Mike Meiré, einer der erfolgreichsten Kreativen Deutschlands, ist ein Grenzgänger zwischen Werbung, Design und Kunst. Er hat das Erscheinungsbild von Magazinen wie "Archplus", "Brand Eins" und "032c" geprägt, arbeitet für BMW oder Mini und betätigt sich als Kurator und Künstler. In der aktuellen Ausgabe des Monopol-Podcasts "Fantasiemuskel" erklärt er, warum das kein Widerspruch sein muss, sondern sich gegenseitig befruchtet
Künstler, Kurator, Designer, Werber – alles auf einmal, geht das? Bei Mike Meiré auf jeden Fall – auch, weil es das Ergebnis eines Prozesses ist. Und vielleicht ist es auch nur ein Zwischenstand. Angefangen hat es mit einer Schülerzeitung, aus der dann eine Grafik- und Werbeagentur wurde. Und schon vor 20 Jahren hat Meiré Künstler:innen und Unternehmen zusammengebracht, zum Beispiel Rosemarie Trockel oder Jürgen Teller mit dem Armaturenhersteller Dornbracht. Dafür, so Meiré, brauche es Unternehmer:innen, die den offenen Umgang mit der Kunst zulassen.
Die Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern ermögliche dem Unternehmen, ihren Marken neue Bedeutungsräume zu erschließen. "Ich glaube, das ist eine Blaupause für die transformative Gesellschaft", so Meire. Denn viele Unternehmen zeigten sich im Moment lösungsorientierter als staatliche Institutionen. Für die bevorstehenden Herausforderungen, so Meiré, bräuchten wir deshalb "ein neues Betriebssystem".
Zur eigenen Kunst sei er zufällig gekommen, erzählt er den beiden Podcastern Friedrich von Borries und Torsten Fremer. Sein "The Farm Project", ursprünglich für Dornbracht entwickelt, landetete 2007 über den Kurator Kaspar König bei den Skulptur Projekten Münster, daraufhin sprach ihn ein Galerist an – und plötzlich war er Künstler. Diese Rolle ist für ihn ein Gegenpol zur Auftragsarbeit. "Kunst", so Meiré, "ist das Verlassen der Komfortzone, das Ausloten der Triebhaftigkeit, das Unkontrollierte."
Die Kunst ist nicht so frei, wie sie gerne wäre
Ein Widerspruch zwischen vermeintlich freien Künstlerinnen oder Künstlern und dienstleistende Designerinnen oder Designer sieht er dabei nicht; zum einen, weil Künstler und Künstlerinnen nicht so frei ist, wie sie gerne wären, und zum anderen, weil für ihn "Dienst" nichts Negatives ist. Die Letzte Generation, so Meiré, leiste zum Beispiel auch einen Dienst: "einen Dienst am Klima."
So schält sich im Gespräch eine prinzipielle Frage aus, die alle umtreibt, die sich hin- und wieder auch mal als Auftragnehmer verstehen: In welchen Dienst stellen wir Kreativität? Welche Verantwortung haben Designer, Werberinnen und Künstler? "Das ist ambivalent", meint Meiré: "Wir haben eine Sensibiliät – aber sind wir deshalb immer zwangsläufig die Guten?" Und so fragt er sich durchaus selbstkritisch: Wieviel Idealismus kann man sich leisten? Und wem das zu düster ist: Friedrich von Borries und Fremer besprechen mit Meiré nicht nur über Dienst und Verantortung, sondern auch über KI, Schönheit und Möglichkeitsfenster.
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