Jan Fabre mag große Gesten. Er war gerade 19, als er eine Tafel am Haus seiner Eltern in Antwerpen anbrachte: Hier lebt und arbeitet Jan Fabre. Wenig später durchbrach er mit vielstündigen Aufführungen wie "This is theatre like it was expected and foreseen" und "The power of theatrical madness" nicht nur Zeitkonventionen des Theaters, sondern auch die Grenzen zu Tanz, Theater, Kunst. Fingerübungen im Vergleich zu dem neuesten Projekt des Belgiers.
24 Stunden dauert der Parforceritt "Mount Olympus", der auf dem Festival Foreign Affairs in Berlin Premiere feiert. Eine Nacht und einen Tag lang spielen, tanzen, sprechen, träumen sich 30 Performer durch die Mythen der griechischen Antike. "Ich appelliere an die gewalttätigen Impulse der Zuschauer, ihre Träume und Begierden", sagt Fabre. "Mein Theater ist eine Art Läuterungsritual. Etwas in Echtzeit
24 Stunden lang mit anderen Menschen zu teilen wird zu einer spirituellen Erfahrung."
"Festivalzeit und andere Ausnahmezustände" lautet das diesjährige Leitthema der Foreign Affairs, die internationale Positionen an der Schnittstelle von Performance und bildender Kunst versammeln. Der Isländer Ragnar Kjartansson kündigt mit "The Fall" eine "kinetische Skulptur fürs Theater an", in der – anderes Extrem – "jede einzelne Sekunde das Potenzial zum ultimativen dramatischen Ereignis hat". Und er präsentiert in der König Galerie seinen gut sechsstündigen Film "A Lot of Sorrow", in der die Band The National ihren Song "Sorrow" wieder und wieder performt. Forced Entertainment setzt derweil auf Zeitraffer: Das britische Künstlerkollektiv führt alle 36 Shakespeare-Stücke in je 40 Minuten auf, eine Art Puppentheater mit je einem Performer und Alltagsgegenständen als Figuren. Der Rest ist Schweigen.