Nimm Pinsel und Palette, schnür die Stiefel und wandere hinaus ins Grüne, um Landschaften zu malen: So richtig modern war diese Art der Kunstproduktion wohl zum letzten Mal zu Zeiten der Impressionisten. Vielleicht ist genau das aber der Grund, aus dem David Hockney zum Naturfreund geworden ist. Schließlich zeigte der 1937 geborene Brite, der in den 60er-Jahren mit harten Farbkanten, blauen Swimmingpools und Männerhintern berühmt wurde, immer schon einen gewissen Eigensinn.
Das glamouröse Los Angeles hat der bekennende Kettenraucher 2005 verlassen, stattdessen verbringt er jetzt einen großen Teil seiner Zeit in dem Küstenort Bridlington in Yorkshire, unweit des Ortes, an dem er geboren wurde, und malt Bäume, Sträucher, Landstraßen im Wechsel der Jahreszeiten.
Hockney begegnet dem Sujet allerdings mit modernen Mitteln. Ein Teil seiner Landschaftsbilder entsteht auf dem iPad und wird als Ausdruck oder gleich auf leuchtenden Bildschirmen gezeigt. Und wenn er klassisch in Öl malt, oft in riesigen Formaten auf bis zu 15 aneinanderhängenden Leinwänden, leuchten die Farben in übernatürlicher Buntheit, wie von der Bonbonpalette des Digitalen infiziert.
Das Museum Ludwig zeigt jetzt die Landschaftsmalerei David Hockneys als modifizierte Übernahme aus der Royal Academy London. „A Bigger Picture“ will Hockneys bekannten Pool „A Bigger Splash“ hinter sich lassen und fährt dafür groß auf. Rund 150 großformatige Werke werden zu sehen sein, darunter auch einige der neuen iPad-Malereien, dazu aufwendige Multi-Fokus-Filme, die auf 18 Monitoren eine weitere Annäherung an die Landschaft Yorkshires versuchen. Mit zahlreichen auf seinem Jeep befestigten Kameras versucht Hockney, die Variabilität des Walds einzufangen.
Einige Kritiker in London fanden zwar, dass eine Eindämmung der Bilderflut der Schau gutgetan hätte. Nicht jede iPad-Skizze ist gleich ein museumsreifes Meisterwerk. Doch das Publikum trabte begeistert und in Massen an. Swimmingpool war gestern, Landlust ist das neue Cool.
„David Hockney. A Bigger Picture“, Museum Ludwig, Köln, 27. Oktober bis 3. Februar 2013
David Hockney in Köln