Judith Röder: A Rock Formation, A Stream, A Wood, A Cloud
"Eine Felsformation, ein Bachlauf, ein Waldstück, eine Wolke. Jene karge und hügelige Landschaft, geprägt von rauem Klima. Besiedelt von kleinen Dörfern. Äcker und Felder bewirtschaften. Aufwühlen und zudecken. In jedem Jahr, in jedem Jahrhundert. Die Menschen in dieser Gegend sind schweigsam. Die Bäume sind alt. Die Steine sind älter. Sie sprechen. Sie überdauern und sie überleben, indem sie unbedeutend erscheinen. Meine eigene Gegenwart. Den Ort hier und jetzt bezeichnen. Sehen, was zu sehen ist. Mit dem Blick einer Archäologin, die gräbt."
Judith Röder, Archäologie der Gegenwart
In ihrer Arbeit zeichnet Judith Röder eine symbiotische Beziehung zur Welt: mit verschiedenen Materialien und Techniken führt sie uns in die Natur ein, die über das spezifisch Menschliche und Subjektive hinausgeht. In ihren Filmen, mit einer analogen 16-mm-Bolex-Kamera aufgenommen, präsentiert sie uns Bildsequenzen, die sie in ihrer Heimat Vulkaneifel aufgenommen hat – einem Mittelgebirge in Westdeutschland zwischen Trier und Koblenz. Die Wälder der Eifel verbergen kleine kreisförmige Seen, die infolge einer vulkanischen Aktivität in der Region vor 50 Millionen Jahren entstanden sind. In den Filmen stehen sie neben Ansichten der Wälder, Wiesen, Steine und Bäche. Durch die Verwendung der Bolex-Kamera haben die Bilder eine körnige Struktur, wirken fast skulptural. Musterartige Strukturen von Steinen und Bäumen erlauben manchmal kein klares Erkennen der Richtung. Die Reihenfolge der Bilder fällt nicht in eine logische Erzählung, wir wissen nicht, was als Nächstes zu erwarten ist. All dies lässt uns in die Materialität des Bildes eintauchen.
Dieser besondere künstlerische Ansatz führt zu einer einzigartigen Erfahrung: Je mehr wir uns diese Kunstwerke ansehen, desto mehr werden wir uns in ihre Welt eingeführt fühlen, von ihr angezogen und von ihr begrüßt. Wir werden eher zu teilnehmenden Elementen als zu Beobachtern dessen, was wir sehen. Wir beginnen, die sensible Wahrnehmung der Künstlerin zu teilen, wenn sie schreibt: „In der Zeit der Aufnahme bin ich vollständig mit dem Ort, dem Licht, der Bewegung, dem Bild verbunden. Ich habe in der Gegenwart gelebt.“
Neben skulpturalen Objekten im Raum wird eine neue Filmproduktion der Künstlerin über die Moorlandschaft von „Hohes Venn“ sein. Die Ausstellung wird begleitet von einem Veranstaltungsprogramm mit Konzert, einer Lesegruppe, einem Symposium zur Biologin Lynn Margulis sowie Informationen zu Ausflügen im Hohen Venn!