Die Riga Biennial for Contemporary Art (Riboca), die im August hätte starten sollen, ist nach anhaltenden Protesten aus der lettischen Kunstszene gegen die Russland-Verbindungen der Gründerin Agniya Mirgorodskaya abgesagt worden. Mirgorodsky, die die Biennale 2016 begründet hatte, ist die Tochter des prominenten russischen Unternehmers Gennady Mirgorodsky, der Fischerei in der Arktis und in Sibirien betreibt.
Die dritte Riga-Biennale hätte eigentlich 2022 unter der Leitung der deutschen Kuratoren René Block stattfinden sollen. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine wurde die Ausstellung zunächst um ein Jahr verschoben. Agniya Mirgorodskaya versuchte, die Finanzierungsstrukturen zu ändern und gab an, das Geld würde nun von ihrem Ehemann kommen, dem US-amerikanischen Immobilienunternehmer Robert William Pokora. Zudem verurteilte sie öffentlich den Krieg gegen die Ukraine.
Die Kritik aus der lettischen Kunstszene verstummte allerdings nicht. Mehrere Künstlerinnen und Künstler zogen ihre Teilnahme zurück. In einem Interview sagte die Rigaer Kuratorin Žanete Liekīte, man hätte bereits seit der Besetzung der Krim 2014 kritischer sein müssen: "Die bloße Tatsache, dass dies schon die dritte Ausgabe der Riga Biennale ist, ist ein Zeugnis unserer Ignoranz. Seit ihrer Gründung war die Institution mit russischen Milliardären verbunden und geprägt von zweifelhafter Finanzierung." Man könne nicht einerseits Geld für die Ukraine sammeln und wenige Monate später in der eigenen Stadt einen extravagante Moskau-Art-Soirée stattfinden lassen, so Liekīte.
In der diesjährigen Biennale mit dem passenden Titel "There is an Elephant in the Room" hätten über 60 internationale Künstlerinnen und Künstler ausstellen sollen. Neben Block zeichnete vor allem das dänische Kollektiv Superflex verantwortlich. "Es scheint, dass die Herkunft unserer Vorstandsmitglieder, die neben litauisch und lettisch auch russisch ist, zu bedeutsam ist, als dass man sie überwinden könnte, während der russische Angriff auf die Ukraine die Spannung der Besatzungsvergangenheit neu entfacht", sagten die Organisatoren in einem Statement. "Wir waren gezwungen, uns der schwierigen Realität zu stellen, dass das, was wir anbieten, in diesen schwierigen Zeiten einfach unangemessen oder unerwünscht sein könnte, egal wie wohlwollend unsere Absichten auch sein mögen."