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12 Kunst-Filme, die Sie im Juli nicht verpassen sollten

Unsere Filme im Juli erinnern an einen ungewöhnlichen Maler, nehmen die Erde als Liebhaberin und fragen, warum die Kunstgeschichte so oft die Frauen vergisst 


Die fabelhafte Welt des Henry Darger

Als Henry Darger ein paar Monate vor seinem Tod 1973 in ein Pflegeheim zog, fanden seine Vermieter, Kiyoko und Nathan Lerner, über 30.000 Seiten Schrift und 300 Gemälde in seiner Wohnung. Als er gefragt wurde, was damit geschehen solle, sagte er: "Es ist zu spät. Behaltet es, oder werft es weg." Die Lerners erkannten das Außergewöhnliche in den Werken ihres unauffälligen Mieters.

Dank ihnen wurde Darger posthum zu einem der bekanntesten "Outsider"-Künstler. Die fabelhaften Illustrationen seiner Geschichten der "Vivian Girls" und ihrer Kinderarmee, die sich gegen kinderquälende Erwachsene auflehnen, hängen in wichtigen Sammlungen und Museen. 2003 entdeckte der französische Musiker und Produzent Philippe Cohen Solal sie für sich, traf kurze Zeit später Kiyoko Lerner und hat gemeinsam mit Mike Lindsay ein "Outsider" betiteltes Album herausgebracht. Die Songtexte bestehen ausschließlich aus Texten Dargers, auf die das Duo wunderschöne leicht folkige Melodien komponiert hat.

Der engelhafte Gesang von Hannah Peel passt zu den entrückten aber auch drastischen Welten, die dort besungen werden. Jetzt hat Philippe Cohen Solal auch einen Kurzfilm aus seinem Material gemacht, der einen kurzen Einblick in die Welt des Künstlers gibt - zumindest das, was man von ihm weiß. Und der anschließend einige der Songs im Stil von Musikvideos vorstellt, denen Dargers künstlerisches, in seiner Zartheit und Brutalität immer noch sehr faszinierendes Werk zugrunde liegt.

"Henry Darger: Outsider", auf Youtube


Hier kommen die Ökosexuellen!

Der Film "Water Makes Us Wet" vom Künstlerinnenpaar Annie Sprinkle und Beth Stephens beginnt mit einem Warnhinweis: Er enthalte "Umweltzerstörung, explizite Ökosexualität und Performancekunst" - also Vorsicht! Die ehemalige Sexarbeiterin Sprinkle und die Filmemacherin und Professorin Stephens erregten mit ihren "ökosexuellen Spaziergängen" bereits 2017 Aufsehen auf der Documenta 14 in Kassel. Der Grundgedanke ist eigentlich einfach: Was wir begehren, wollen wir beschützen und bewahren. Also ist ein lustvoller Kontakt mit der Natur (inklusive Bäume streicheln und Matsch-Masturbation) für die Künstlerinnen die beste Möglichkeit, sensibel mit unserer Umgebung und unseren Mitwesen umzugehen. Die Erde, so formuliert es das Paar, ist ihr "Lover", sollte vielleicht unser aller "Lover" sein.  

Im Film "Water Makes Us Wet" reisen Annie Sprinkle und Beth Stephens mit ihrem Hund Butch durch Kalifornien, um verschiedene Aspekte des Themas Wasser zu beleuchten und Menschen zu treffen, die in einem besonderen Verhältnis zu dem Element stehen. Es geht um erotische und spirituelle Erfahrung mit Wasser, aber auch um die Zerstörung von Ressourcen durch die Industrie und die Gefährdung von Ökosystemen durch den Klimawandel. Das "ökosexuelle Abenteuer" ist gleichzeitig ein lehrreicher, sinnlicher und warmherziger Film, bei der die Liebe der Künstlerinnen zueinander ihr ganzes Unterfangen zusammenhält. Ungemein erfrischend und bis Ende August gratis bei Vimeo verfügbar.  

"Water Makes Us Wet. An Ecosexual Adventure", auf Vimeo, bis 31. August


Architektur liegt in der Familie

Der Beton-Mariendom in Velbert-Neviges oder das Bensberger Rathaus: Der Anfang Juni mit 101 Jahren gestorbene Gottfried Böhm galt als einer der wichtigsten Architekten Deutschlands. Der WDR hat nun zu Ehren des einflussreichen Gestalters bis Mitte August den Dokumentarfilm "Die Böhms – Architektur einer Familie" in die ARD-Mediathek gestellt.

