Neulich stand ich drei Tage hintereinander in der Küche und habe Mittag- und Abendessen für mehr als hundert Gäste gekocht. Na klar möchte ich jetzt mit diesem Einstieg einfach nur angeben: Verdient habe ich es mir auf jeden Fall. Beim Afrolution Literatur- und Kunstfestival in Berlin durfte ich als kulinarischer Kurator nicht nur das Menü bestimmen, sondern auch Referate über die Weltreisen der dicken Bohne (unfreiwillig mit Kolonisatoren und semi-freiwillig mit Migrant:innen) halten. Ich habe über Speise-Eis-Kunst aus Zimbabwe viel gelernt und mich damit beschäftigt, wie man Süßkartoffeln so zubereitet, dass sie jedem schmecken. Dieses wichtige politische Rezept folgt dann irgendwann in der Zukunft.
So viele Gerüche, so viele Gespräche, so viele Eindrücke und trotzdem bleibt mir vor allem eine Sache aus diesen drei Tagen tief im Gedächtnis eingebrannt: der Muskelkater. Mein Körper hat vor Schmerz geglüht und am dritten Tag war ich einfach nur kaputt. Und das, obwohl ich die tatkräftige Unterstützung drei anderer, wunderbarer Köch:innen hatte.
Während ich die Grenzen meines Körpers erörterte, musste ich daran denken, dass Menschen Tag für Tag diesen Knochenjob machen: Bei jeder Außentemperatur am Herd stehen, säckeweise Zwiebeln schneiden und Hunderte Portionen servieren. Wir sollten diese Arbeit:innen, die unser Essen erzeugen und zubereiten mehr würdigen. Es ist eine erschöpfende Arbeit, die meist von den Kund:innen (also uns) schlicht übersehen und von der Gesellschaft selten anerkannt wird. In kleinen Mengen ist die Zubereitung einer veganen Tajine allerdings ein Klacks. Man nehme einfach saisonales Gemüse und schmore es mit den richtigen Gewürzen, bis es butterweich wird. Fertig!
Bitte keine Alman-Knollen
Keine Sorge: Ich erkläre das Rezept gerne ausführlicher. Zunächst: Gemüsesorten, die meines Erachtens nicht passen, sind Alman-Knollen wie Kohlrabi oder so integriertes Gemüse wie Brokkoli. Fragen Sie nicht warum, ist einfach so. Sonst passt alles in fast jeder Kombi: Erbsen mit Möhren, Kartoffeln mit Zucchini, dazu vielleicht Kürbis oder Brechbohnen oder frische Erbsenschoten. Blumenkohl gerne als Soloperformance, der ist schon sehr eigenartig lecker. In Marokko macht man Tajine aus sieben Gemüsesorten. Aber eigentlich nimmt man einfach das, was der Markt und die Jahreszeit gerade hergibt.
Für den Jus (also die Sauce) einfach folgende Zutaten in einem (Schmor-)Topf für circa ein bis eineinhalb Kilo Gemüse anbraten: zehn Esslöffel Olivenöl, drei große, kleingehackte Zwiebeln, zwei zerdrückte Knoblauchzehen, Salz, Pfeffer, ½ TL Kreuzkümmel-Pulver, ¼ TL Kurkuma, ½ TL süßes und ¼ TL scharfes Paprikapulver, ¼ TL Ingwerpulver, kleingehackte Petersilie und Koriander.
Dann das geputzte und gegebenenfalls geschälte und geschnittene Gemüse hinzugeben, mit einem Liter Wasser oder Gemüsefond ablöschen und so lange auf mittlerer Hitze mit Deckel kochen, bis das Gemüse durch ist. Je nach Gemüsesorte kann das zwischen 25 und 60 Minuten dauern. Die letzten zehn bis 15 Minuten den Deckel abnehmen und das Wasser verdampfen lassen. Mit Weißbrot servieren.