Über 100 Tage sind seit Anfang des russischen Angriffskriegs in der Ukraine vergangen. Neben all den verheerenden und tödlichen Schäden, die der Krieg anrichtet, zerstört er auch das sowjetische Erbe, das nach dem Zerfall der UdSSR zu einem Teil der ukrainischen Identität geworden war. Mit eben diesen sowjetischen Spuren in der Ukraine beschäftigt sich der ukrainische Künstler Boris Mikhailov. Er wurde 1938 geboren und wuchs in der sowjetischen Ukraine auf. Er erlebte den Zusammenbruch der Sowjetunion und die Wiedergeburt einer unabhängigen Ukraine. Sein Leben lang hat sich Mikhailov damit beschäftigt, die Folgen dieser historischen Entwicklung zu betrachten und nachzuvollziehen.
Unter anderem hat Mikhailov im Rahmen der Fotoserie "Temptation of Death" 150 Bildpaare geschaffen, in denen er eine autobiografischen Komponente mit düsterer Vorahnung gegenüberstellt. Elf der Paare sollen nun an den Fassaden und Eingängen von Basler Kulturinstitutionen sowie im Rathaus der Stadt gezeigt werden. Für das Projekt haben sich verschiedenste Basler Akteure zusammengetan: das Pinchuk Art Centre, der Kanton Basel-Stadt, die Art Basel, die Fondation Beyeler, das Theater Basel, das Kunstmuseum Basel, die Kunsthalle Basel, die Kaserne Basel, das Kunsthaus Baselland, das Haus der Elektronischen Künste, die Liste Art Fair, I Never Read, und die Art Book Fair Basel.
Wie "Temptation of Death" ist auch die Videoarbeit "Psychedelic Invasion of the Battleship Potyomkin into Sergey Eisenstein’s Tautological Hallucinations" (1998) von Oleksandr Roitburd, ein Mitglied der ukrainischen New-Wave-Bewegung, ein Abgesang auf eine vergangene Zeit. Sein Werk ist Teil eines Filmprogramms, das begleitend zu der Fotoserie täglich im Theater Basel gezeigt wird. Außerdem präsentiert werden dort Filme einer jüngeren Generation von Künstlerinnen und Künstlern aus der Ukraine: Dana Kavelina, Yarema Malashchuk und Roman Khimei, Daniil Revkovskiy und Andriy Rachinskiy sowie das Kollektiv Open Group schaffen aus ihrem jeweiligen Blick eine Art gemeinsames Porträt der Ukraine.
"Die Ukrainerinnen und Ukrainer haben sich systematisch für die Freiheit und für Werte entschieden, die uns allen am Herzen liegen", sagt Björn Geldhof, Artistic Director des Pinchuk Art Centre und Kurator der Fotoausstellung. "Die Kunst und die ukrainischen Kunstschaffenden haben bei dieser Entscheidung eine Vorreiterrolle gespielt: vom frühen kritischen und subversiven Fotografen Boris Mikhailov bis hin zur jüngsten Generation von Filmemachern. Ihre Arbeit ist Teil der heutigen Ukraine, einer Ukraine, die um ihr Überleben und um das Überleben unserer gemeinsamen Werte kämpft." Beat Jans, Regierungspräsident des Kantons Basel-Stadt, fügt hinzu: "Der Regierungsrat von Basel-Stadt begrüsst die Initiative, ukrainischen Kunstschaffenden während der Art Basel eine gut sichtbare Plattform zu geben. Sie setzt ein wichtiges Zeichen, damit wir den Krieg und das damit verbundene Leid der ukrainischen Gesellschaft nicht vergessen."