Böhm arbeitete immer wieder gemeinsam mit seinen Söhnen Stephan, Peter und Paul an Bauprojekten. Alle von ihnen sind Architekten geworden. Über zwei Jahre hinweg hatte der junge Schweizer Filmemacher Maurizius Staerkle Drux die Arbeit und das Leben der Böhms begleitet und dabei ebenso anrührende Szenen wie auch konfliktgeladene Momente gefilmt.

"Die Böhms – Architektur einer Familie", ARD-Mediathek, bis 13. August


Kunst, Politik und Porno mit La Cicciolina

Ilona Staller alias Cicciolina gab sich bei ihren öffentlichen Auftritten in den 1970er- und 80er-Jahren mit Stofftier im Arm und Blumen im Haar stets hyperniedlich und dauerstrahlend. Dennoch hat sie mit ihrem ungezwungenen Umgang mit Sex und Körperlichkeit offenbar besonders Männern viel Angst gemacht. Sogar der Papst echauffierte sich über die gebürtige Ungarin, die als junge Frau nach Italien zog und dort so etwas wie die Verkörperung der sexuellen Revolution wurde. Wie der Dokumentarfilm "La Cicciolina" von Alessandro Melazzini zeigt, fällt es gerade männlichen Weggefährten schwer, über die Kunstfigur der Ilona Staller zu sprechen, ohne mythisches Personal wie Musen, Nymphen, die Venus oder die Verführerin Eva zu bemühen. Ein älterer Fernsehmoderator sagte ihr ins Gesicht, dass Frauen immer hässlicher würden, je mehr sie sich auszögen.

Ilona Staller gilt als eine der ersten Frauen in Europa, die Pornos als Kunstform und Nacktheit als politisches Werkzeug begriffen. Auch Jeff Koons war von Cicciolina so angetan, dass er einen ganzen Werkzyklus mit ihr produzierte. Die beiden heirateten 1991 und bekamen den gemeinsamen Sohn Ludwig. Im Film wird nur angedeutet, wie traumatisch das Ende der Ehe mit Anwälten und Verleumdungen für Ilona Staller gewesen sein muss. Ludwig Koons, der sich ebenfalls in der Dokumentation zu Wort meldet, deutet an, dass "niemand wisse", welche Kämpfe seine Mutter durchgestanden habe. Auch über Stallers Engagement als Politikerin hätte man gern mehr gewusst. Sie wurde unter anderem Abgeordnete für die Partei Partito Radicale und wurde 1988 ins italienische Parlament gewählt. Bis heute kämpft sie gegen Nuklearenergie und Tierversuche und für sexuelle Selbstbestimmung. "La Cicciolina" konzentriert sich ein wenig zu sehr auf das Skandalöse in ihrer Biografie. Doch man ahnt, wie nachhaltig Ilona Staller das katholische Italien auf allen Ebenen durchgeschüttelt hat.  

La Cicciolina, Arte-Mediathek, bis 25. Juli


Fürsorge und Wut im Bauch 

Wenn man die Buchstaben in die Luft wirft und wieder auffängt, ist "Care" (Fürsorge) ziemlich nah an "Rage" (Wut) dran. Und auch für Autorinnen, die ihr Schreiben mit der Versorgung von Kindern oder Angehörigen vereinbaren müssen, ist dieser Gefühlscocktail oft Realität. Noch immer macht es die Kunstwelt, die vor allem für alleinstehende Genies ausgerichtet zu sein scheint, gerade denjenigen schwer, die Fürsorgearbeit leisten - und das sind auch heute noch überwiegend Frauen.

Das Autorinnenkollektiv "Writing With Care/Rage" (Lene Albrecht, Daniela Dröscher, Berit Glanz, Verena Güntner, Sandra Gugic, Elisabeth R. Hager, Kathrin Jira, Svenja Leiber, Caca Savic, Julia Wolf und Maren Wurster) nimmt sich dem Thema Schreiben und Sorgearbeit an und hat dazu kürzlich einen digitalen Kongress veranstaltet. Teil davon war auch die Videoarbeit "Fragment" von Ella Zwietnig. Diese ist aus Archivbildern montiert, die sich um eine retrohaft anmutende Version von Weiblichkeit herumbewegen. Irgendwie vergangen, aber irgendwie auch noch aktuell. Dazu lesen die Autorinnen Textfragmente über ihr Verhältnis von Schreiben und Mutterschaft/Care-Arbeit und zitieren literarische Vorbilder. So äußerte die 80-jährige Bachmannpreisträgerin Helga Schubert 2020 ihre Freude darüber, dass der Wettbewerb pandemiebedingt nur digital stattfinden konnte: "Ich pflege hier nämlich meinen Mann."     

