Knallige Farben, flashige Outfits im Gangsterstyle mit Goldketten, Sonnenbrillen, feinen Anzügen oder tief hängenden Hosen. Dazwischen Porträts von Barack Obama, Nelson Mandela und Tieren, die auf Megafrisuren herumturnen. Dazu Musik, die die verglaste Halle durchdringt wie das Parfüm einer Frau, mit der man Nächte durchtanzen will: Es braucht schon sehr viel schlechte Laune, um "Beauté Congo", die neue Ausstellung in der Pariser Fondation Cartier, nicht zu mögen.
Kunst ist beim Kongo nicht der erste Gedanke: Der Kurator André Magnin widmet einem Land eine erste Überblicksschau, das von der grausamen Kolonialherrschaft ebenso gezeichnet ist wie von den eigenen Diktatoren. 1960 erkämpfte die Bevölkerung ihre Unabhängigkeit vom belgischen Königshaus, wenig später putschte sich Joseph Mobutu an die Macht. Als er nach über 40 Jahren abtrat, folgten endlose Kriege, die Lage ist weiter instabil. Auf die Frage "War es schwierig, diese Geschichte nicht zu zeigen?" antwortet eine Mitarbeiterin der Stiftung: "Nein, eigentlich nicht" – und verrät damit das Geheimnis dieser tollen Schau: Sie arbeitet nicht die politische oder ethnologische Vergangenheit des Landes auf, sondern präsentiert seine Kunstgeschichte, von 1926 bis in die Gegenwart.
Der heute oft verpönte Realismus entfaltet darin Pop-Sogwirkung – auch wenn es mehr als einen Blick in den Katalog braucht, um die Symbole und Fabeln zu verstehen. Beeindruckend sind außerdem die abstrakten Aquarelle von Djilatendo aus den 30ern. Der Schneider übertrug seine Hüttenwandmalerei auf Einladung eines Belgiers auf Papier, was der Katalog dokumentiert. Unfassbar sind nur die Künstler, von denen nicht mehr bekannt wird als die Signatur auf ihren Werken: Grégory und Kabeya zum Beispiel. Ihre Geschichten zu erzählen bleiben der Kurator und die Fondation schuldig.