Thomas-Struth-Porträt

Der Mann im Hintergrund

Prinz Philip, Ehemann der britischen Queen Elizabeth II, ist im Alter von 99 Jahren gestorben. Vor zehn Jahren hat der Künstler Thomas Struth dem Paar ein fotografisches Denkmal gesetzt

Der Fotograf Thomas Struth ist eigentlich nicht dafür bekannt, repräsentative Porträts für mächtige Menschen zu machen. Als er für eine Serie deutsche Familien fotografierte, waren die Bilder eher entlarvend und Ausdruck unterschwelliger Hierarchien, wie beispielsweise die Kunsthistorikerin Charlotte Klonk beschrieb. Als ihn die National Portrait Gallery in London 2011 für ein Porträt der Queen und ihres Gemals Prinz Philip zum diamantenen Thronjubiläum anfragte, war er nach eigener Aussage zuerst geschockt - und sagte dann ja.

Nun ist Prinz Philip im Alter von 99 Jahren gestorben - und das Porträt ein posthumes Denkmal geworden. Auf subtile Art hat Struth auch hier die Hierarchie des Paares eingefangen. Die Queen dominiert die Komposition in ihrem hellblau glänzenden Kleid, ihr Mann sitzt auf dem schräg gestellten Sofa leicht hinter ihr und passt sich in seinem dunklen Anzug den gedeckten Farben des Hintergrunds an. Dem "New Yorker" sagte Struth, Prince Philip sei beim Shooting "perfekt" gewesen. Sein Beruf war Prinzgemahl, Ehemann der Königin. Das Protokoll verlangte es, immer artig ein paar Schritte hinter der britischen Monarchin herzugehen.

Philip wurde 1921 als Sohn eines Prinzen von Griechenland und Dänemark auf Korfu geboren und trug selbst den Titel Prinz von Griechenland. Sein Besuch mit der Queen in Deutschland 2015 war aber fast so etwas wie eine Reise in seine zweite Heimat. In seinem Stammbaum finden sich viele Deutsche, seine vier älteren Schwestern heirateten Deutsche, er besuchte ein Jahr lang die Eliteschule Salem am Bodensee und sprach gut Deutsch.

Weltweites Phänomen der Popkultur

Als 18-Jähriger begann der Prinz, mit der damals 13-jährigen Elizabeth Briefe auszutauschen. Es sei Liebe auf den ersten Blick gewesen, sagte die Queen später. 1947 heirateten die beiden, 1953 wurde Elizabeth zur Königin gekrönt.

Zusammen mit seiner Frau gehörte Philip zu den meistdargestellten Menschen der Welt, immer irgendwie in der Schwebe zwischen Individuum und Funktion und zwischen öffentlicher Bewunderung und Verachtung. Zuletzt wurde Prince Philip (gespielt von Matt Smith und Tobias Menzies) noch einmal in der halbfiktiven Netflix-Serie "The Crown" zu einem weltweiten Phänomen der Popkultur.

Nach Angaben des Buckingham Palace ist Philip am Freitag morgen "friedlich" auf Schloss Windsor bei London gestorben. Dort hat Thomas Struth auch sein ikonisch gewordenes Porträt aufgenommen.