Writing with Care/Rage: Ella Zwietnig "Fragment", auf Vimeo


Mario Pfeifer ruft die Jury 

Der Videokünstler Mario Pfeifer brachte 2018 ein genuin deutsches Thema auf die Berlin Biennale, und es ist kein angenehmes. Er inszenierte das Reenactment eines Vorfalls im sächsischen Arnsdorf, wo sich ein Asylbewerber aus dem Irak 2016 in einem Supermarkt mit einer Kassiererin stritt und daraufhin von einer selbsternannten Bürgerwehr an einen Baum gefesselt wurde – die Rechte verkaufte diese Aktion als Zivilcourage.

Gemeinsam mit den Schauspielern Mark Waschke und Dennenesch Zoudé, die Journalisten spielen, und einer Jury aus Bürgern rollt Pfeifers Film "Again" den Fall eindrucksvoll neu auf. Bis zum 12. September ist der Film nun in der Arte-Mediathek verfügbar.

"Again - Noch einmal", Arte-Mediathek, bis 12. September


Warum gehen die Künstlerinnen verloren?

Wenn man Menschen auf der Straße nach den zehn bekanntesten Künstlern der Welt fragt, wird niemand auch nur eine Künstlerin nennen. So heißt es in der Arte-Doku "Lost Women Art – ein vergessenes Stück Kunstgeschichte". Dabei wirkten auch Malerinnen, Zeichnerinnen und Bildhauerinnen im Laufe der Jahrhunderte erfinderisch und feierten Zeit ihres Lebens teils weltweit Erfolge auf Ausstellungen. Diesem Missverhältnis will die zweiteilige Doku von Susanne Radelhof ("Bauhausfrauen") auf die Spur kommen.

Radelhofs Sendungen fragen nach Mechanismen des Erinnerns sowie eines angenommenen systematischen Vergessens innerhalb der Kunstgeschichte. Dessen Grund liege "im Patriarchat", also in männlich dominierten Verhältnissen. Teil eins lässt Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker, Kuratorinnen und Vertreter wegweisender Institutionen zu Wort kommen. Vorgestellt werden aber vor allem zu ihrer Zeit berühmte Künstlerinnen des Impressionismus und des frühen 20. Jahrhunderts. Zum Beispiel Berthe Morisot, Suzanne Valadon, Julie Wolfthorn, Helene Funke, Natalija Gontscharowa und Hilma af Klint. Der zweite Teil der Dokumentarreihe beschäftigt sich dann mit Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts vom Neuen Sehen bis zur feministischen Avantgarde. Hier lernt das Publikum Künstlerinnen wie Germaine Krull, Leonora Carrington, Lotte Laserstein, Elfriede Lohse-Wächtler, Charlotte Salomon, Elisabeth Voigt, Kiki Kogelnik und Valie Export besser kennen. 

"Lost Women Art", Teil 1 und 2, Arte-Mediathek, bis 8. Dezember


Neues vom Meisterdieb Assane Diop

Mit einem Kunstdieb mitfiebern? Ein ambivalentes Gefühl. Doch bei Omar Sy in der Netflix-Serie "Lupin" ist es schwer zu vermeiden. Darin wird die Geschichte des jungen senegalesischen Einwanderers Assane Diop in Paris erzählt, dessen Vater Angestellter beim wohlhabenden Unternehmer Hubert Pellegrini ist. Als Chauffeur bringt er sich und seinen Sohn gerade so durch. Als sein Arbeitgeber ihn beschuldigt, ein wertvolles Collier gestohlen zu haben, wird er inhaftiert. Im Gefängnis begeht er Selbstmord, und der noch minderjährige Assane wird zum Waisen. Das einzige, was ihn an seinen Vater erinnert, ist ein Buch von Schriftsteller Maurice Leblanc über den Meisterdieb Arsène Lupin. 

