „Hoffe, dies wird Ihre Sonntagsnöte lindern.“ Dem New Yorker Museum of Modern Art verkaufte er nach einem Streit absichtlich ein minderwertiges Bild. Und als eine Sammlerin ein Werk erwerben wollte, musste sie zunächst mit seiner Ehefrau essen gehen, die ihr zwei Fragen stellte: „Was halten Sie von Barnett New­man? Was halten Sie von Mark Rothko?“ (Die richtige Antwort lautete zweimal „Nichts“.)

Clyfford Still war kein guter Mensch, aber ein sehr, sehr guter Künstler. Nicht als gewöhnliche Gemälde, als Verschmelzung von Leben und Tod beschrieb er seine Arbeiten. Existenzialismus und das Erhabene der amerikanischen Landschaft ergossen sich auf seine Leinwände und brachten den abstrakten Expressionismus der Nachkriegszeit auf den Weg. Das alles in Formaten, die fast der Größe seines Egos entsprachen. Und über 30 Jahre nach seinem Tod ist der Maler so gefragt, wie nie zuvor: Erst kürzlich erzielte sein Bild „1949-A-No.1“ unglaubliche 61,7 Millionen Dollar bei einer Auktion bei Sotheby's.

In seinem Nachlass verfügte der bekennende Misanthrop, dass die Kunstwerke in seinem Besitz an eine Gemeinde gehen sollten, die ihm ein eigenes Museum widmet. Ab Stills Tod im Jahr 1980 – er starb mit 75 – stritten Städte wie San Francisco oder New York um das Erbe, 2004 einigte sich die Witwe dann mit Denver.

Am Freitag eröffnet der schlichte Betonbau des Büros Allied Works Architecture, er versammelt etwa 2400 Arbeiten und Archivstücke – insgesamt mehr als 90 Prozent des gesamten Schaffens. Der begnadete Großkotz scheint endlich in seinem Pantheon angekommen zu sein.

Clyfford Still Museum, Denver, Eröffnung am 18. November