Kunstbetrug

Prozess um millionenschwere Fälschungen beginnt in Köln

Vier Angeklagten wird vorgeworfen, jahrelang gefälschte Bilder von Künstlern der Klassischen Moderne wie Max Pechstein, Max Ernst und Heinrich Campendonk in den internationalen Kunstmarkt geschleust zu haben. Dafür sollen sie fast 16 Millionen Euro kassiert haben.

Der Prozess ist auf 40 Verhandlungstage bis März 2012 angesetzt. Fast 170 Zeugen wurden benannt, darunter namhafte Kunsthändler und -experten, die auf den Kunstbetrug hereingefallen sein sollen. Die Affäre gilt als einer der größten Fälscherskandale der deutschen Nachkriegsgeschichte.

Verhandelt werden zunächst 14 Fälle, in 33 weiteren Fällen wird noch ermittelt. Den Angeklagten werden gewerbsmäßig begangener Betrug und Urkundenfälschung vorgeworfen. Die drei Hauptangeklagten - Wolfgang B. (60), seine Frau Helene B. (53) und Otto S. (67) - sitzen seit rund einem Jahr in Untersuchungshaft und schweigen seitdem laut Anklage. Der vierten Angeklagten, Jeanette S. (54), Schwester von Helene B., wird eine Beteiligung in drei Fällen vorgeworfen.

Die mutmaßlichen Betrüger erfanden laut Anklage eine Herkunftslegende um die angeblichen Sammlungen «Jägers» und «Knops». Der 1992 gestorbene Kölner Unternehmer Werner Jägers war der Großvater der angeklagten Schwestern. Der Angeklagte Otto S. ist Enkel des verstorbenen Schneidermeisters Wilhelm Knops. Die Angeklagten behaupteten, Jägers und Knops hätten die Werke vor dem Krieg in der Galerie des berühmten Kunsthändlers Alfred Flechtheim erworben. Doch weder Jägers noch Knops hatten nach Erkenntnissen der Ermittler jemals Kunst gesammelt.

Die Fälschungen soll der Angeklagte Wolfgang B. hergestellt haben. Unklar ist, ob er Helfer hatte. Vom Malstil über Galerieaufkleber bis zu Holzwurmlöchern und angeblichen Vorkriegsfotos der Werke war laut Anklage alles gefälscht. Einige Werke wurden in renommierten Auktionshäusern wie Lempertz in Köln und Christie's in London versteigert. Auf der Liste der geschädigten Kunden stehen unter anderem der US-Schauspieler Steve Martin und die Sammlung Würth. (dpa)