Jahre später hat sich Assane Diop für einen erfolgreichen Karriereweg abseits der legalen Wege entschieden und will herausfinden, was damals wirklich mit dem Collier und seinem Vater geschah. Das Schmuckstück ist inzwischen wieder aufgetaucht und soll im Louvre versteigert werden. Diop schmiedet einen genialen Plan, der hier nicht weiter verraten werden soll.

Nach einem spektakulären Staffelfinale des ersten Teils ist nun das zweite Kapitel von "Lupin" mit fünf weiteren Folgen gestartet. Der Rachefeldzug gegen Hubert Pellegrini hat zur Entführung von Assane Diops Sohn geführt. Um ihn zu finden, plant der Meisterdieb einen neuen Coup - und wird zum meistgesuchten Mann Frankreichs.

"Lupin", 2. Staffeln, bei Netflix


Die Bilder-Sucherin

Mit ihren Porträts von großen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts wurde sie berühmt: Gisèle Freund (1908-2000) fotografierte James Joyce, Frida Kahlo, Walter Benjamin, Colette, Jean Cocteau, Hermann Hesse, Marguerite Duras, Henri Matisse, Stefan Zweig, Virginia Woolf, Jean-Paul Sartre oder Simone de Beauvoir.

Freund, die in Schöneberg (heute Stadtteil von Berlin) geboren wurde und aus politischen Gründen 1933 ins Pariser Exil ging, zählte zu den wenigen Fotoreporterinnen, die der Agentur Magnum angehörten. Mit ihrer Leica-Sucherkamera bereiste sie die Kontinente und richtete ihren soziologisch geschulten Blick auf die Menschen. Über ihre Praxis hinaus war sie eine bedeutende Theoretikerin der Fotografie.

Ihr Rang als Fotokünstlerin wurde Ende der 1970er allgemein erkannt, nachdem die Documenta in Kassel ein für den Kunsthandel produziertes Freund-Portfolio mit zehn ihrer frühen Farbporträts zeigte. Bei Arte ist nun die Dokumentation "Gisèle Freund - Ein Leben für die Fotografie" von Teri Wehn-Damisch zu sehen. Die Filmemacherin und Wegbegleiterin der Künstlerin zeichnet Freunds Reisen von Berlin nach Paris, von Buenos Aires nach Mexiko City und schließlich nach Newcastle upon Tyne nach, durchforstet den Nachlass der Fotografin und erzählt auch von deren tragischem Ende.

Wehn-Damischs Videoaufnahmen von 1997 zeigen eine alzheimerkranke Frau, die weder die Freundin, noch die Gesichter auf ihren eigenen, legendären Fotos erkennt. In der Abbaye d’Ardenne (Normandie), dem Sitz des Archivs IMEC, das Gisèle Freunds Nachlass bewahrt, kommen einstige Bekannte sowie Forschende zu Wort, die sich mit ihren Werken befassen.

"Gisèle Freund - Ein Leben für die Fotografie", Arte-Mediathek, bis 2. September


Den Adler auf der Brust

Bei der paneuropäischen Fußball-EM wird gerade überdeutlich, wie weltfremd die Forderung ist, der Sport solle unpolitisch sein. Die Spieler treten während einer Pandemie in teils ausverkauften Stadien auf, die Uefa wehrte sich gegen die Beleuchtung der Münchner Allianz-Arena in Regenbogenfarben als Zeichen gegen Homo- und Transphobie, und immer wieder gehen Mannschaften vor den Spielen als Zeichen gegen Rassismus auf die Knie.

Wenn man darüber sprechen will, wie es jenseits der großen einstudierten Gesten mit der Toleranz im Fußball aussieht, fragt man jedoch am besten die, die von Anfeindungen und Abwertung betroffen sind. Der eindrucksvolle Dokumentarfilm "Schwarze Adler" beschäftigt sich mit Schwarzen Deutschen, die im Trikot der Nationalmannschaft gespielt haben - die den gestickten Adler auf der Brust getragen haben. Große Namen wie Erwin Kostedde, Jimmy Hartwig, Steffi Jones, Beverly Ranger, Gerald Asamoah und Cacau erzählen vom Stolz, für ihr Land Fußball zu spielen, aber auch von Affenlauten von der Tribüne und Übergriffen im Alltag. 1975 wurde die Stürmerin Beverly Ranger in der "Sportschau" mit der Zeile "Schön und kaffeebraun sind alle Frauen aus Kingstontown" begrüßt.

Der Film trägt nicht nur individuelle Erfahrungen zusammen, sondern zeigt auch, wie die deutsche Gesellschaft mit Rassismus umging und umgeht. Das teilweise verstörende Archivmaterial erinnert daran, dass sich bei dem Thema zwar einiges getan hat - aber dass sich manches nur sehr langsam verändert und ein Fußball ohne Rassismus bisher nur ein Werbeslogan ist. 

"Schwarze Adler", ZDF-Mediathek, bis 17. Juli


Claude Cahun und Marcel Moore - die Liebenden

Die surrealistischen Künstlerinnen Claude Cahun (1894 - 1954) und Marcel Moore (1892 - 1972) waren gleichzeitig Stiefgeschwister und Liebhaberinnen - sehr zum Entsetzen ihrer Familie. Mit ihren genderfluiden Performances und Selbstporträts gelten sie heute als Vordenkerinnen einer queeren Ästhetik und der Vorstellung, ein Ich immer wieder neu formen zu können. 1937 zog das Paar aus ihrer kosmopoliten Pariser Künstlerblase auf die Insel Jersey, wo sie bis zum Tod Claude Cahuns zusammen lebten und arbeiteten. Während der Besatzung durch das NS-Regime waren sie außerdem im Widerstand aktiv und wurden 1944 inhaftiert und zum Tode verurteilt, das Urteil wurde jedoch nie vollstreckt, da Jersey 1945 von den Alliierten befreit wurde. 

Die US-Künstlerin Barbara Hammer (1939 - 2019) widmete dem Künstlerinnenpaar 2006 den Film "Lover Other", eine meditative Collage aus alten Fotos, Kunstwerken, Tagebucheinträgen, Landschaften auf Jersey und den Aussagen von Nachbarn und Freunden ("Wir fanden sie etwas verrückt, aber was soll man von Künstlern anderes erwarten?"). Der Film ist eine liebevolle Hommage an zwei exzentrische Individuen, aber auch ein Beweis dafür, wie einflussreich Cahuns und Moores ästhetischer Mut für die Generationen nach ihnen war. 

"Lover Other", auf Mubi


François Pinault - Der Milliardär und sein Museum

Ein paar Stühle, die in der riesigen Rotunde verloren und erhaben zugleich wirken; in der Mitte eine monumentale Skulptur. In den nächsten Wochen werden sich die Wachs-Plastiken des Schweizers Urs Fischer durch die Wärme des Sonnenlichts verformen und zu neuen Kunstwerken werden. Denn die Arbeiten stehen unter der rund 40 Meter hohen Glaskuppel des neuen Pariser Museums des französischen Milliardärs François Pinault, das offiziell am 22. Mai eröffnet hat.

Der neue Kunstpalast des 84-Jährigen befindet sich in der einstigen Bourse de Commerce, der Handelsbörse. Er trägt deshalb den etwas sperrigen Namen "Bourse de Commerce - Pinault Collection" und liegt zwischen dem Louvre und dem Centre Pompidou. Zusammen formen sie eine Art Museumsmeile. Doch nicht nur die Lage ist top. 

Der japanische Stararchitekt Tadao Ando hat auf elegante Weise Alt mit Neu verbunden. Dabei griff er auf Beton und die geometrische Form des Kreises zurück - bevorzugte Elemente seiner minimalistischen Baukunst. So hat der 79-Jährige in den teilweise unter Denkmalschutz stehenden Rundbau mit Stilelementen, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen, einen 9 Meter hohen und 30 Zentimeter breiten Betonzylinder eingebaut. Eine Struktur, die an die russischen Matrjoschkas erinnert, Holzpuppen, die man ineinandersteckt. 

Der Dokumentarfilm "Der Milliardär und sein Museum" stellt das Mega-Projekt im Herzen von Paris vor, das von einem kühnen Traum inzwischen Realität geworden ist. Außerdem geht es um die Frage, was es für die Kunstwelt bedeutet, wenn es zunehmend private Player sind, die die spektakulärsten neuen Museen für zeitgenössische Kunst in die Welt setzen. 

"Der Milliardär und sein Museum", Arte-Mediathek, bis 3. Dezember